Der September ist schon fast vorüber, vom Herbst ist noch wenig zu spüren. Das wird vorerst auch so bleiben. Am Wochenende steigen die Temperaturen nochmal über die 20-Grad-Marke. Danach wird es dann aber schrittweise kühler, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander weiß.
ntv: Der Sommer scheint auch im September nicht enden zu wollen. Wie außergewöhnlich ist das?
Björn Alexander: Spät- und Altweibersommer sind natürlich voll passend. Aber die Temperaturen und damit die Anzahl der sogenannten Sommertage sind auf Rekordkurs und werden den September 2023 mit großer Sicherheit auf den ersten Platz in den Wetterchroniken heben.
Was bedeutet das in Zahlen?
Bis jetzt vermeldeten einige Orte bereits 17 Sommertage, also mit Temperaturen von 25 Grad und mehr. Und weil es jetzt wieder wärmer wird, kommen bis zum Monatsende noch einige Tage hinzu.
Welcher September liegt bis jetzt an der Spitze?
Zu schlagen wären - bezogen auf den landesweiten Durchschnitt - 11,14 Sommertage aus dem Jahr 1947. Aktuell sind wir aber schon bei fast 11 Tagen im Deutschlandmittel. Übrigens: Normal sind im Durchschnittsseptember zwei bis vier Sommertage. Bei den Temperaturen liegt der September 2006 mit fast 3,6 Grad Temperaturüberschuss gegenüber dem Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 vorn. Aber auch hierbei dürfte der September 2023 schlussendlich deutlich darüber landen.
Lässt sich daraus ein Muster für den Wettertrend im Oktober ableiten?
Eher nicht. Im Jahr 2006 folgte ein ebenfalls deutlich zu warmer Oktober. Im Jahr 2016 gab es hingegen einen unterkühlten Absturz in den Herbst. Ein bisschen mehr Licht in den Oktobertrend gibt indes die experimentelle Langfrist.
Wie sieht die aus?
Durchweg zu warm und teils zu trocken bewertet wird der Oktober laut der Klimaprognose des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA. Schwankender verhalten sich die Berechnungen basierend auf dem Europäischen Wettermodell. Aktuell bevorzugen die Prognosen auch die wärmeren und eher durchschnittlich nassen Ansätze. Zuletzt hatten die Trends aber auch mal veritable Kaltlufteinbrüche mit Nachtfrost im Rennen. Unterm Strich liegen aber die heizfreundlichen und dementsprechend kostenextensiven Vorhersagen vorn.
Ruhiger September bei uns in Deutschland - doch wie sieht es im Rest Europas aus? Schließlich tauchen ja bald die Herbstferien im Kalender auf.
Zuvor wird es jetzt auf jeden Fall teilweise ziemlich ruppig, mitunter auch gefährlich. Das betrifft besonders zwei Regionen. Einerseits die Britischen Inseln, wo Herbststurm "Kilian" aufzieht. International wird das Tief "Agnes" genannt.
KlimaWarmer September, goldener Oktober?
Welche Windgeschwindigkeiten sind zu erwarten?
Schwere Sturm - bis hin zu Orkanböen - mit dem Höhepunkt am Mittwoch. Am heftigsten ist es an den Küsten und über der offenen See. Je nach Wettermodell mit Spitzen von 120 bis 150 Kilometern pro Stunde. Andererseits dreht sich erneut ein Unwettertief über Süditalien und Griechenland.
Womit müssen die Menschen dort rechnen?
Mit schweren Gewittern, großem Hagel und Sturmböen. Auch das Tornado-Risiko ist deutlich erhöht. In der Fläche am schlimmsten könnten aber die Folgen des Regens werden. Bis einschließlich Freitag berechnet das Gros der Modelle 200 bis 300, teils aber auch über 500 Liter je Quadratmeter. Zum Vergleich: In Magdeburg fallen 450 Liter je Quadratmeter - und zwar im ganzen Jahr.
Welche Aussichten erwarten denn die Daheimbleiber am langen Wochenende?
Leicht wechselhaft, wobei auch die sonnigen Anteile mit am Start sein werden. Dazu am Samstag meistens 18 bis 23, im Südwesten bis 26 Grad. Am Sonntag werden es oft 18 bis 25, am Oberrhein bis 28 Grad. Den vorläufigen Höhepunkt dürfte es am Montag geben: an der See um 20, sonst 22 bis 27, Richtung Freiburg bis 29, vielleicht 30 Grad. Das ist nahe am Oktoberrekord. Anschließend wird es voraussichtlich durchwachsener und schrittweise kühler.