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Robuster Arbeitsmarkt: Beschäftigte werden immer wechselfreudiger

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In Berufen wie der Pflege oder im Rettungsdienst dürfte die hohe Belastung bei der Entscheidung für einen neuen Job eine Rolle spielen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Corona-Pandemie hat vielen Beschäftigten die Belastungen des eigenen Jobs vor Augen geführt - insbesondere in systemrelevanten Berufen. Die Folge: Viele sehen sich laut einer Umfrage nach neuen Jobs um. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gut.

Die Wechselbereitschaft bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hat drei Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown in Deutschland weiter zugenommen. Laut einer Umfrage stimmten nur noch rund 55 Prozent der Befragten der Aussage zu, sie beabsichtigten, in einem Jahr noch beim selben Arbeitgeber beschäftigt zu sein. Das geht aus der jüngsten Befragung des Beratungsunternehmens Gallup hervor. 2019 lag dieser Anteil noch bei fast 75 Prozent. In den ersten beiden Corona-Jahren ab 2020 sank er dann deutlich auf rund 60 Prozent. Gallu berichtet bereits seit vielen Jahren über schwindendes Mitarbeiter-Engagement und Unzufriedenheit mit Führungskräften.

Vor allem in systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder im Rettungsdienst könnte der steigende Wechselwillen aus Sicht der Gewerkschaft Verdi auch mit den Belastungen zusammenhängen, die während der Pandemie besonders sichtbar geworden seien. "Die Gewissheit, in einem Job zu arbeiten, den man nicht sehr infrage stellt und der eben bestimmte Anforderungen hat, die ist durch das permanente Arbeiten am Limit ins Wanken geraten", sagte Christian Wille vom Bereich Innovation und Gute Arbeit bei der Gewerkschaft.

Befragungen etwa im Rettungsdienst hätten demnach ergeben, dass 58 Prozent der Beschäftigten aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung davon ausgehen, dass sie dieser Arbeit und diesem Beruf höchstens noch zehn Jahre nachgehen können. 25 Prozent rechneten sogar nur noch mit fünf Jahren.

Auch das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht Nachwirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt - im Guten wie im Schlechten. Die Digitalisierung habe etwa einen Schub bekommen, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Zugleich wurden aber auch die Gräben zwischen Unternehmen, die in dem Bereich sehr weit sind und anderen, die hinterherhinken, vertieft.

"Gute Zeit", um neuen Job zu finden

"Die Wechselbereitschaft nimmt konstant zu", teilt Gallup auf Basis der eigenen Umfrage mit. Dazu trägt auch bei, dass die Zuversicht, schnell etwas Neues zu finden, derzeit besonders groß ist. Mehr als 80 Prozent der von Gallup befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind der Meinung, dass aktuell eine "gute Zeit" sei, um eine Arbeit zu finden. Das ist der höchste Wert seit mindestens 2009. Im ersten Jahr der Corona-Krise schätzten nur etwas mehr als ein Drittel ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt so hoch ein.

Trotz Corona-Krise und den Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat sich der deutsche Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren äußerst robust gezeigt. Zudem gibt es derzeit kaum eine Branche, die nicht händeringend Personal und Fachkräfte sucht.

Die Unternehmen müssten deshalb stärker um die Mitarbeiter werben, teilte Gallup-Partner Pa Sinyan mit - sowohl um künftige, als auch um die, die bereits da sind. "Unternehmen, die jetzt nicht gezielt gegensteuern, werden ins Schleudern geraten und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gefährden", hieß es.

Nachholbedarf gibt es der Umfrage zufolge vor allem bei den Führungskräften. Fast 40 Prozent der Beschäftigten sind der Umfrage zufolge gar nicht oder nur mittelmäßig zufrieden mit ihren Chefs und Chefinnen. "Die Daten deuten darauf hin, dass es bei Führungskräften erhebliches Potenzial gibt, Beschäftigte so zu führen, dass sie ihren Job besser machen können und motiviert zur Arbeit gehen", teilte Gallup mit. Konkreter wird die Umfrage indes nicht.