Markus Saller aus Mühldorf am Inn: Freier Wähler schockt mit „Rothschild“-Tweet
Markus Saller will für die Freien Wähler in Bayerns Landtag
Foto: Freie Wähler
Von: Thomas Gautier
München – Wieder Wirbel um antisemitische Sprüche bei den Freien Wählern! Die Flugblatt-Affäre um ihren Chef Hubert Aiwanger ist kaum durch – da schockt ein Freier Wähler wieder mit antisemitisch anmutenden Begriffen.
Rechtsanwalt Markus Saller (54) kandidiert in Altötting und Mühldorf am Inn für den Bayerischen Landtag.. Dafür legte er sich auch ein Profil auf X (ehemals Twitter) zu. Doch den hat er wieder gelöscht. Der Grund: ein Shitstorm!
Auslöser: ein Tweet von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD). Am 24. September twitterte Lauterbach über einen Besuch „bei meinem Doktorvater Amartya Sen und seiner Frau Emma Rothschild“.
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Rothschild – bei Neonazis, Reichsbürger und Querdenker eine beliebte Verschwörungslegende. Sie besagt, dass die reiche jüdische Familie die Finanz- und Weltpolitik steuert. Das ist Quatsch – hält sich aber hartnäckig.
Die Folge: Unter Lauterbachs Tweet hetzten dutzende wegen dieses Familiennamens. Auch Markus Saller schrieb darunter – nämlich: „Rothschild?“. Sofort kam der Verdacht auf: War das antisemitisch gemeint?
Die Antwort von Markus Saller auf Lauterbachs Tweet
Foto: privat
Nicht der einzige fragwürdige Tweet von Saller
Am 20. September hatte Saller auch zu einer weiteren rechtsradikalen Verschwörungstheorie Bezug genommen. Unter einem Tweet schrieb er etwa vom „Great Reset“. Die Theorie es „Great Reset“ behauptet laut Verfassungsschutz, dass eine „globale Elite“ in Politik und Wirtschaft eine globalisierte Diktatur anstrebe.
Der „Great Reset“-Tweet von Markus Saller
Foto: privat
Die Folge: massive Vorwürfe im Internet gegen Saller. Die Tweets machten die Runde. Saller löschte die Tweets – und löschte sein X-Account dann komplett. Er sei mit den Reaktionen nicht mehr klargekommen.
Das sagt Saller zu den Vorwürfen
BILD konfrontierte Saller mit seinen Tweets. Auf Anfrage schreibt er: „Antisemitische Anspielungen waren von mir nicht beabsichtigt. Ich bedaure sehr, dass man die Posts im Zusammenhang so interpretieren kann. Das war im Nachhinein dumm von mir. Zwischen den Tweets lagen mehrere Tage. “
Zum Tweet „Rothschild?“ sei es so gekommen: „Im Tweet stand, dass der Doktorvater mit einer Frau Rothschild verheiratet ist. Darüber bin ich gestolpert, weil der Name mir bekannt ist als der einer international einflußreichen Familie. Dies wollte ich mit meinem Post zum Ausdruck bringen. Eine antisemitsche Anspielung war von mir nicht beabsichtigt. Ich habe auch direkt auf den Tweet gepostet und nicht gesehen, was dort schon von anderen kommentiert wurde.“
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger
Foto: Sven Hoppe/Pool/REUTERS
Und wie will er den Tweet mit dem „Great Reset“ gemeint haben?
Saller: „Im Haupttweet beklagte jemand, warum die Big Player der Wirtschaft sich nicht massiver gegen die aktuelle Wirtschaftspolitik einsetzen. Ich antwortete sinngemäß, dass man wohl schon einen Logenplatz für den Great Reset gebucht habe. Den Begriff kenne ich nur aus dem Buch des Begründers des Weltwirtschaftsforums. Dass damit auch eine antisemitische Konnotation einhergeht, war mir nicht bekannt. Der Kommentar war flapsig gemeint, aber unglücklich formuliert.“
Ursprünglich stammt die Formulierung „Great Reset“ von einer Initiative des Weltwirtschaftsforums, die insbesondere auf ökonomische Reformen für mehr Nachhaltigkeit und soziale Partizipation setzt.
Intern waren die Tweets bei den Freien Wähler kein großes Thema. Sprecher Christoph Hollender auf BILD-Anfrage: „Da sich der Betroffene bereits entschuldigt und seinen Account gelöscht hat, gab es keine Gespräche.“