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Nur wenige Armenier bleiben: 100.000 Menschen fliehen aus Berg-Karabach

Die Massenflucht der armenischen Bewohner von Bergkarabach hält unvermindert an.

Die Massenflucht der armenischen Bewohner von Bergkarabach hält unvermindert an.

(Foto: REUTERS)

In Berg-Karabach wohnen etwa 120.000 Armenier. Nach der Militäroffensive von Aserbaidschan müssen die meisten von ihnen ihre Heimat verlassen. Sie fliehen nach Armenien. Inzwischen harren nur noch wenige in der selbst ernannten Republik aus. Es könnte das Ende von Berg-Karabach sein.

Zehn Tage nach dem Sieg der aserbaidschanischen Armee über die pro-armenischen Kämpfer in Berg-Karabach sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen aus der Kaukasusregion geflohen. 100.417 Flüchtlinge seien in Armenien registriert worden, teilte eine Sprecherin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan mit. Damit hat inzwischen ein Großteil der geschätzten 120.000 Einwohner Berg-Karabach verlassen.

Nach Angaben eines früheren Behördenvertreters der selbst ernannten Republik sind die "letzten" Flüchtlingsgruppen Richtung Armenien unterwegs. Höchstens "ein paar Hundert" Menschen, darunter hauptsächlich Beamte oder Mitarbeiter von Rettungsdiensten und Freiwillige, befänden sich laut inoffiziellen Informationen noch in Berg-Karabach, schrieb Artak Beglarian auf X (ehemals Twitter).

Befürchtet wird, dass der Massenexodus aus Furcht vor den Aserbaidschanern einen Schlussstrich unter viele Jahrhunderte armenischen Lebens in der Region zieht. "Noch ein Tag, und der Strom wird versiegen", sagte der armenische Minister für Regionalverwaltung und Infrastruktur, Gnel Sanosjan. "Dann bleibt nur noch, uns um die Nöte der Ankömmlinge zu kümmern."

Berg-Karabach werde "aufhören zu existieren"

Aserbaidschan hatte am 19. September eine großangelegte Militäroffensive in der Region gestartet. Bereits einen Tag später erklärten die dortigen pro-armenischen Kämpfer ihre Kapitulation. Am 28. September wurde die Auflösung der selbst ernannten Republik Berg-Karabach zum 1. Januar 2024 angekündigt. Berg-Karabach, das überwiegend von Armeniern bewohnt war, werde damit "aufhören zu existieren", hieß in einem Dekret.

Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bislang aber überwiegend ethnische Armenier. Die Region hatte sich 1991 nach einem international nicht anerkannten und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottierten Referendum für unabhängig erklärt.

Aserbaidschan und Armenien stritten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Region und führten deshalb zwei Kriege, zuletzt 2020. Damals hatte das lange mit Armenien verbündete Russland nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Die in Berg-Karabach stationierten russischen Kräfte hatten sich der jüngsten aserbaidschanischen Offensive nicht entgegengestellt.