
Hansi Flick ist wieder einmal bitter enttäuscht.
(Foto: dpa)
Gegen Japan sollte alles besser werden. Bundestrainer Hansi Flick wollte nach dem WM-Fiasko und einem schwachen ersten Halbjahr den Bock umstoßen und den deutschen Fußball wieder erfolgreich machen. Doch das Gegenteil passiert. Das kann nicht folgenlos bleiben.
Ein Plan B muss her. Hansi Flick kann als Bundestrainer keine Zukunft haben. Die deutsche Nationalmannschaft will im Testspiel gegen Japan alles besser machen, alles wiedergutmachen, was in den vergangenen Monaten, mindestens seit der vergeigten Weltmeisterschaft in Katar, auf erschütternde Weise schiefgegangen war. Doch diese Mission scheitert krachend, versinkt am späten Samstagabend im Mittellandkanal in Wolfsburg. Die WM-Revanche gegen Japan geht mit 1:4 (!) verloren. Das ist ein Debakel. Oder mehr. Kapitän İlkay Gündoğan bekennt sogar, dass man mit Mannschaften wie jener aus Japan nicht mehr auf Augenhöhe spielt. Ein Wahnsinn.
Noch wahnsinniger wird es, als Flick selbst bei RTL zum Interview antritt. "Ich finde, wir machen das gut und ich bin der richtige Trainer", sagte er mit reichlich Trotz in der Stimme. "Aber ich weiß, dass im Profifußball sehr viel Dynamik drin ist. Ich kann nicht absehen, was ansonsten noch kommt." Flick gestand, "brutal enttäuscht" zu sein. Und dann sagte er Dinge, die wie eine reine Selbstentlassung klingen. "Wir haben aktuell nicht die Mittel, um so eine kompakte Defensive zu überspielen. Es war einfach zu wenig", sagte er und schimpfte auf die Ausbildung im deutschen Fußball. "Die Japaner sind alle top ausgebildet, haben die Basics drauf. Wir im deutschen Fußball müssen mal aufwachen und an den Dingen arbeiten", sagte er und befand dann ebenfalls mit reichlich Trotz: "Wir werden uns wieder gut vorbereiten auf Frankreich. Wir haben schön auf den Deckel bekommen, müssen uns schütteln und versuchen, anders auf dem Platz zu stehen. Schuldzuweisungen nützen nichts."
Wo ist der Plan?
Der deutsche Kader besteht aus Spielern, die in großen nationalen und internationalen Vereinen spielen. Die sich in der Champions League mit den Besten messen. Aber wenn diese Fußballer zusammenkommen, um die DFB-Elf zu vertreten, dann bricht alles zusammen. Das ist keine Überzeugung, kein Mut. Und kein Plan. Für den ist der Bundestrainer verantwortlich. Und wirkt zunehmend ratlos. Das vergeigte erste Halbjahr 2023 rechtfertigte er mit nötigen Experimenten. Die gingen, das muss man so hart sagen, alle schief. Erkenntnisse? Wenn, dann nur negative. Damit sollte nun Schluss sein. Jetzt sollte sich die Mannschaft für die Heim-EM 2024 einspielen.
Und was macht Flick? Er setzt wieder auf Experimente. Joshua Kimmich wird aus dem Zentrum abgezogen und auf die rechte Abwehrseite versetzt. Er soll sich allerdings bei eigenem Ballbesitz in die Mitte bewegen. Wie es etwa John Stones bei Manchester City macht. Eine Erfolgsidee von Starcoach Josep Guardiola. Der jedoch hat den Vorteil, dass er diese komplexe taktische Variante über Wochen und Monate im Training einüben kann, Flick hat die Zeit nicht und versucht sich trotzdem. Was er auch versucht: Nico Schlotterbeck auf der linken Seite der Viererkette zu implementieren. Doch der Dortmunder geht auf ungewohnte Position sang- und klanglos unter. Wie schon bei der WM in Katar ist er einer der Protagonisten des Debakels.
Und im Zentrum, da, wo Kimmich nicht mehr ist, wo Goretzka gar nicht erst nominiert wurde, und Gündoğan endlich so grandios wirken soll, wie einst bei Man City, da passierte gar nichts. Der neue Kapitän konnte keine Impulse liefern und seine defensive Absicherung Emre Can war alles, nur nicht der erhoffte Stabilisator. In der Mannschaft passt es derzeit nirgendwo. Pläne sind nicht ersichtlich. Ersichtlich ist nur, dass sie scheitern. Hansi Flick wollte ständige "Aktivität und Intensität", eine Mannschaft in steter Bewegung, die den Kopf immer eingeschaltet hat. Nichts davon passierte. Was ist da los? Es wirkt, als würde der Trainer nicht (mehr) die Sprache seiner Spieler sprechen. Das ist fatal. Das ist der Bruch. Der Bundestrainer hat keine Argumente mehr.