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Tote und Trümmer in der Türkei und Syrien - Warum stürzten beim Erdbeben so viele Häuser ein?

Kahramanmaras (Türkei) – Dieses Foto geht ans Herz: Ganz fest hält Mesut Hancer in den Erdbeben-Trümmern die Hand seiner toten Tochter. Er gibt sein Kind nicht auf und lässt es in der Kälte des Schutts nicht allein – auch wenn seine Tochter nicht mehr am Leben ist. Solange die Leiche nicht geborgen werden kann, bleibt er für sie da! Das Leid und der Schmerz sind dem trauernden Vater ins Gesicht geschrieben.

Die 15-jährige Irmak liegt noch ihrem Bett mit der pinkfarbenen Bettwäsche. Über ihr sind Berge von Schutt. Das Mädchen wurde erschlagen, als das Haus bei den heftigen Erdbeben im türkischen Kahramanmaras wie ein Kartenhaus einstürzte und die Trümmer auf das schlafende Mädchen stürzten. In dem gesamten Ort sind mehr als 70 Menschen bei der Naturkatastrophe gestorben. Über 300 Gebäude wurden zerstört.

Ein Video aus Malatya sorgt aktuell für heftige Diskussionen in sozialen Medien: Die Aufnahmen zeigen, wie im Bezirk Yeşilyurt ein riesiger Wohnblock scheinbar zu Staub zerfällt. Dabei hatten Makler in einer Anzeige damit geworben, dass die Wohnungen „in Übereinstimmung mit den Erdbebenvorschriften erstellt“ wurden.

Mesut Hancer sitzt allein in den Bergen aus Schutt, um die Hand seines toten Kindes zu halten. Bis sie geborgen ist, gibt er sie nicht auf

Foto: ADEM ALTAN/AFP

In der ganzen Türkei sind Tausende Häuser eingestürzt. Präsident Erdogan bezifferte die Zahl der Toten am Dienstagvormittag auf derzeit 3549 – und es werden stündlich mehr!

Nachdem am 17. August 1999 ein Erdbeben mit der Stärke 7,6 in den Städten İzmit, Yalova, Gölcük und Adapazarı über 18 000 Menschen getötet hatte, hat die Regierung in Ankara die Bauvorschriften in der Türkei verschärft. Das Land wird immer wieder von verheerenden Erdstößen getroffen. Die neuen Gesetze schreiben vor, dass alle Gebäude modernen, erdbebensicheren Standards entsprechen müssen.

Rettung nach 31 Stunden: Ein 15 Monate altes Baby wird aus den Trümmern von Kahramanmaras geborgen

Foto: ddp/abaca press

Experten schätzen, dass die Baukosten dadurch aktuell in der Türkei um 10 bis 15 Prozent ansteigen, wenn Bauherrn ihre Neubauten WIRKLICH nach allen Vorschriften erdbebensicher machen. Ob alle Unternehmen bei großen Bauvorhaben diese Gesetze auch immer eingehalten haben, ist beim Anblick der zerstörten Erdbebengebiete jetzt fraglich.

„Auf dem Papier mögen die Bauvorschriften erdbebensicher sein“, sagt die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler (42) zu BILD. „Aber wir haben Bilder gesehen, wo mehrere Hochhäuser nebeneinander stehen, und eins in der Mitte ist dem Erdboden gleich. Da sind wir ganz schnell bei Baupfusch!“

Eine Frau sitzt völlig verzweifelt vor den Trümmern ihres Hauses in Nurdagi

Foto: Khalil Hamra/AP

Nach den Rettungsmaßnahmen müsse die türkische Regierung bei der Baubranche nun genauer hinsehen. Die Politikerin: „Wie kann es sein, dass in Japan nach einem Erdbeben noch alle Hochhäuser stehen und in der Türkei nicht? Dieser politischen Diskussion muss man sich stellen.“