Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Mit Geld aus dem Sondervermögen: Bundeswehr gibt Großbestellung in Australien auf

Mit Geld aus dem Sondervermögen Bundeswehr gibt Großbestellung in Australien auf

imago0239829518h.jpg

Schon 2025 sollen die neuen Fahrzeuge in Dienst gestellt werden.

(Foto: IMAGO/AAP)

Das deutsche Militär will seine Lagerbestände wieder auffüllen und andererseits alte Waffensysteme ablösen. Fündig ist man nun in Australien geworden. Von dort sollen mehr als 100 schwere Gefechtsfahrzeuge vom Typ "Boxer" kommen - ein anderes Waffensystem hat derweil ausgedient.

Die Bundeswehr schafft mit Mitteln aus dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro neue schwere Gefechtsfahrzeuge in Australien an. Verteidigungsstaatssekretär Thomas Hitschler und der australische Rüstungsminister Pat Conroy unterzeichneten nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums eine Erklärung zur beabsichtigten Beschaffung von mehr als 100 sogenannten schweren Waffenträgern - dies sind gepanzerte und kampffähige Fahrzeuge mit einem bemannten Turm und einer Kanone. Sie sollen das bisher von der Bundeswehr genutzte System "Wiesel" ablösen.

215070345.jpg
215070345.jpg

Veraltet: Ein Fahrzeug vom Typ "Wiesel".

(Foto: picture alliance/dpa)

Nach Angaben des australischen Verteidigungsministeriums handelt es sich um die dort unter dem Namen Combat Reconnaissance Vehicle (CRV, Kampf- und Aufklärungsfahrzeug) produzierte Version des Radpanzers "Boxer" von Rheinmetall. Die Fertigung des neuen Gefechtsfahrzeugs, laufe bereits an, erklärte die deutsche Seite. Ziel sei es, bereits 2025 die ersten Fahrzeuge auszuliefern. Das Ministerium sprach von einem "straffen Zeitplan". Die Vereinbarung sei ein "sichtbares Zeichen der vertrauensvollen Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Wertepartner Australien", hieß es weiter in einer Erklärung. Zu den Kosten des Projekts wurden zunächst keine Angaben gemacht.

Die Ukraine hatte Deutschland in der Vergangenheit um Fahrzeuge vom Typ "Wiesel" gebeten, es wurden allerdings keine dorthin geliefert. Die Bundeswehr brachte Anfang des Jahres dennoch angesichts der vielen anderen Waffenlieferungen nach Osteuropa Ersatzbeschaffungen auf den Weg. Ende Januar tauchte eine Liste mit 49 Einzelpositionen wie etwa 14 neuen Panzerhaubitzen 2000 oder 50 geschützten Dingo-Transportfahrzeugen auf.

Sondervermögen der Bundeswehr soll nicht ausreichen

"Die Bundeswehr hat von allem zu wenig", konstatierte kürzlich die Wehrbeauftragte Eva Högl. Panzer, Boote, Schiffe, Flugzeuge. Es gebe "kein großes Gerät, das in größerer Stückzahl vorhanden ist". Dieser Missstand schlägt sich in der Stimmung nieder. Es sei eine enorme Erwartungshaltung in der Truppe, sagte Högl, "und die darf nicht enttäuscht werden." Um die Geräte, die beschafft werden, auch benutzen und warten zu können, ist jedoch auch viel mehr Infrastruktur nötig, als die Bundeswehr derzeit hat. Die 100 Milliarden Euro Sondervermögen machen also weitere Investitionen nötig.

Militärhistoriker Gustav Gressel sagte ntv.de dazu: "Neue Fahrzeuge werden oft größer und wartungsaufwändiger, beim Panzer Puma ist das gut zu sehen. Dafür sind andere Hallen notwendig, größere Kräne, neues Personal", sagt Gressel. Die Krux am Sondervermögen aus seiner Sicht: Man nimmt jetzt Geld in die Hand, um modernes Material zu kaufen. Doch die Investitionen in die Infrastruktur standen schon vorher im Stau. Dieses Problem wird durch die Neuanschaffungen deutlich verschärft. "Ich kann einen F-35 Kampfjet einfach nicht in den Wald stellen und sagen, 'Tarn dich, aber geh mir nicht damit auf die Nerven, dass du eine Flughalle willst und Turbinenwechsel'."

Kritiker halten der Bundeswehr vor, über die Jahre einen kostenintensiven, ineffizienten Verwaltungsapparat erschaffen zu haben. Die Linkspartei hält dagegen die deutsche Armee für nicht schlecht ausgestattet, der Rüstungsetat sei seit 2014 bereits um die Hälfte erhöht worden. "Bei den Rüstungskonzernen knallen die Korken und die Aktien steigen", heißt es von der Partei. Rheinmetall verzeichnete 2022 ein Rekordjahr und war erst kürzlich in den DAX aufgestiegen.