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Nach Angriffen auf KFOR-Truppe: NATO schickt zusätzliche Soldaten in den Kosovo

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Die NATO ist im Kosovo mit ihrer internationalen Schutztruppe KFOR im Einsatz.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Bei Protesten im Norden des Kosovo werden Soldaten der NATO-Schutztruppe mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen beworfen. Auch einen Tag nach den Ausschreitungen bleibt die Lage angespannt. Das Militärbündnis reagiert prompt - und schickt mehr Soldaten ins Land.

Nach gewaltsamen Protesten im Norden des Kosovo verstärkt die NATO die internationale Schutztruppe KFOR in dem Balkanland. Die Stationierung zusätzlicher NATO-Soldaten im Kosovo sei eine Vorsichtsmaßnahme "um sicherzustellen, dass die KFOR über die Fähigkeiten verfügt, die sie zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gemäß unseres UN-Sicherheitsratsmandats benötigt", erklärte der NATO-Kommandeur Stuart B. Munsch am operativen Hauptkommando der Allianz in Italien. Er forderte zudem ein Ende der Gewalt.

Bei Protesten in Zvecan im Norden des Kosovo hatten sich italienische und ungarische KFOR-Soldaten am Montag serbischen Demonstrierenden entgegengestellt, welche die Stadtverwaltung stürmen wollten. Die Soldaten wurden mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen angegriffen. Die kosovarische Polizei setzte Tränengas ein. Bei den Zusammenstößen wurden nach Angaben der KFOR 19 ungarische und elf italienische Soldaten verletzt.

Am Dienstag versammelten sich erneut serbische Demonstrierende vor der Stadtverwaltung in Zvecan. KFOR-Soldaten stellten eine Metallbarriere auf und hinderten hunderte Serben daran, in das Gebäude einzudringen. Drei gepanzerte Fahrzeuge der Polizei - deren Präsenz im mehrheitlich ethnisch-serbischen Norden des Kosovo immer wieder Diskussionen auslöst - blieben vor dem Verwaltungsgebäude stehen.

Russland wirft Westen Propaganda vor

Im Westen wurden die Vorfälle scharf verurteilt. Das Auswärtige Amt in Berlin forderte einen "sofortigen Stopp" der Gewalt. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius äußerte sich besorgt und wünschte den verletzten KFOR-Soldaten eine "schnellstmögliche Genesung". Frankreich drückte seine "volle Solidarität" mit den KFOR-Soldaten aus und forderte die "Parteien, besonders die Regierung des Kosovo" zu sofortigen Schritten zum Abbau der Spannungen auf.

Ähnlich äußerte sich auch die Europäische Union. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, die EU berate bereits über "mögliche Maßnahmen, die zu ergreifen sind, wenn die Parteien sich weiterhin den vorgeschlagenen Schritten zur Deeskalation widersetzen".

Russland griff seinerseits den Westen scharf an. "Wir fordern den Westen dazu auf, endlich seine trügerische Propaganda einzustellen und aufzuhören, die Schuld an den Vorfällen im Kosovo den verzweifelten Serben zuzuschieben, die versuchen, ihre legitimen Rechte und ihre Freiheit friedlich und ohne Waffen zu verteidigen", erklärte das Außenministerium in Moskau.

Demonstranten fordern Absetzung von Bürgermeistern

Hintergrund des wieder aufgeflammten Konflikts zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo sind die Kommunalwahlen vom 23. April. Die Serben, die im nördlichen Landesteil die Mehrheit der Bevölkerung stellen, hatten die Wahlen boykottiert. In der Folge gewannen auch in mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinden albanische Bürgermeisterkandidaten. Zu deren Amtsantritten am Montag versammelten sich ethnische Serben zu Demonstrationen.

Die Demonstranten fordern den Abzug der kosovarischen Sicherheitskräfte aus der Region. Auch verlangen sie die Absetzung von der ethnisch-albanischen Bevölkerungsgruppe angehörenden Bürgermeistern in der mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten Region. Rund 120.000 Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden des Landes.