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Schmerzen, Hunger, Verletzungen - Foto zeigt die Grausamkeit der Gefangenschaft

Beim ersten Blick fehlen einem die Worte. Es braucht mehr als nur ein paar Sekunden, um diesen Schrecken zu verarbeiten. Dieses Bild transportiert so vieles: Leid, monatelange Schmerzen, Hunger, Schlafmangel. Wenn man sich etwas gefasst hat, sieht man aber auch unglaublichen Lebenswillen, Durchhaltevermögen, Stolz, Erleichterung und sogar ein bisschen Fröhlichkeit.

Das Bild zeigt Mykhailo Dianov nach seiner Entlassung aus russischer Gefangenschaft. Er war einer von 215 Verteidigern von Mariupol, die am 21. September gegen 55 russische Gefangene und Wiktor Medwedtschuk, Putins rechte Hand in der Ukraine, ausgetauscht wurden.

Als er durch den Gefangenenaustausch frei kam, macht Mykhailo das Victory-Zeichen. Er glaubt fest an den Sieg der Ukraine über die russischen Besatzer. Und er trägt immer noch dieselbe Weste, die er auch schon im Stahlwerk an hatte

Foto: action press

Seine Schwester Olena Lawruschko machte dieses Bild zwei Tage später in einem Krankenhaus in Kiew. Es zeigt den tapferen Mann mit einem deformierten rechten Oberarm und völlig unterernährt. Er gehört zu den ukrainischen Soldaten, die bis zuletzt die Hafenstadt Mariupol verteidigten und sich wochenlang im Stahlwerk Asowstal verschanzten.

Dort wurden er und viele andere von seinem Kameraden Dmytro „Orest“ Kozatskyi fotografiert, der diese Ikonen-Fotos auf seinem Instagram-Account veröffentlichte. Sie gingen um die Welt. Noch im Stahlwerk muss er bei Kämpfen eine Schussverletzung erlitten haben, sodass ihm an seinem rechten Oberarm ein externer Fixateur angelegt wurde. Das ist eine Metallschiene, die durch die Haut zur Erstversorgung von Knochenbrüchen angelegt wird. Mit dieser Schiene ist er auch in russische Gefangenschaft gegangen, wo sie ihm entfernt worden sein muss. Weitere medizinische Hilfe soll Mykhailo Dianov laut seiner Schwester Olena aber nicht erhalten haben.

So fotografierte ihn sein Kamerad Dmytro „Orest“ Kozatskyi im Stahlwerk Asowstal in Mariupol

Foto: kztsky/instagram

Wie kann dem ukrainischen Soldaten jetzt geholfen und kann sein Arm wieder in einen Normalzustand versetzt werden? Prof. Benedikt Friemert ist Chirurg am Bundeswehr-Krankenhaus in Ulm. Er kennt sich mit Kriegsverletzungen aus und gibt in BILD eine Einschätzung:

„Zum einen ist auf dem Bild sehr deutlich eine Unterernährung erkennbar. Dann erkennt man verschiedene Wunden im Gesicht und am Bauch. Weiterhin am Arm, wobei hier auch eine Deformität erkennbar ist, diese im Bereich Oberarm/Ellenbogen. Dazu erscheint der Oberarm sehr dünn im Vergleich zum Unterarm. Ich vermute, das ist eine Folge einer Schussverletzung.“

Mykhailo hat eine Tochter und ist erst 42 Jahre alt

Foto: privat

Wie wird die Behandlung verlaufen?

Friemert: „Erst mal muss er im Hinblick auf die Ernährungssituation untersucht werden, dann muss er aufgepäppelt werden und dann wird sich das auch wieder einigermaßen entwickeln. Die Unterernährung sieht man auch daran, dass ziemlich viel Muskelmasse im Bereich des Oberkörpers weg ist. Auch die Tränensäcke resultieren sicherlich daraus und auch aus Schlafmangel.“

Mykhailo Dianov spielt Geige und Klavier. Wird er das wieder können? „Der Arm müsste natürlich erst mal geröntgt werden“, erklärt der Chirurg weiter. „Anhand der Diagnostik kann man dann die Therapie erstellen. Wann man die einleitet, ist vom Zustand des Patientens abhängig. Aber prinzipiell kann man den Knochen wieder anatomisch korrekt einstellen.

Und wenn er den Geigenbogen mit dem rechten Arm bedient, kommt es darauf an, ob das Gelenk in Mitleidenschaft gezogen wurde. Man kann, glaube ich, sagen, dass ein gewisses Risiko besteht, dass er das nicht mehr machen kann.“

Mykhailos Schwester Olena sammelt jetzt Spenden via Paypal, um die Behandlung ihres Bruders zu ermöglichen.

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