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Neues Institut in Rostock will Pionierarbeit zu Long Covid leisten

Nach wie vor gebe es nicht "die eine Pille" gegen Long Covid. Aber auch die Linderung der Symptome sei wichtig. Nach Schätzungen seien bislang rund 17 Millionen Fälle von Long Covid in Europa aufgetreten und drei Millionen in Deutschland. "Das können wir uns als Gesellschaft schlicht und einfach nicht leisten."

Die eigentliche Arbeit soll das Institut nach Aussage Frommholds im kommenden Januar aufnehmen. Man wolle zunächst mit kleinen Räumlichkeiten starten. Zum Team sollen ein Physiotherapeut, eine Psychologin, aber auch Ergotherapeuten und Sozialarbeiter gehören. Viel solle in Form von Telemedizin passieren, um auch Menschen in anderen Teilen Deutschlands zu erreichen. Auch wolle man Internetvideos zu dem Thema produzieren.

Lob vom Gesundheitsministerium

Das Institut soll auch aus Kapazitätsgründen nicht die eigentliche Behandlung, sondern vielmehr Beratung und Koordinierung übernehmen. "Wir haben verschiedene Kooperationen mit unterschiedlichen Krankenhäusern, unter anderem mit dem Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg", erklärte Frommhold. Diese könnten dann etwa die Diagnostik übernehmen. Das Institut soll zudem Kliniken bei der Behandlung von Long Covid oder auch Unternehmen im Hinblick auf Gesundheitsmanagement beraten.

Das private Institut finanziert Frommhold nach eigener Aussage zunächst aus privaten Mitteln. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern plane eine Unterstützung. Darüber müsse aber noch der Landtag entscheiden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte zuvor mitgeteilt, dass sie die Schirmherrschaft übernommen habe. Zunächst handelt es sich laut Frommhold um privatärztliche Leistungen. Sie sei aber mit Krankenkassen im Gespräch über eine Kostenübernahme.

Das Institut sei "ein Leuchtturm des Gesundheitslands Mecklenburg-Vorpommern", lobte die Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese. Von wissenschaftlicher Pionierarbeit sprach Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (beide SPD). Laut dem Kommandeur des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg, Thomas Harbaum, braucht es ein Long-Covid-Expertennetzwerk, in dessen Mittelpunkt das Institut stehe. Wirtschaft und Wissenschaft hätten dringenden Bedarf, sagte er angesichts der drohenden Schäden, die durch die teils monatelangen Erkrankungen ausgelöst werden können.

Die Folgen einer Corona-Erkrankung sind bislang noch wenig erforscht. Ein neues Institut in Rostock will daran etwas ändern.

Ein nach eigenen Angaben deutschlandweit einzigartiges Institut in Rostock will künftig zu einem besseren Umgang mit Corona-Spätfolgen beitragen. Zum Start des Instituts Long Covid der Lungenfachärztin Jördis Frommhold in Rostock fand am Samstag ein Symposium unter anderem mit Vertretern aus Medizin und Politik statt.

Initiatorin Frommhold gilt deutschlandweit als Expertin für die Long-Covid-Erkrankung und ist Präsidentin des neuen Ärzteverbandes Long Covid. Als Chefärztin einer auf Lungenerkrankungen spezialisierten Klinik hat sie mehr als 5500 Long-Covid-Patienten behandelt. Mit Gründung des Instituts springe sie nun ins kalte Wasser sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Sie habe erstmals im Sommer 2020 über das Phänomen Long Covid berichtet. "Da wurde man ja fast noch gesteinigt, wenn man überhaupt über so etwas gesprochen hat." Mittlerweile sei die Akzeptanz gestiegen. Ebenso gebe es mehr Forschungsgelder. Nach wie vor sei es für Betroffene aber schwierig, etwa weil sie auf Behandlungskosten sitzen blieben. Das neu gegründete Institut soll als Beratungsstelle für die Behandlung von Long Covid Betroffene, Kliniken, aber auch Unternehmen beraten.

"Die Spinne im Netz"

"So ein bisschen kann man vielleicht auch das Bild benutzen: die Spinne im Netz", erklärte Frommhold. Gerade bei Long Covid sei es besonders wichtig, dass es eine Stelle gebe, an der die Informationen zusammenliefen und die Behandlung koordiniere. "Wir haben es ja mit einem sehr diffusen Krankheitsbild zu tun, mit unterschiedlichsten Symptomen, bis zu 200 verschiedene." Häufig gehe es um Atemprobleme, Schmerzen im Brustkorb, aber auch Müdigkeit und Erschöpfung. Hinzu kämen auch psychologische Probleme als direkte oder auch indirekte Folge, zum Beispiel weil Erkrankte wegen ihrer Arbeitsunfähigkeit nicht mehr wüssten, wie sie ihre Miete bezahlen sollen.