Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Trotz weltweiter Beliebtheit - Finnen-Chefin Sanna Marin droht Abwahl

Vor drei Jahren wurde sie zur jüngsten Premierministerin der Welt – morgen könnte sie aber wieder abgewählt werden!

Finnen-Chefin Sanna Marin (heute 37) ist beliebt, führt ihr Land in die Nato – und könnte dennoch am Sonntag knapp ihre Regierungsmacht verlieren.

Denn: Bei der Finnen-Wahl bahnt sich ein enger Dreikampf an zwischen Sanna Marins Sozialdemokraten, den leicht favorisierten Konservativen von der Nationalen Sammlungspartei und der rechtspopulistischen Partei „Die Finnen“.

Sanna Marin ist das Aushängeschild ihrer Partei – und beliebter als die Sozialdemokraten an sich

Foto: JONATHAN NACKSTRAND/AFP

„Jeder von ihnen kann Erster werden“, sagt der Politikwissenschaftler Juhana Aunesluoma von der Universität Helsinki. „Sie liegen so nahe beieinander, dass es unmöglich ist, das Ergebnis vorauszusagen.“

Für die Sozialdemokraten steht und fällt alles mit Sanna Marin. Sie ist deutlich populärer als ihre Partei.

Schon das Ergebnis der vergangenen Parlamentswahl 2019 war haarscharf: Die drei Parteien trennte weniger als ein Prozentpunkt.

Die Sozialdemokraten hatten die Wahl damals unter Marins parteiinternem Vorgänger Antti Rinne knapp für sich entschieden. Rinne trat jedoch nach nur knapp einem halben Jahr im Amt im Streit mit dem wichtigsten Koalitionspartner, der Zentrumspartei, zurück. Die aus fünf Parteien bestehende Mitte-links-Koalition blieb intakt. Angeführt wurde sie von nun an von der vorherigen Verkehrs- und Kommunikationsministerin Sanna Marin. Die damals jüngste Regierungschefin der Erde steht seitdem an der Spitze einer überwiegend von Frauen dominierten Regierung.

Es ist ein knappes Rennen in Finnland zwischen diesen Dreien (v.l.): die Rechtspopulistin Riikka Purra (45), der Konservative Petteri Orpo (53) und die Sozialdemokratin Sanna Marin (37)

Foto: ANTTI AIMO-KOIVISTO/AFP

Marin wurde eine Art Weltstar der Politik, hat eine Million Follower auf Instagram und teilt dort auch gerne private Schnappschüsse aus ihrem Party-Leben –  auch, wenn ihr das einmal Ärger einbrachte. Gleichzeitig führte sie Finnland durch turbulente Zeiten: Erst kam Corona, dann der Ukraine-Krieg, der den Finnen nahegeht. Schließlich teilen sie 1340 Kilometer Grenze mit Russland.

Infolge des Krieges entschloss sich Finnland, die Mitgliedschaft in der Nato zu beantragen. Am späten Donnerstagabend stimmte die Türkei der Aufnahme der Finnen als letztes Mitgliedsland zu – damit ist der finnische Weg in die Nato nach jahrzehntelanger militärischer Bündnisfreiheit frei.

Vergangenen Sommer gab’s Aufregung wegen Party-Fotos von Sanna Marin. In einem emotionalen Auftritt verteidigte sie ihr Privatleben

Foto: HEIKKI SAUKKOMAA/AFP

Der Nato-Beitritt spielte im Wahlkampf aber keine Rolle. Grund: Der Konsens darüber ist in Bevölkerung, Parteien und Medien überwältigend groß. Wichtiger sind vielmehr innenpolitische Themen gewesen, die Staatsfinanzen zum Beispiel, Grund- und Sozialleistungen, die älter werdende Bevölkerung, Gesundheit und Bildung. „Es ist im Grunde eine Wahl über den finnischen Wohlfahrtsstaat“, sagt Politikwissenschaftler Aunesluoma. Es gebe das Gefühl, dass dieses System strukturelle Probleme habe.