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Krisen-Treffen in Moldau: Europa stellt sich bei Mega-Gipfel gegen Putin

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Das von Frankreichs Staatschef Macron erdachte Gipfel-Format ELP hat seinen Auftakt in Moldau.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Moldaus Regierung drängt an der Seite der Ukraine in die EU. Die Opposition hingegen will das Land zurück in die Arme Moskaus führen. Zur Unterstützung von Präsidentin Sandu macht sich Europa beinahe geschlossen auf den Weg in das Land. Damit wird zugleich ein von Macron erdachtes Gipfel-Format Realität.

"Moldau ist nicht allein" - unter diesem Motto steht ein Gipfeltreffen mit fast 50 europäischen Staats- und Regierungschefs sowie den Spitzen der EU-Institutionen. Aus dem Nachbarland der Ukraine soll ein Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgehen: Hände weg von Moldau! Die frühere Sowjetrepublik ist nicht erst seit dem Ukraine-Krieg Übergriffen aus Moskau ausgesetzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj steht auf der Gästeliste, auch wenn seine Teilnahme aus Sicherheitsgründen bis zuletzt nicht bestätigt war. Der Gipfel findet symbolträchtig auf Schloss Mimi statt, einem Weingut nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, südöstlich von Moldaus Hauptstadt Chisinau.

Unter dem Schlagwort "#MoldovaIsNotAlone" (Moldau ist nicht allein) häufen sich seit Wochen Twitter-Botschaften zu dem Gipfel. "Wir reden in Moldau über Energie, Migration, Sicherheit, Verteidigung, Infrastruktur und Geopolitik", kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron in einem Handyvideo an. "Denn wir teilen einen Kontinent." Auf Macron geht die Idee der Europäischen Politischen Gemeinschaft zurück, die sich in Moldau zum zweiten Mal trifft, nach einem Gründungsgipfel in Prag im Oktober. Macron verglich die Gesprächsplattform jüngst mit einem "geopolitischen Labor".

Russland verschärft Armut

Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet ein klares Zeichen "gegen den russischen Imperialismus", wie ein Sprecher in Berlin sagte. An der Ostgrenze Moldaus gibt es mit Transnistrien eine Region, die von pro-russischen Separatisten beherrscht wird. Dort hat Russland Soldaten stationiert, die Furcht vor Umsturzversuchen ist groß.

"Für Einflussnahme aus Russland gibt es in Moldau einen Nährboden", sagt Felix Hett, Länderbeauftragter der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung für Moldau und die Ukraine. "Die moldauische Opposition versucht mit Hilfe Moskaus, zurück an die Macht zu kommen", die Machtbasis der pro-europäischen Regierung sei "fragil". Zudem habe Russland durch die massive Erhöhung der Gaspreise die Armut vieler Bürger noch verschärft.

Krisenvermittlung am Rande

Die prekäre Lage Moldaus soll sich mithilfe der EU ändern. Am Vorabend des Gipfels hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Aufstockung der Wirtschafts- und Investitionshilfen für Moldau auf 1,6 Milliarden Euro angekündigt. Zudem sollen Handytelefonate zwischen der EU und Moldau ab dem kommenden Jahr billiger werden. Kurz vor dem Gipfel ging zudem eine neue EU-Zivilmission zum Schutz gegen russische Cyberangriffe und Desinformation an den Start.

Die pro-europäische Regierung unter Präsidentin Maia Sandu wirbt für einen EU-Beitritt im Schnellverfahren bis 2030, an der Seite der Ukraine. Seit knapp einem Jahr sind beide Staaten Kandidatenländer, sie hoffen auf die Aufnahme der entscheidenden Beitrittsgespräche noch in diesem Jahr. Von der Leyen lobte bei einem Auftritt mit Sandu in Chisinau demonstrativ die "großartigen" Reformfortschritte Moldaus. Das Sagen haben allerdings die EU-Länder, die in dem vielschrittigen Beitrittsprozess jede Stufe einstimmig billigen müssen. Ein Beitritt bis 2030 scheint deshalb mehr als nur ehrgeizig.

Am Rande des Gipfels will Kanzler Scholz zusammen mit Macron erneut in Krisen vermitteln. Beide wollen die Spitzen Serbiens und des Kosovo treffen, nach den jüngsten Zusammenstößen im Nordkosovo. Auch mit den Erzfeinden Armenien und Aserbaidschan ist ein klärendes Gespräch geplant.