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Tief "Hilmar" spielt verrückt: Der März endet mit einem wilden Wetter-Ritt

Worauf man sich wettertechnisch bis zum Monatsende einstellen muss? Auf so ziemlich alles: frühlingshaft-laue Lüftchen mit bis zu 20 Grad, Sturm, Dauerregen und auch noch einmal einen Hauch von Winter mit Frost in der Nacht. Zum April-Anfang wird das Wetter dann in moderatere Bahnen gelenkt.

ntv: Der März geht auf die letzten Meter. Was erwartet uns wettertechnisch?

Björn Alexander: Ein wilder Ritt durch alle Jahreszeiten. Zum Samstag wird aus unserem aufstrebenden Frühling nämlich zunächst einmal stürmischer Herbst, der am Sonntag erst mit Dauerregen aufgeweicht wird und anschließend kalter Polarluft mit einem Hauch vom Spätwinter weichen muss. Und um das Jahreszeiten-Roulette komplett zu machen: Der Blick auf die Uhr zeigt dann bereits die Sommerzeit.

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Eine Reise an die Küste kann in den kommenden Tagen ungemütlich sein.

(Foto: dpa)

Wie kommt die Wetterreise zustande?

Tief "Hilmar" bei den Britischen Inseln ist aktuell auch für unser Wetter verantwortlich. Auf der Vorderseite strömt - kombiniert mit kleineren Tiefausläufern und einem lebhaften Wind - sehr milde Frühlingsluft zu uns. Vor allem im Süden mit Spitzen von 20 Grad und mehr. Damit bleibt es bis einschließlich Samstag wechselhaft, teilweise windig bis stürmisch und verhältnismäßig mild. Zum Sonntag rückt der Tiefdruckkomplex von Westen weiter zu uns, was uns die Wetterlage mit einem kleinen, aber intensiven Tief quittiert. Zuerst teilweise mit reichlich Regen, dem kalte Polarluft sowie lupenreines Aprilwetter mit einer sinkender Schneefallgrenze folgt.

Kombiniert mit Frost?

Mit der Kaltluft polaren Ursprungs sind die zum Teil super milden Zeiten auf jeden Fall vorbei. Ab Anfang nächster Woche werden die Nächte zunehmend frostig. Im Bergland über Schnee mit mäßigem Frost locker unter minus 5, zum Teil auch unter minus 10 Grad.

Das heißt fürs Flachland?

Am Oberrhein gab es zuletzt beispielsweise Tiefstwerte von um die 14 Grad und Frühwerte von zum Teil sogar 17 Grad. Das erinnert definitiv schon fast an den Sommer. Ganz anders sieht es dann kommenden Montag und Dienstag aus, wenn es auch im Südwesten frostig-kalt losgehen wird.

Bringt der Kaltstart in die nächste Woche Schnee mit?

Schnee und Graupel werden ihren Weg ziemlich sicher bis ganz herunter finden. Vorübergehend ist - je nach Timing - ebenso Schneeglätte denkbar. Dass das Winterweiß im Flachland länger überdauert, ist zwar nicht ganz auszuschließen, aber unterm Strich doch eher unwahrscheinlich. In den Mittelgebirgen und Richtung Alpen sieht es derweil anders aus. Auch wenn die Dauerkälte, die einige Wettermodelle zuletzt bis zum ersten Aprilwochenende in den Prognosen hatten, inzwischen wieder zurückgerechnet worden ist.

ntv-Meteorologe Björn Alexander
ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: ntv)

Es gibt also Chancen, dass der Frühling rasch wieder in die Spur findet?

Unterm Strich sieht es jetzt nach einer Milderung zum Monatswechsel aus. Ganz sicher ist das aber noch nicht. Was hingegen wesentlich sicherer erscheint ist, dass es bis zum ersten Aprilwochenende beim Tiefdruckeinfluss bleibt. Sicherlich eher schlechte Nachrichten für die Fraktion der Sonnenanbeter oder für die Betreiber von Fotovoltaik-Anlagen. Aber: An der guten Ausgangslage in Sachen Wasserspeicher für Frühjahr und Sommer wird weiterhin gearbeitet.

Mit welchen Mengen können wir im März noch rechnen?

Naturgemäß bewerten die Wettercomputer das noch unterschiedlich. Das Gros der Prognosen sieht aber bis zum Monatswechsel verbreitet 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter. Insbesondere die Staulagen im Westen stechen nochmals raus. Hier sind in Spitzen sogar Summen von 80 bis 100 Liter denkbar - vielleicht sogar mehr. Damit dürfte der März am Ende zu nass bis deutlich zu nass ausfallen. Das hat Seltenheitswert.

Wie häufig war ein nasser März in der Vergangenheit?

Zu Beginn der 2000er war ein nasser Verlauf in den Jahren 2006, 2008 und 2009 noch relativ zahlreich. Anschließend folgte nur noch einmal ein Regenüberschuss. Nämlich im Jahr 2019. Gefolgt übrigens von einem April, der supersonnig, aber gleichzeitig viel zu trocken verlief. Und auch die Rekordhitze mit der massiven 40-Grad-Hitzewelle erfasste uns im Sommer 2019.

Droht damit erneut Frühjahrsdürre oder gar ein Hitzesommer?

Der mögliche Hitzesommer ist noch weit entfernt. Aber in Zeiten des Klimawandels sind Abweichungen nach oben per se wesentlich wahrscheinlicher als nach unten. Zum Thema Dürre im Frühjahr lässt sich aktuell zumindest insofern Entwarnung geben, als die Ausgangslage wirklich gut aussieht und dass die experimentelle Langfrist einen meist durchschnittlich nassen April und einen regenreichen Mai vorhersagt.

Vom weiten Ausblick zum konkreten Geschehen am Wochenende: Was erwartet uns am Samstag?

Wechselhaftes Schauerwetter, das stellenweise mit Blitz und Donner um die Ecke kommt. Zudem ist der Südwestwind lebhaft bis stürmisch. Besonders ruppig weht er auf den Bergen, an der See sowie generell in der Nähe zu Regengüssen und Gewittern. Dabei ist es noch relativ mild mit 7 bis 14 Grad.

Und am Sonntag?

Wohnen die Sonnengewinner im Norden. Ansonsten breiten sich aus Westen schwer beladene Regenwolken aus. Der Süden bekommt später ebenfalls teils gewittrige Schauer ab. Das Ganze bei maximal noch 5 bis 12 Grad. Am kühlsten ist es im Dauerregen auf den westlichen Mittelgebirgen, wo sich später erste Schneeflocken untermischen.

Welche Aussichten beschert uns der Start in die neue Woche?

Am Montag bleibt es nach einer vielfach frostigen Nacht und einem mitunter glatten Start tagsüber ebenso durchwachsen und nasskalt bis spätwinterlich mit Schnee und Graupel bis ins Flachland. Dazu weht ein unlustiger und strammer Wind. Der dafür sorgt, dass sich die Höchstwerte von 0 bis 8 Grad nochmals kälter anfühlen.

Wie geht es danach weiter?

In der Nacht zum Dienstag und Mittwoch erwarten uns nach wie vor oftmals Frost oder Bodenfrost. Dabei hat der Dienstag in der Nordosthälfte weitere Schneeschauer und Wind im Programm. Sonst erwartet uns eine Wetterberuhigung bei ähnlichen Werte. Ab Mittwoch wird es dann tendenziell milder, aber wiederholt nass.