Solar-Start-up Enpal räumt Probleme mit Netzbetreibern ein

Das Solar-Start-up Enpal kämpft mit Qualitätsproblemen
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In einem Memo an die Belegschaft bestätigt das milliardenschwere Solar-Start-up Enpal Versäumnisse bei der Datenübermittlung an andere Firmen im Energiemarkt – und verspricht Besserung. Auch zur Kritik von Kunden an Qualitätsmängeln bei der Installation der Anlagen äußert es sich
Das Solar-Start-up Enpal hat gegenüber seinen Mitarbeitern Probleme bei der Zusammenarbeit mit anderen Energieunternehmen eingeräumt. Das geht aus einer internen Stellungnahme an die Belegschaft hervor, die Capital vorliegt. Mit dem Memo in einem internen Teams-Kanal reagierte die Kommunikationsabteilung des milliardenschweren Anbieters von Solaranlagen am Montag auf eine ausführliche Analyse zum Geschäftsmodell von Enpal, die Capital am Wochenende veröffentlicht hat.
Konkret geht es um den Datenaustausch mit Stadtwerken und anderen Unternehmen, an deren Netze Photovoltaikanlagen von Enpal-Kunden angeschlossen sind. Capital konnte Beschwerden von fast 20 Unternehmen aus der Zeit von Anfang 2022 bis Sommer 2023 einsehen, die sich bei dem stark wachsenden Solar-Start-up über die schleppende oder fehlende Mitteilung von Stromzählerständen von Enpal-Kunden beklagt hatten – weshalb sie für die betroffenen Haushalte teils keine Rechnungen für die aus dem Netz bezogenen Reststrommengen stellen konnten. Als sogenannter Messstellenbetreiber ist Enpal zur Kommunikation solcher Daten an Netzbetreiber verpflichtet. Mehrere Stadtwerke beklagten allerdings auch, dass Enpal auf ihre Mahnungen nicht reagiere. Einige informierten deshalb auch die als Aufsichtsbehörde zuständige Bundesnetzagentur. Auf Fragen von Capital hatte sich Enpal bisher offiziell nicht zu diesen Problemen geäußert.
In ihrer Stellungnahme für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schrieb die Enpal-Kommunikationsabteilung nun: „Die Probleme mit den Netzbetreibern sind uns sehr bewusst und wir setzen einen nachhaltigen Prozess auf, damit unsere Kunden die technologischen Vorteile des VPP in Zukunft nutzen können.“ VPP steht für Virtual Power Plant, also die Zusammenschaltung vieler dezentraler Stromerzeuger und Speicher bei den Enpal-Kunden zu einem virtuellen Kraftwerk, das das Stromsystem unterstützen kann – etwa indem es auf Anforderung sogenannte Regelenergie liefert. Dafür ist allerdings ein funktionierender Datenaustausch mit den Netzbetreibern erforderlich.

Enpal gilt als Vorzeige-Start-up der Energiewende. Doch ein Blick hinter die Kulissen weckt Zweifel: Kämpft der Solaranlagenbauer mit unseriösen Methoden?
Darüber hinaus ging das interne Memo auch auf die Kritik von Kunden an Qualitätsmängeln bei der Installation der Solaranlagen ein. Dazu heißt es: „Natürlich gibt es immer Fälle, in denen wir unseren Ansprüchen nicht genügen (gegenüber Kunden und Mitarbeitern). Aber wir arbeiten aktiv daran, diese Fälle auf einem Minimum zu halten.“ Enpal investiere „massiv“ in die Kundenzufriedenheit, man entwickele sich „konstant positiv weiter“, schrieb die Enpal-Kommunikationsabteilung. Ähnlich hatte sich das Start-up auch im Rahmen der Recherchen zu detaillierten Fragen von Capital geäußert.
Auf Bewertungsportalen im Internet lassen sich zahlreiche Beschwerden über das Unternehmen finden. Im Rahmen der Recherche hatten mehrere Kunden Capital über konkrete Probleme berichtet, darunter unzuverlässige Monteure, Pfusch am Bau oder wochenlange Funkstille im Kundenservice. Nach Capital-Informationen gab es im vergangenen Jahr mindestens eine dreistellige Zahl an Problemfällen. 2022 hatte Enpal rund 18.000 Solaranlagen bei seinen Kunden installiert. In diesem Jahr soll sich die Zahl nach interner Planung auf mindestens 34.000 neue Anlagen erhöhen.
„Einzigartige Erfolgsgeschichte“
Die Kritik führt die Enpal-Spitze nicht zuletzt auf den Erfolg des schnell wachsenden Unternehmens zurück. „Ja, wir wachsen stark. Aber die Energiewende erfordert nun einmal, dass Enpal (und viele andere Unternehmen auch) den Menschen in Deutschland die Technologie schnell zur Verfügung stellen, um erneuerbare Energie zu produzieren und zu speichern“, heißt es in der Information an die Mitarbeiter. Die Berichterstattung sei „eine Folge der bislang einzigartigen Erfolgsgeschichte, deren Teil wir alle sind“.
Auf Anfrage von Capital-bestätigte ein Enpal-Sprecher die unternehmensinterne Nachricht. Am Freitag habe man die Führungskräfte informiert – und am Montag die ganze Organisation, teilte er mit. Inhaltlich ging er nicht konkret auf die Punkte ein.
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