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"Niemand wird Umstände erfahren": Selenskyj ruft Russen zur Fahnenflucht auf

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Deserteuren drohen in Russland jetzt bis zu zehn Jahre Haft.

(Foto: AP)

Putin ruft die Reservisten zu den Waffen - und die versuchen sich reihenweise der Einberufung zu entziehen. Der ukrainische Präsident Selenskyj wendet sich auf russisch an Kämpfer wider Willen. Wer sich freiwillig ergebe, habe nichts zu befürchten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Teilmobilmachung in Russland für den Krieg gegen sein Land als ein "Verbrechen" verurteilt und Moskaus Kämpfer zum Aufgeben aufgefordert. Es sei besser, die Einberufung zum Dienst abzulehnen, als verstümmelt zu werden oder auf fremder Erde als Kriegsverbrecher zu sterben, sagte Selenskyj in seiner am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft in russischer Sprache. Zugleich bot er an, dass sich russische Soldaten freiwillig in Kriegsgefangenschaft begeben könnten. Dort würden sie zivilisiert gemäß der Kriegsrechtskonvention behandelt. "Niemand wird die Umstände Eurer Aufgabe erfahren", versucht Selenskyj den russischen Kämpfern die Angst vor den eigenen Militärgerichten zu nehmen.

Der Staatschef wandte sich damit schon zum zweiten in dieser Woche auf Russisch an die Nachbarn - gegen die "verbrecherische Mobilisierung". Mit Blick auf die hohen Strafen für Fahnenflüchtige in Russland, die Kremlchef Wladimir Putin am Samstag in Kraft gesetzt hat, sagte Selenskyj, dass niemand erfahren werde, unter welchen Umständen die Soldaten aufgeben. "Wenn Ihr Angst habt zurückzukehren und keinen Gefangenenaustausch wollt, dann werden wir einen Weg finden, auch das sicherzustellen."

Russlands Kommandeure interessierten sich nicht für das Leben ihrer Soldaten, es gehe ihnen nur darum, die durch Tod, Verletzung, Gefangenschaft und Flucht verwaisten Posten zu füllen. "Die Ukraine wird alles für ihren Sieg tun", sagte Selenskyj. Sie habe das Recht, ihre Kinder und ihre Freiheit gegen die russischen Eindringlinge zu verteidigen. Es werde weiter alles getan für eine Befreiung aller Gebiete, einschließlich der von Russland bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim, bekräftigte Selenskyj.

Kremlchef Putin will rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die dort noch besetzten Gebiete zu halten. Putin hatte deshalb am Mittwoch - sieben Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine - eine Teilmobilmachung angeordnet. Bei vielen Russen löste das Panik aus, an den Grenzen zu den visafreien Nachbarstaaten gibt es kilometerlange Staus. Auch regt sich nun trotz Repression Protest gegen die Teilmobilmachung und den Krieg. Mehr als 2000 Menschen wurden in Dutzenden russischen Städten seit Mittwoch festgenommen.