Schock-Dokument alarmiert Kanzler: So schlecht geht es unserer Wirtschaft wirklich
NRW-Landeschef Wüst warnt: „Unser Wohlstand auf der Kippe“
Leverkusen am Rhein: Hier hat der Chemiekonzern Bayer seinen Hauptsitz – die ganz Branche leidet unter massiven Produktionsrückgängen
Foto: Oliver Berg/dpa
Von: Felix Rupprecht
Alarm für die deutsche Wirtschaft!
Die drittgrößte Industrie des Landes wird heute von Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) zum großen Chemie-Gipfel ins Kanzleramt geladen – und bringt ein Schock-Papier mit, dass ihre dramatische Lage belegt.
▶︎ 16,5 Prozent Rückgang bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. 2022 war der Einbruch mit 20 Prozent noch größer.
▶︎ Das von 14 Bundesländern mit Chemie-Industrie verfasste Papier (liegt BILD vor) warnt vor einem massiven Arbeitsplatzverlust in Deutschland. Grund: Es besteht die akute Gefahr, dass die Produktion an kostengünstigere Standorte ins Ausland verlagert wird.
▶︎ Grund für die miese Stimmung: Kaum eine Branche ist so abhängig von günstigen Energiepreisen wie Chemie. Seit Russland Krieg führt, steigen die Preise, aber auch die Ampel trägt mit ihrer verfehlten Energie-Politik zum Teuer-Schock bei.
Kanzler-Gipfel soll Chemie unter die Arme greifen
In der Chemie-Branche arbeiten mehr als 1,1 Millionen Beschäftigte in über 8000 Unternehmen. Insgesamt hängen hieran bis zu 2,4 Millionen Arbeitsplätze und 240 Milliarden Euro Wertschöpfung.
„Produktionsrückgänge und Auftragseinbußen rauben unserer Branche die Zuversicht. Das darf niemand in der Politik tatenlos mitansehen“, heißt es in einem Brandbrief des Branchenverbands VCI (Verband der Chemischen Industrie). „Die schiere Zahl der Betroffenen lässt erahnen, wie sehr von der strukturellen Benachteiligung der Chemie und den anderen wichtigen Industrien die gesamte Volkswirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wird“, heißt es in einem VCI-Brandbrief.
Lässt Bundeskanzler Olaf Scholz die Chemie-Branche leben? Mit Spannung wird erwartet, ob die Bundesregierung heute Energiepreis-Erleichterungen für die Branche verspricht.
Ist der „Brückenstrompreis“ die Lösung?
Branchenvertreter hoffen auf neue Hilfen vom Staat! VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup zu BILD: „Wir hoffen auf ein starkes Commitment (Bekenntnis) des Kanzlers, das unserer Branche die Hoffnung an den Standort zurückgibt. Wir brauchen ein Paket, das die Energiekosten wirksam drückt - zum Beispiel mit einem Brückenstrompreis. Und der Bürokratiewahnsinn muss ein Ende haben.“
Wüst: „Unser Wohlstand auf der Kippe“
Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) fordert Entlastungen für energieintensive Unternehmen gefordert. „Für den Chemiestandort Deutschland ist es fünf vor zwölf. Damit steht auch unser Wohlstand auf der Kippe“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Mittwoch vorab.
Es brauche einen international wettbewerbsfähigen Strompreis, der beispielsweise durch die Senkung der Stromsteuer auf den europäischen Mindestsatz, einen Verzicht auf den Wegfall des Spitzenausgleichs bei der Stromsteuer nach 2024, oder durch einen Brückenstrompreis erreicht werden könne. „Es muss gehandelt werden, bevor es zu spät ist. Deutschland muss ein starker Chemiestandort bleiben“, sagte der Ministerpräsident.