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Özil und das Schweigen des DFB: Zuschauer verhöhnen Mund-zu-Statement des DFB

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Für Özil - gegen den DFB, so das Statement auf der Tribüne.

(Foto: REUTERS)

Die Mund-zu-Geste der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor dem WM-Auftaktspiel geht um die Welt. Nicht überall wird sie begeistert aufgenommen, vor allem in der arabischen Welt gibt es Gegenwehr. Und Häme. Im Stadion wird nun dem DFB wegen des Falls Özil Doppelmoral attestiert.

Die Hand vor dem Mund - dieses Symbolbild des Schweigens und Mund-Verbieten-Lassens hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar trotz des sportlich schlechten Auftakts schon jetzt geprägt. Diese Geste gab es auch bei der Partie des DFB-Teams gegen Spanien zu sehen - allerdings nicht von der Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick. Die verzichtete diesmal auf jegliche Protestaktionen gegen den Weltverband FIFA.

Diesmal waren es Zuschauer auf der Tribüne, die sich den Mund zuhielten - wohl als Häme gegen den DFB. Dazu hielten die Männer in Kadura und Kaffiya - Gewand und Kopfbedeckung - gekleidet Zeichnungen von Mesut Özil hoch. Der Fußball-Profi wird in der islamischen Welt trotz des langsamen Abebbens seiner Karriere noch immer als echter Star gehuldigt. Der Ex-Nationalspieler war im Sommer 2018 - nach der desaströsen WM in Russland - mit einem Knall aus dem Team zurückgetreten und hatte unter anderem angeprangert, der DFB habe bei Rassismus gegen ihn geschwiegen. Vorausgegangen war ein Foto von ihm und seinem Nationalspieler-Kollegen İlkay Gündoğan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, das viel kritisiert worden war. Auch ein Trikot mit der Aufschrift "Für meinen Präsidenten" hatte Özil Erdogan geschenkt.

Schon direkt nach dem Mund-zu-Statement am Mittwochabend hatte es vor allem in der arabischen Welt viel Häme für den DFB gegeben. Die Pleite gegen Japan war mit Jubel aufgenommen worden, quasi als Strafe für den Protest zuvor. Denn die Schweige-Geste sei nicht nur gegen das Verbot der FIFA, die "One Love"-Binde zu tragen, gerichtet gewesen, sondern weitergehend auch gegen andere Religionen und Werte. Wie etwa im Gastgeberland Katar. "Der deutsche Fußball, als Özil über Rassismus gegen ihn gesprochen hat", hatte ein Twitter-User das Startelf-Bild mit den Händen vor den Mündern unterschrieben - so, wie es offenbar auch von den Zuschauern nun im Stadion gewertet worden war.

Dabei hatte Özil bei seinem Knall-Rücktritt keine Spieler oder Trainer angegriffen, beim Rassismus weggesehen oder gar mitgemacht zu haben. Der heutige Basaksehir-Spieler hatte damals geschrieben: "In den Augen von Grindel (ehemaliger DFB-Präsident, Anm.d.Red.) und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren ..." Außerdem schrieb er bezogen auf Grindel: "Leute mit rassistisch-diskriminierendem Hintergrund sollten nicht länger im größten Fußballverband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler aus Familien verschiedener Herkunft hat."

Das Schweige-Statement der Deutschen wurde vor diesem Hintergrund von einigen ins Absurde verkehrt und für eigene Zwecke umgedeutet. Dem DFB wird nun Doppelmoral vorgeworfen. Andere nahmen es als das Zeichen, das es sein sollte: Ein Protest gegen die FIFA und deren Verbote.

Bemerkenswert: Die Özil-Bilder wurden nicht von der Security einkassiert. Ganz anders die Banner beim Spiel Iran gegen Wales, die den Slogan "Woman, Life, Freedom" draufstehen hatten oder auch Fahnen des alten Regimes. Dazu gab es zumindest an den ersten Spieltagen das viel kritisierte Regenbogen-Verbot in den Stadien. Der Protest gegen den DFB dagegen wurde offenbar akzeptiert. Klar ist: Die Fronten sind verhärtet.