Nach Messners Rekord-Aberkennung: Dieser Berg-Zoff ist der Gipfel
Reinhold Messer will sich in dem Gipfel-Zoff künftig zurückhalten
Foto: NIELS STARNICK / BILD AM SONNTAG
In der Bergsteigerwelt herrscht Alarm. Nach neuen, umstrittenen Berechnungen sind viele Alpinisten vor Erreichen des „wahren Gipfels“ wieder umgekehrt, darunter auch Reinhold Messner (79). Sein offizieller Weltrekord ist futsch, und die Fans sind sauer auf den Mann, der indirekt für die Aberkennung verantwortlich ist.
Messers Rekord aberkannt
Bisher galt Reinhold Messner als erster Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat – und außerdem als erste Person, die das ohne Sauerstoffflasche geschafft hat. Inzwischen ist der Südtiroler Extrembergsteiger auf der Website des Guinness-Buches nur als „Vermächtnis“-Rekord gelistet. Das heißt: Der Rekord wurde zu einer Zeit anerkannt, als die Berechnungen nicht dem heutigen Stand entsprachen.
Für die Neuberechnungen wurden unter anderem Geodaten ausgewertet. „Messner war an einem Punkt 65 Meter vor und fünf Meter unter dem Gipfel“, sagte der deutsche Berg-Chronist Eberhard Jurgalski (70) der Deutschen Presseagentur (dpa).
Der Gipfel-Zoff
▶︎ Jurgalski behauptet schon länger, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8091 Meter hohen Annapurna gestanden habe. Mittlerweile werde er von Messners Anhängern beschimpft.
Himalaya-Chronist Eberhard Jurgalski behauptet, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8091 Meter hohen Annapurna stand
Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
„Ich habe Messner keinen Rekord aberkannt, sondern seine Leistung lediglich einordnen wollen“, sagte Jurgalski der dpa. Der Bergsteiger habe nur einen Fehler gemacht. „Messner hat viel geleistet, aber einen kleinen menschlichen Fehler gemacht – so wie andere auch“, so Jurgalski. Seine Veröffentlichungen zu den neuen Berechnungen seien nicht persönlich gegen Messner gerichtet gewesen. Er habe herausgefunden, dass auch andere nicht die Gipfel der Achttausender Annapurna, Dhaulagiri und Manaslu erreicht hätten.
Das sagt Messner
„Einen Rekord, den ich nie in Anspruch genommen habe, kann man mir auch nicht nehmen“, sagte Messer zum Gipfel-Streit. Und über Chronist Jurgalski: „Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte. Der hat einfach den Berg verwechselt. Natürlich sind wir auf dem Gipfel angekommen.“ Jurgalski rief Messner daraufhin auf, ihn nicht mehr zu beleidigen.
Das sagt der neue Rekordhalter
Gemäß den neuen Daten, auf die die Organisatoren des Guinness-Buches zurückgreifen, wird jetzt dem US-Amerikaner Ed Viesturs (64) der Titel zugesprochen. Er beansprucht ihn aber nicht für sich. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Reinhold Messner der erste Mensch war, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, und dass dies auch heute noch anerkannt werden sollte“, sagte Viesturs auf dpa-Anfrage.
Als Messner 1985 den Annapurna erklomm, gab es keine Geodaten und GPS. „Ich glaube, dass Messner und die anderen ihr Möglichstes getan haben, um auf diesen Bergen die wahren Gipfel zu besteigen, und zwar nach bestem Wissen und unter den Bedingungen, die sie vor Ort vorfanden.“
Edmund Viesturs unterstützt seinen Kollegen und ist gegen die Messner-Aberkennung
Foto: ed_viesturs/Instagram
Gipfel-Wirrwarr
Bei vielen Gipfeln war es Bergsteiger-Experten zufolge nicht immer eindeutig klar, wo genau der höchste Punkt war und ob man ihn erreicht hatte – auch wegen der Unübersichtlichkeit. Sturm, Schnee und vor allem fehlendes GPS beeinträchtigten damals den Orientierungssinn. „Ob wir nun fünf Meter höher standen oder nicht – das kann niemand wissen auf der Welt. Weil der Sturm zu stark war und ein White Out herrschte: dichter Nebel, alles weiß um uns herum, Schnee, Eis“, sagte Messner der FAZ. Nicht nur der Gipfel sei damals sein Ziel gewesen, sondern auch der Weg dorthin.
Im Gipfel-Streit will sich Messner künftig zurückhalten. Seinen nach eigenen Worten letzten Instagram-Post zu dem Thema setzte er am Montag ab. Ihm gehe es nicht in erster Linie um das Erklimmen des Gipfels für einen Rekord. Im Alpinismus gebe es keine Rekorde – so etwas werde es im traditionellen Alpinismus nie geben. „Ich habe in meinem Leben so viel gewonnen, dass ich heute voller Stolz sagen kann, dass ich ein glücklicher Mann bin!“
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