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Studie zu Oxytocin nach Infarkt: "Kuschelhormon" heilt geschädigtes Herz

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Nach einem Herzinfarkt bleibt oft eine Herzschwäche zurück.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Nach einem Infarkt heilt das Herz nur schwer. Oft bleibt eine Herzschwäche zurück. US-Forschende haben nun eine Möglichkeit gefunden, den Regenerationsprozess anzuregen. Helfen soll ein Hormon, das eigentlich für Paarbindungen und Orgasmen verantwortlich ist.

Oxytocin stärkt soziale Bindungen, fördet romantische Gefühle und ist für das intensive Erleben von Orgasmen verantwortlich. Daher wird das Hormon auch Kuschel- oder Liebeshormon genannt. Doch nun haben US-Forschende eine weitere, überraschende Funktion von Oxytocin entdeckt. Das Hormon soll dabei helfen können, ein geschädigtes Herz zu reparieren - zum Beispiel infolge eines Herzinfarkts.

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Zebrafische sind wahre Regenerationskünstler. Sie können unter anderem ihr Gehirn, die Netzhaut und innere Organe erneuern.

(Foto: picture alliance/dpa)

Den Anstoß für die Studie, die in der Fachzeitschrift "Frontiers in Cell and Developmental Biology" erschienen ist, gab die Beobachtung, dass Zebrafische anders als Menschen kein Problem mit der Herzregeneration haben: Denn im Gegensatz zu anderen Muskeln besitzt der menschliche Herzmuskel nur geringe Selbstheilungskräfte. Wird er durch einen Herzinfarkt oder eine Verletzung geschädigt, heilt er nur schwer. Oft bleibt eine Herzschwäche zurück. Das liegt unter anderem daran, dass es im Herzen kaum Stammzellen gibt, aus denen sich neue Herzmuskelzellen bilden können.

Zebrafische sind hingegen für ihre beeindruckende Regenerationsfähigkeit bekannt. Wird ihr Herz verletzt, wächst der Herzmuskel mitsamt seinen Gefäßen schnell wieder nach. Den Grund dafür fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Gehirn der Fische: Als Reaktion auf die Herzverletzung wurden dort große Mengen des "Kuschelhormons" Oxytocin ausgeschüttet, wie es in der Studie heißt. Das Oxytocin wanderte dann mit dem Blut in das Herz und löste dort eine molekulare Kaskade aus, die die Umwandlung der Epikard-Zellen, also der Zellen der Herzwand, in Stammzellen initiierte.

Oxytocin aktiviert Herzregeneration

In einem zweiten Schritt untersuchte das Forschungsteam, ob dieser Mechanismus auch beim Menschen funktionieren könnte. Zwar löst ein Herzinfarkt oder eine Herzverletzung beim Menschen keinen solchen Oxytocin-Schub aus, dennoch wäre denkbar - so die Überlegung der Forschenden - dass die molekularen Reaktionen auf Oxytocin erhalten sind. Um das zu testen, führten sie eine In-Vitro-Untersuchung mit menschlichem Herzgewebe durch. Sie setzten gezüchtete Herzwandzellen dem Oxytocin sowie zum Vergleich 14 anderen Nerven-Botenstoffen aus.

Das Ergebnis: Auch die menschlichen Herzzellen reagierten auf das Kuschelhormon. Während die anderen Botenstoffe wenig bewirkten, regte Oxytocin die Bildung von Stammzellen an, die sich in andere Zelltypen entwickeln können. Nähere Analysen ergaben, dass diese Zellen dafür eigene Oxytocin-Rezeptoren besitzen, an die das Kuschelhormon andockt und so die Umwandlung anstößt.

"Wir haben gezeigt, dass Oxytocin Mechanismen zur Herzreparatur in Zebrafischen und in menschlichen Zellkulturen aktivieren kann", schreibt Studienautor Aitor Aguirre. "Offenbar ist diese Reaktion auf die Oxytocin-Stimulation auch bei den menschlichen Herzzellen in gewissem Maße erhalten geblieben." Das könnte neue Möglichkeiten schaffen, die Regeneration des Herzens nach einem Herzinfarkt oder einer Verletzung auch beim Menschen gezielt zu fördern - indem beispielsweise zusätzliches Oxytocin verabreicht wird.

"Oxytocin wird in der Medizin schon länger eingesetzt", schreibt Aguirre. "Es nun auch bei Patienten nach einem Herzinfarkt zu verwenden, ist daher keineswegs utopisch. Selbst wenn dies nur zu einer teilweisen Regeneration des Herzens führen würde, wäre der Nutzen für die Patienten enorm." Dafür seien allerdings noch weitere Untersuchungen am Menschen nötig.