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Putins Krieg im Schlamm: Ist die Ukraine besser auf den Winter vorbereitet?

In der Ukraine versinken die Panzer und Soldaten immer mehr im Schlamm, Schützengräben laufen voll Wasser. Wer ist besser auf den Winter vorbereitet?

Kein Durchkommen. Der russische Überfall auf die Ukraine wird immer mehr zur Schlammschlacht. Heftiger Regen führte dazu, dass Wege unpassierbar werden. Fahrzeuge bleiben im Morast stecken, Schützengräben im Osten des Landes laufen voll Wasser und für viele Soldaten ist die Lage an der Front in den vergangenen Wochen noch härter geworden. Diese Regenzeit ist charakteristisch für die Region: Sie heißt "Rasputitsa" auf Russisch und "Bezdorozhie" auf Ukrainisch.

Beides bedeutet dasselbe: "Zeit ohne Wege".

Für beide Seiten führt der gegenwärtige Schlammkrieg vor allem dazu, dass es kaum Bewegung an der Frontlinie gibt. Große motorisierte Offensiven werden noch im Dezember kaum möglich sein. Denn selbst wenn manche Panzer auf Ketten die Schlammlöcher überwinden können, die Fahrzeuge mit Wartungsausrüstung, Verpflegung und Munition können es nicht.

Deshalb tobt in der Ukraine momentan erneut ein blutiger Stellungskrieg und beide Seiten warten vor allem auf eines: auf die Zeit, in der mutmaßlich zum Jahreswechsel der Boden zugefroren und die Schlammlöcher verschwunden sind.

Brutaler Kampf um Bachmut

Bis dahin hatten viele Militärexperten operative Pausen im Ukraine-Krieg erwartet. Für gewöhnlich sind das Phasen, in denen beide Seiten ihre Truppen neu gruppieren und Verteidigungslinien bauen konnten – ähnlich, wie nach der gescheiterten russischen Offensive auf Kiew im Frühjahr. Doch obwohl es an den Fronten nur wenige Verschiebungen gibt, wird an einigen Abschnitten weiterhin erbittert gekämpft.

Die dramatische Lage wird besonders in Bachmut in der Oblast Donezk deutlich. Seit einem halben Jahr versucht die russische Armee, die strategisch wichtige Stadt einzunehmen – ohne Erfolg. Der russische Präsident Wladimir Putin lässt immer Bachmut angreifen und die Verluste an Menschenleben und Material sind auf beiden Seiten hoch – aber auf Seiten der russischen Angreifer sind sie mutmaßlich höher.

Die russische Armee gewinnt in Bachmut zwar langsam an Boden, will die Stadt einkesseln, aber militärisch macht der erbitterte Kampf eigentlich wenig Sinn: "Die Kosten, die mit sechs Monaten brutalen und zermürbenden Kämpfen um Bachmut verbunden sind, überwiegen bei weitem jeden operativen Vorteil, den die Russen aus der Einnahme von Bachmut ziehen können", bilanziert etwa die US-Denkfabrik "Institute for the Study of War".

Die Stadt ist ein Sinnbild für Putins gesamten Krieg in der Ukraine. In der Psychologie hat man eine Begrifflichkeit für ein menschliches Phänomen: eskalierendes Commitment. Es beschreibt einen Geisteszustand, in dem ein Mensch schon sehr viel in eine Sache investiert hat – Zeit, Geld, Prestige oder Menschenleben. In dem Zustand neigen Menschen dazu, an einer Sache festzuhalten und Warnungen auszublenden. Schließlich sollen die Investitionen nicht umsonst gewesen sein, sie sollen sich auszahlen.

Vorstoß in der Ukraine: Wird sich in dieser Region die Frontlinie verschieben? (Quelle: t-online)

Putin will noch keinen Frieden

Davon ist Russland allerdings in der Ukraine sehr weit entfernt, mehr noch: Es fehlt derzeit im Kreml an einem Kriegsziel, das tatsächlich realisierbar ist. Deshalb lässt die russische Führung diesen Krieg immer weiter eskalieren – mit Kriegsverbrechen, Angriffen auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur. Die Idee in Moskau: Die Ukraine soll bestenfalls entvölkert werden, Russland greift die Moral und den Durchhaltewillen der Ukrainerinnen und Ukrainer an. Putin verfolgt eine Doppelstrategie, bei der sowohl das Leid der Menschen Druck auf Kiew ausüben soll als auch bei der eine hohe Anzahl ukrainischer Flüchtlinge die europäischen Unterstützerstaaten der Ukraine destabilisieren könnte.

Das ist die russische Strategie für den Winter, die gute Nachricht für die Ukraine und den Westen: Bisher geht sie nicht auf.