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Stahl-Boss schlägt Alarm - Vier-Tage-Woche ist „Gift“ für unsere Branche

Dieser Herbst wird zur knallharten Verhandlungssaison!

Mitte November steht die nächste große Tarifrunde in der Stahlindustrie (u. a. Thyssen, Salzgitter AG) an. Es geht um die Zukunft von knapp 80 000 Mitarbeitern in den Stahlwerken. Die Branche erwirtschaftete im Jahr 2022 55,2 Milliarden Euro Umsatz, gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Wichtigste Forderung der Gewerkschaft IG Metall: die Einführung einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich.

Die Begründung von Gewerkschaftsboss Jörg Hofmann (67): „Ein Hochofen muss durchlaufen. Wer mal früh, mal spät, mal nachts arbeiten muss, für den sind drei Tage Wochenende sehr entlastend.“

Auf Arbeitgeberseite löst die Forderung Entsetzen aus. Gerhard Erdmann, Boss des Arbeitgeberverbandes Stahl, warnt in BILD: „Die Vier-Tage-Woche ist Gift für die Stahlbranche!“

Der wichtigste Vertreter der deutschen Stahlindustrie erklärt: Stahlwerke laufen sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Die Produktion einfach mal für zwei Tage auszusetzen, sei schlicht nicht möglich. „Man kann wesentliche Aggregate nicht mal eben über das Wochenende abstellen und Montag wiederkommen. Das geht nicht!“

Um alle Schichten bei einer Vier-Tage-Woche weiter besetzen zu können, müsste „massiv“ Personal eingestellt werden, so Erdmann. Das sei aufgrund des Fachkräftemangels „schlicht nicht möglich“. Kosten der IG-Metall-Forderung für die angeschlagene Branche: 400 Millionen Euro pro Jahr.

Erdmann: „Wir befinden uns in einer Transformationsphase, wollen bis spätestens 2045 klimaneutral werden.“ Deshalb brauche man gerade jetzt „mehr Arbeitskraft und nicht weniger“.

AGV Stahl-Hauptgeschäftsführer Gerhard Erdmann

AGV Stahl-Hauptgeschäftsführer Gerhard Erdmann

Foto: FUNKE Foto Services

Außerdem bemühe sich die Stahlindustrie derzeit um Subventionen für die Transformation hin zu einer grünen Stahlproduktion. „Genau in dem Moment, in dem die ersten Bewilligungsbescheide auf dem Tisch liegen, eine Debatte über eine Verbesserung der Work-Life-Balance loszutreten, kann nur nach hinten losgehen.“

Das Problem: Bei den Menschen ist die Idee einer Vier-Tage-Woche äußerst beliebt. Laut einer repräsentativen INSA-Umfrage für BILD sind 53 Prozent für die Einführung einer Vier-Tage-Woche, nur 33 Prozent dagegen.