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Sollte die Datenerfassung revolutionieren - Ist Lauterbachs Pandemie-Radar eine Blindschleiche?

Es sollte Deutschland mit den wichtigsten Corona-Daten versorgen, das Land für den Herbst und Winter rüsten: das Pandemie-Radar von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD)!

Noch im August erklärte Lauterbach in der WELT am SONNTAG: „Das Pandemie-Radar, das wir momentan ausbauen, wird den Ländern einen guten Eindruck geben, wie sich die Lage entwickelt.“

Noch am vergangenen Freitag betonte Lauterbach in einer Pressekonferenz die Bedeutung des vermeintlichen Daten-Wunders: „Wir befinden uns ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winterwelle“, so der Minister über die aktuelle Corona-Lage. Lauterbach nannte vier Maßnahmen, mit denen er der Welle begegnen will. Eine von ihnen: das Pandemie-Radar.

Doch Krankenhäuser und Opposition üben Kritik. Sie sagen: Noch immer fehlen wichtige Daten! Ist Lauterbachs Pandemie-Radar etwa eine Blindschleiche?

Das Ziel war: mehr Daten präzise erfassen und bündeln, um bessere Vorhersagen über neue Coronavirus-Wellen zu ermöglichen. Doch Fakt ist: Viele wichtige Zahlen fehlen. Vieles, was das Lauterbach-Radar enthält, war davor schon einsehbar.

Denn: Daten wie z.B. der Anteil der Positiv-Tests, die 7-Tage-Inzidenz und die Krankenhaus-Einweisungen im Zusammenhang mit Corona waren vorher schon öffentlich zugänglich. In der Statistik zur „Abwasser-Viruslast“ heißt es „Diese Daten sind noch nicht verfügbar.“

Was auch fehlt, ist die so wichtige Unterscheidung, wie viele Menschen tatsächlich WEGEN der Corona-Erkrankung ins Krankenhaus müssen, auf der Intensivstation liegen oder versterben – und wie viele aus anderen Gründen erkranken oder sterben, bei denen Corona aber nur eine Nebendiagnose ist.

Nach zweieinhalb Jahren Pandemie weiß die Bundesregierung diese Unterscheidung noch immer nicht aus!

So sieht das Pandemie-Radar von Karl Lauterbach aus

Foto: rki.de

Dass Lauterbach es nicht geschafft hat, wichtige Daten endlich erfassen zu lassen, sorgt in der CDU für Kritik. Gesundheitsexperte Tino Sorge (47) zu BILD:

„Das Pandemie-Radar ist ein Rohrkrepierer mit Ansage. Die wichtigsten Daten fehlen immer noch: Noch immer wissen wir nicht, wie viele Menschen an Corona versterben, und bei wie vielen Corona nur eine Nebendiagnose war.“

CDU-Politiker Sorge weiter: „Auch das Abwassermonitoring lässt immer noch auf sich warten. Die Ampel muss schnellstens nachbessern. Im Jahr drei der Pandemie können wir uns diesen Datenmangel nicht mehr leisten.“

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft übte schon im Vorfeld Kritik am Pandemie-Radar. Auf BILD-Anfrage heißt: „Für die Krankenhäuser bedeutet das Radar deutlich mehr Bürokratie.“

Denn: „Nur ein kleiner Teil der Krankenhäuser verfügt bereits über eine digitale Schnittstelle, mit deren Hilfe die Daten nicht mehr händisch eingegeben werden müssen.“ Dabei würden Ärzte und Pfleger jetzt schon „rund 3 Stunden am Tag mit Dokumentation“ verbringen.

Zur Unterscheidung, wer WEGEN und wer MIT Corona behandelt werde, heißt es: „Es ist nach wie vor in vielen Fällen medizinisch nicht möglich, zweifelsfrei zu unterscheiden, ob eine Corona-Infektion ursächlich für die behandelte Erkrankung ist oder nicht.“

Das heißt: Die Kliniken wissen selbst nicht, wie viele der als Corona-Kranken gemeldete Patienten wirklich wegen Corona behandelt werden. Nur in eindeutigen Fällen (z.B. bei Knochenbrüchen), in denen Patienten nicht wegen Corona in der Klinik landen, werden sie auch bei einem positiven Covid-Test nicht als Corona-Patienten erfasst.

Das Bundesministerium für Gesundheit äußert sich ebenfalls auf BILD-Anfrage: Das Pandemie-Radar sei noch im Aufbau, heißt es.

Auf die Frage nach der Unterscheidung von „An“ und „Mit“ Corona bei Todesfällen, der Hospitalisierungsrate und der Krankenhaus-Kapazität antwortet das Gesundheitsministerium: „Die von Ihnen angesprochene Frage wird baldmöglichst in die Abfragen der Krankenhäuser integriert.“

Ob und wann das tatsächlich klappt? Fraglich …