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Konjunktur: Deutsche Wirtschaft schrumpft 2023 um 0,6 Prozent

Baumaterial und Schutt auf einer Baustelle: Die Konjunktur kommt nicht in Gang

Baumaterial und Schutt auf einer Baustelle: Die Konjunktur kommt nicht in Gang

Foto: Sven Hoppe / dpa

Noch im Frühjahr haben sich Wirtschaftsforscher optimistischer gezeigt – doch jetzt im Herbst rechnen sie mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Prognose für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. Statt des bislang erwarteten Wachstums von 0,3 Prozent wird nun für das laufende Jahr ein Rückgang von 0,6 Prozent vorhergesagt, das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose für die Bundesregierung hervor.

»Der wichtigste Grund dafür ist, dass sich die Industrie und der private Konsum langsamer erholen, als wir im Frühjahr erwartet haben«, sagte Oliver Holtemöller, stellvertretender Präsident am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

Der starke Anstieg der Energiepreise 2022 habe die Erholung von der Coronapandemie abgewürgt, die Inflation entziehe den Haushalten Kaufkraft und die jüngsten Leitzinserhöhungen belasteten die Bauwirtschaft, hieß es weiter. Die Stimmung in den Unternehmen habe sich zuletzt erneut verschlechtert, dazu trage auch politische Unsicherheit bei.

Für das nächste Jahr erwarten die Forscher ein Plus von 1,3 Prozent. Damit senkten sie ihre Prognose nur um 0,2 Prozentpunkte. »Zuletzt haben die Löhne aufgrund der Teuerung angezogen, die Energiepreise abgenommen und die Exporteure die höheren Kosten teilweise weitergegeben, sodass Kaufkraft zurückkehrt«, hieß es in der Mitteilung. Demnach dürfte der Abschwung zum Jahresende abklingen.

2025 soll es dann zu einem Plus von 1,5 Prozent reichen. Die Gemeinschaftsdiagnose dient der Regierung als Basis für ihre eigenen Projektionen, die wiederum die Grundlage für die Steuerschätzung bilden.

Bei der Arbeitslosigkeit rechnen die Wirtschaftsforscher dieses Jahr mit einem Anstieg auf 2,6 Millionen Betroffene – das wären etwa 174.000 mehr als 2022. »Die konjunkturelle Schwäche ist mittlerweile auf dem Arbeitsmarkt angekommen«, schreiben die Institute. Angesichts der »notorischen und sich perspektivisch weiter verschärfenden Personalknappheit in vielen Bereichen« erwarten sie 2023 allerdings nur einen moderaten Anstieg. »Im kommenden Jahr wird die Zahl der Arbeitslosen wohl leicht sinken«, so die Prognose. 2025 soll sie dann weiter zurückgehen auf weniger als 2,5 Millionen.

Hoffnung bei Inflation

Für die Verbraucher halten die Institute eine gute Nachricht parat. »An der Preisfront entspannt sich die Lage nach und nach«, heißt es in der Gemeinschaftsdiagnose, die den Titel »Kaufkraft kehrt zurück – Politische Unsicherheit hoch« trägt. Die Inflationsrate dürfte demnach im laufenden Jahr bei 6,1 Prozent liegen, 2024 aber deutlich auf 2,6 Prozent fallen und 2025 dann noch einmal auf 1,9 Prozent. »Mittlerweile haben die Löhne auf die Teuerung reagiert, sodass die Kaufkraft der Beschäftigten wieder steigen wird«, sagen die Ökonominnen und Ökonomen voraus. »Dies stabilisiert den privaten Konsum.«

Schwierige Zeiten werden der Baubranche vorhergesagt. »Das Baugewerbe kommt zunehmend in schweres Fahrwasser.« Wegen gestiegener Finanzierungskosten dürften etwa die Wohnungsbauinvestitionen »bis in das nächste Jahr hinein wohl deutlich zurückgehen«.

Exportgeschäft bleibt schwierig

Vorerst keine großen Sprünge nach oben werden im Exportgeschäft erwartet. »Die konjunkturelle Flaute in wichtigen Absatzmärkten wie dem Euroraum und China, von denen vor allem weniger Konsum- und Vorleistungsgüter nachgefragt werden, bremst die Exporte«, betonten die Institute. »Darüber hinaus belasten auch die hohen Energiekosten, insbesondere in der chemischen Industrie, sowie der zunehmende Fachkräftemangel die deutschen Exportunternehmen.« Deshalb sollen die Ausfuhren im laufenden Jahr preisbereinigt um 1,0 Prozent sinken, 2024 dann um 1,8 Prozent wachsen.

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Erstellt wird die Gemeinschaftsdiagnose vom RWI in Essen, vom Ifo-Institut in München, vom Kieler IfW, vom IWH in Halle und vom Berliner DIW, das nach dem Umbau der hauseigenen Konjunkturforschung wieder mit dabei ist.