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Russland-Ukraine-Krieg: Die Zusammenfassung der Nacht, 10. September

Die ukrainische Luftverteidigung schießt Drohnen über Kiew ab

Die ukrainische Luftverteidigung schießt Drohnen über Kiew ab

Foto:

GLEB GARANICH / REUTERS

Was in der Nacht passiert ist

Brennende Trümmer auf Straßen in Kiew: Das ist das Bild nach einer weiteren Kriegsnacht in der ukrainischen Hauptstadt. Wie Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram erklärte, sei Kiew in der Nacht erneut von Explosionen erschüttert worden. Das Luftverteidigungssystem sei im Einsatz, Drohnen flögen auf Kiew zu, in mehreren Bezirken seien Trümmer herabgefallen  . Die Angriffe sind jedoch offenbar vergleichsweise glimpflich ausgegangen: Ein Mensch sei verletzt worden. Gebäude seien nicht beschädigt worden. Die Feuerwehr und Rettungsdienste seien im Einsatz.

Auch Russland meldete Drohnenangriffe, acht Drohnen seien nahe der Krimküste abgewehrt worden, heißt es vom russischen Verteidigungsministerium. Auch ukrainische Marineboote und Drohnen mit Zielrichtung Krim sollen zerstört worden sein. Flugzeuge der Schwarzmeerflotte hätten nordöstlich der Schlangeninsel drei militärische Schnellboote mit Besatzung vernichtet. Die Boote seien in Richtung Halbinsel Krim unterwegs gewesen, heißt es aus Moskau.

Unabhängig lassen sich die Informationen nicht überprüfen.

Wie läuft es an der Front?

Die Zeit in der ukrainischen Gegenoffensive drängt. Im Herbst verwandeln sich die festen Böden in Schlammwüsten, weitere Vorstöße werden unmöglich. Der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow sieht das etwas anderes, laut ihm wollen die ukrainischen Truppen die Gegenoffensive auch bei schlechtem Wetter fortsetzen.

»Die Kampfhandlungen werden auf die eine oder andere Weise fortgesetzt. In der Kälte, Nässe und im Schlamm ist es schwieriger zu kämpfen. Die Kämpfe werden weitergehen. Die Gegenoffensive wird fortgesetzt«, sagte Budanow laut der Nachrichtenagentur Reuters. Fortschritte seien langsamer als er es sich gewünscht habe und die Situation sei schwierig.

Für die ukrainischen Ziele fordert Kiew weitere Waffenhilfe vom Westen, das ändert sich auch unter dem neuen Verteidigungsminister Rustem Umerow nicht. »Wir sind dankbar für die geleistete Unterstützung«, sagte Umerow auf einer Konferenz in Kiew in einer Rede, deren Wortlaut laut Nachrichtenagentur AFP am Samstag veröffentlicht wurde. »Wir brauchen mehr schwere Waffen«, sagte Umerow demnach. »Wir brauchen sie heute. Wir brauchen sie jetzt.«

Was ist noch wichtig?

Russland hält dieser Tage Regionalwahlen ab  . Unabhängige Beobachter haben bereits in den ersten Tagen der Abstimmung zahlreiche Verstöße registriert. Die Urnengänge gelten Experten zufolge als die am wenigsten freien seit Beginn der Ära Wladimir Putins in Russland vor rund 24 Jahren. Seit Kriegsbeginn hat im flächenmäßig größten Land der Erde unter Führung von Präsident Putin die Unterdrückung Andersdenkender massiv zugenommen. Viele kremlkritische Oppositionelle sitzen mittlerweile entweder im Straflager oder sind ins Ausland geflohen.

Auch in den annektierten ukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson sollen Menschen bis Sonntagabend ihre Stimme abgeben können. International werden diese Wahlen nicht anerkannt.

Ärger um Gipfelerklärung

Apropos international anerkannt: Die Abschlusserklärung des G20-Gipfels in Indien hat in Kiew für Empörung gesorgt. Mychajlo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, sagte laut der Nachrichtenagentur dpa im Fernsehsender Freedom, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow in Indien Kriegspropaganda betreibe. »Er ist ein Promoter des Krieges in der Ukraine«, sagte Podoljak. Es brauche mehr internationale Haftbefehle wegen Kriegsverbrechen wie gegen Kremlchef Wladimir Putin, um solche Auftritte von »Subjekten wie Lawrow« zu verhindern. Putin selbst war nicht zum Treffen nach Neu-Delhi gereist.

Der russische Angriffskrieg wird in der Gipfelerklärung nicht mehr – wie noch im Vorjahr – ausdrücklich verurteilt. Stattdessen wird nur noch auf entsprechende Resolutionen der Vereinten Nationen verwiesen – und allgemein auf die territoriale Integrität von Staaten, also die Unverletzlichkeit von Grenzen. Diplomaten werteten die Kompromissformulierungen als kleinsten gemeinsamen Nenner. Damit wurde aber ein Scheitern des Gipfels verhindert.