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Opposition wird diskreditiert: Polnische Regierungspartei provoziert mit Auschwitz-Video

Opposition wird diskreditiert Polnische Regierungspartei provoziert mit Auschwitz-Video

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Den zynischen Schriftzug lasen hunderttausende Menschen, bevor sie im Vernichtungslager Auschwitz den Tod fanden.

(Foto: picture alliance / HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com)

Die polnische Regierungspartei PiS ist für populistische Auftritte bekannt, nun geht aber selbst sie ein wenig weit. Mit einem Video will sie Polen davon abbringen, sich einer Demonstration der Opposition anzuschließen. Dafür verwendet sie Bilder des Konzentrationslagers Auschwitz.

Polens nationalkonservative Regierungspartei PiS hat Aufnahmen aus dem ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz verwendet, um eine geplante Demonstration der Opposition zu diskreditieren. Die Gedenkstätte Auschwitz verurteilte das Video, Kritik kam auch vom American Jewish Committee (AJC) und von Polens Staatsoberhaupt Andrzej Duda. In Israel sorgte gleichzeitig die gewaltsame Attacke eines rechten polnischen Politikers während des Vortrags eines renommierten Holocaust-Forschers in Warschau für Empörung.

Das von der PiS auf Twitter publizierte Video zeigt zu dem Geräusch marschierender Stiefel das Torhaus in Auschwitz und den Eingang des Stammlagers mit der zynischen Überschrift "Arbeit macht frei". Eingeblendet wird ein Tweet des PiS-kritischen Journalisten Tomasz Lis, der am Montag geschrieben hatte, es werde sich eine "Kammer" für Präsident Andrzej Duda und PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski finden. Im Polnischen wird das Wort für "Kammer" meist mit "Gaskammer" assoziiert. Lis hatte sich später für den Tweet entschuldigt.

In dem Video folgt dann die Frage: "Willst du wirklich unter diesem Motto mitgehen?" und das Logo der für den 4. Juni geplanten Protestdemo. Zu der Demonstration am kommenden Sonntag im Zentrum von Warschau hat der polnische Oppositionsführer Donald Tusk aufgerufen. In seiner Zeit als Regierungschef pflegten Tusk und die damalige Kanzlerin Angela Merkel enge Kontakte. Die PiS unterstellt ihm daher, Deutschland hörig zu sein.

Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für den Holocaust und Inbegriff des Bösen weltweit ins Bewusstsein eingebrannt. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um, zumeist Juden. In ganz Europa ermordeten sie während der Shoah etwa sechs Millionen Juden.

Gedenkstätte verurteilt Instrumentalisierung

Die Gedenkstätte Auschwitz verurteilte die Instrumentalisierung der Tragödie von Menschen, die in dem Vernichtungslager im besetzten Polen gelitten hätten und gestorben seien, und sprach von einer "Beleidigung für die Erinnerung an die Opfer". Dies ist ein trauriger, schmerzlicher und inakzeptabler Ausdruck der moralischen und intellektuellen Korruption der öffentlichen Debatte, hieß es weiter in einem Tweet des Museums. In einer Stellungnahme des AJC hieß es, die Ausnutzung des Holocausts im politischen Kampf sei absolut inakzeptabel. Polens Präsident Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt, sprach von einem "unwürdigen Akt, für den es keine Rechtfertigung gibt".

Unterdessen sorgte ein weiterer Vorfall in Polen für Empörung in Israel. Während eines Vortrags des renommierten polnisch-kanadischen Holocaust-Forschers Jan Grabowski zum Thema "Polens (wachsendes Problem) mit der Geschichte des Holocausts" im Deutschen Historischen Institut am Dienstag in Warschau sprang der Abgeordnete Grzegorz Braun von der rechten Oppositionspartei Konfederacja plötzlich nach vorn, entriss Grabowski das Mikrofon und zerschlug es am Rednerpult.

Der Historiker brach den Vortrag ab. "Ich bin immer noch erschüttert. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man dem Faschismus direkt in die Augen sieht", schrieb Grabowski auf Facebook. "Dieser Vorfall stellt einen neuen Tiefpunkt bei den Versuchen dar, die Diskussion über die Mitschuld der Polen an der Verfolgung und Ermordung ihrer jüdischen Nachbarn während des Holocausts zu unterdrücken", so der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dajan. In einem Statement des Wiesenthal-Zentrums hieß es, der Vorfall sei ein ungeheuerlicher Angriff nicht nur auf die Redefreiheit, sondern auch auf die Richtigkeit des Narrativs über die Schoah in Polen.