Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Lange Tafel am Marktplatz Schweinfurt mit Markus Söder: Wie die Tafel auf Armut und Verschwendung aufmerksam macht

Lebensmittel retten und dafür sorgen, dass Menschen, die wenig Geld haben, etwas zu essen haben: Dafür stehen die Tafeln. Seit 20 Jahren gibt es die Tafel Schweinfurt. 2500 Erwachsene und 1200 Kinder versorgt das Tafel-Team zur Zeit.

Das 20-jährige Bestehen wurde jetzt mit einer ausgefallenen Aktion gefeiert: Einer "Langen Tafel" am Marktplatz, mit Ministerpräsident Markus Söder als Redner und Kurzzeithelfer an der Kuchentheke und beim Kartoffelsuppe ausgeben. Ziel der Aktion: Auf Armut und Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen. Weiteres Ziel: Die Menschen zusammenbringen.  

Gemeinsam essen und sich über soziale Organisationen informieren

Das hat geklappt. Schon vor dem offiziellen Beginn um 10.30 ist schwer was los am Marktplatz. An den Tischen sitzen schon die ersten, ringsum wird stellenweise noch an Ständen gewerkelt und aufgebaut. Verschiedene soziale Organisationen aus Stadt und Landkreis stellen sich vor, dazwischen gibt's Essenstände.

Alles gegen eine Spende

Darum geht's ja schließlich auch: Gemeinsam essen, zusammensitzen. Kuchen, Bratwurst, Suppe, türkische Köstlichkeiten und Getränke gibt es gegen eine Spende. "Sie geben, was Sie möchten und können", sagt Tafel-Vorsitzender Ernst Gehling zum Auftakt auf der Bühne. Zur "Langen Tafel" gehört auch ein Bühnenprogramm mit Infos, Musik und Tanz, moderiert von Norbert Steiche.

Fotogalerie: 20 Jahre Tafel in Schweinfurt

"An die Menschen denken, die nicht auf der Sonnenseite stehen", das ist für Norbert Steiche ein  Motto des Tages. Das zweite: den vielen Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern danken, die sich nicht nur bei der Tafel engagieren. Gut 160 sind es zur Zeit bei der Tafel. Gut zu erkennen bei der Aktion am Marktplatz an den orangefarbenen Hemden und Schürzen. Oder an der Spendenbox in der Hand. 

"Ihr seid echte Herzensmenschen"

Ministerpräsident Markus Söder 

Als Markus Söder am Marktplatz eintritt, richtet sich die Aufmerksamkeit erst einmal auf ihn. Viele  wollen ein Selfie mit ihm. Söder scheint das Spaß zu machen. Ernst Gehling hätte gerne ein paar Worte in Ruhe mit ihm gewechselt, sagt er. War aber keine Chance. "Söder ist ein Magnet." Deswegen hat er ihn ja auch eingeladen. 

Lesen Sie auch:

"Die Tafeln sind unglaublich wichtig", sagt Söder. Die Menschen, die sich in den Tafeln engagieren, leisteten einen großartigen Dienst des Herzens. "Ihr seid echte Herzensmenschen."   

Söder kündigt an, die Tafeln in Bayern mit einer Million Euro zu unterstützen. Moderator Nobert Steiche setzt die Summe zu den 174 Tafeln in Bayern in Relation. "Für die einzelnen Tafeln bleibt da nicht so viel übrig. Aber das ist ein Anfang." Söder geht auch auf das Thema Lebensmittelverschwendung ein. "Wir müssen gut mit Nahrungsmitteln umgehen, sie nicht wegwerfen."

Markus Söder bekennt sich zur Bratwurst

Natürlich gibt es auch ein Bekenntnis zur Wurst: "Ein Leben ohne Bratwurst ist möglich, aber für mich nicht sinnvoll." Dafür gibt's Applaus. Nachher, beim Suppe austeilen will auch kaum jemand von Söder eine Portion ohne Wurst. Obwohl der Ministerpräsident immer nachfragt. Schließlich ist ja sein Credo: "Jeder soll essen dürfen, was er will." 

Lesen Sie auch:

100.000 Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr weggeworfen: Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist das ein Skandal. Die Arbeit der Tafel sei nicht nur deswegen ein Segen. "Ohne diesen Einsatz würde die Gesellschaft nicht funktionieren."

Landrat Florian Töpper dankt ebenfalls der Tafel und den Freiwilligen. Er erinnert aber auch daran, dass die Tafel-Idee umstritten sei. Es gebe Menschen, die meinen, die Sozialleistungen des Staates reichten. Das sei nicht so. Es könnten sich Härten entwickeln, ohne dass die Betroffenen etwas dafür können. Deswegen brauche man die Tafeln. 

Ernst Gehling: "Wir sind sehr zufrieden."

Wie sieht Ernst Gehling am Tag danach die Aktion? "Es war gelungen, wir sind sehr zufrieden." Nicht nur mit der Organisation und mit der Resonanz, auch mit der Essens-Planung:  Alle 800 Bratwürste wurden verkauft, der Kuchen bis auf den letzten Krümel ausgegeben. Gehling dankt auch noch mal allen, die geholfen haben – und es vielleicht in Zukunft noch tun werden. 

Wer kann bei der Tafel einkaufen?

Wer bei der Tafel einkaufen will, braucht einen so genannten Tafelschein. Darüber entscheiden in Schweinfurt Diakonie und Caritas, in Gerolzhofen die Verwaltungsgemeinschaft. Ausschlaggebend ist das Netto-Einkommen. Die Grenze liegt bei einer alleinerziehenden Person mit einem Kind unter 15 Jahren bei 1095 Euro im Monat. Für Paar mit einem Kind unter 15 Jahren liegt die Grenze bei 1972 Euro im Monat. Wer einen Schein hat, kann einmal in der Woche einkaufen. Unabhängig von der Zahl der Familienmitglieder kostet ein Einkauf 3 Euro. Die Tafel Schweinfurt hat außer in Schweinfurt noch Ausgabestellen in Gochsheim und Gerolzhofen.

Quelle: Tafel Schweinfurt