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Und plötzlich reicht's bei Dodi: Der gute Lukebakio spielt nicht bei Hertha BSC

Am Abend spielt die DFB-Elf gegen Belgien. Beide Teams suchen nach der Katastrophen-WM den Neustart. Bei den "Roten Teufeln" vertraut Neu-Trainer Domenico Tedesco dabei auch auf Angreifer Dodi Lukebakio. In der EM-Quali glänzt er gegen Schweden - obwohl bei Hertha BSC in der Bundesliga zuletzt nur wenig geht.

"Er hat mir sein Vertrauen gegeben und mir gesagt, ich soll rausgehen und Spaß haben." Dieses Zitat von Dodi Lukebakio über Domenico Tedesco verleitet zu der flapsigen Frage: Was sagen sie ihm denn bei Hertha BSC? Wenn Belgiens neuer Nationaltrainer dem Offensivmann sagt, er soll "Spaß haben", legt Lukebakio im Spiel gegen Schweden die ersten beiden Tore beim 3:0-Sieg für Romelu Lukaku auf. Es kann also so einfach sein?

Das wird sich im Spiel gegen Deutschland am heutigen Dienstag zeigen. In Köln kommt es zum Duell zweier in der WM-Vorrunde gescheiterter Teams (20.45 Uhr/RTL und im ntv.de-Liveticker). Beide sind besser als die harten WM-Statistiken es wirken lassen. Gleichwohl ist Belgien in der FIFA-Weltrangliste auf Platz vier dem DFB-Team, das nur Platz 14 belegt, weit enteilt.

Die Verantwortlichen bei Hertha BSC werden interessiert zuschauen und sich noch immer über das erste Spiel der EM-Qualifikation freuen. Ihr Angreifer hat groß aufgespielt, wurde von den Fans zum Spieler der Partie gewählt. Dabei setzte er sich auch gegen Lukaku durch, der mit seinem Dreierpack (35./49./82.) ebenfalls ein herausragendes Spiel machte.

Tedesco lobt den Spieler des Spiels

Schnell wurde ein Spitzname für das Duo gefunden: "Lu-Lu" begeisterte Belgien. Lukebakio gewann immer wieder seine Duelle, war auf rechts derjenige, über den das Spiel offensiv lief. Der erste Treffer fiel nach seiner Flanke von der rechten Seite, beim zweiten Tor lieferte Lukebakio eine sehenswerte Vorarbeit: Nach einer Ecke von Kapitän Kevin De Bruyne lief er auf der rechten Seite in Richtung Strafraum, lies Leipzigs Emil Forsberg keine Chance im Sprintduell und passte weiter vors Tor. Dort musste Lukaku nur noch einschieben.

"Ich wollte einen Spieler, der im Eins-gegen-eins stark ist. Lukebakio ist schnell, dynamisch, ballsicher und stark über außen, arbeitet für die Mannschaft. Er hat gut gepresst", war Tedesco voll des Lobes für den 25-Jährigen. Es dürfte ein Booster für das Selbstbewusstsein des Angreifers sein.

Bei den Berlinern gab es dafür zuletzt keinen Grund. Bei Trainer Sandro Schwarz war der Belgier nicht erste Wahl. Anders als im Nationalteam, wo Tedesco zufrieden mit ihm war, gibt es bei Hertha immer wieder Kritik am 25-Jährigen. Phasenweise wirkt er phlegmatisch auf dem Platz, nicht ins Spiel eingebunden - das zieht sich seit seinen Anfängen im Klub im Jahr 2019 durch. Im Herbst 2020 hatte Ex-Coach Bruno Labbadia im Training seinen Frust artikuliert: "Dodi, das reicht so nicht! Und das wird dann auch im Spiel nicht reichen. Wenn du da nur ein bisschen hindackelst, reicht das nicht." Seine Einstellung ist ein Grund, warum er in der vergangenen Saison an den VfL Wolfsburg ausgeliehen war. Durchsetzen konnte er sich weder in Berlin noch in Niedersachsen so richtig.

Bei Hertha den Startelfplatz verloren

"Es ist ein Spiel zwischen langer und kurzer Leine. Aber diese kurze Leine muss manchmal dann auch extrem kurz sein. Wir haben das Gefühl füreinander gefunden, wie wir miteinander umzugehen haben. Er weiß, was er von mir bekommt. Und ich weiß, was ich von ihm bekomme. Und ich muss sagen: Er gibt viel zurück", hatte Schwarz im November 2022 zwar gegenüber dem "Berliner Kurier" gesagt. Doch in den letzten Spielen musste Lukebakio weichen.

Weil er Opfer einer Systemumstellung wurde - und weil er nicht mehr überzeugte. Seine ansprechende Form aus der Hinrunde hatte in der Winterpause einen Dämpfer erhalten. Die Enttäuschung dürfte eine große Rolle spielen. Hatte er sich doch bis zum November Hoffnungen auf eine WM-Nominierung gemacht. Dann aber berief ihn Martinez nicht für Katar, der Frust war groß. Offenkundig litt die Form, und zusätzlich stellte Schwarz das Spielsystem um, lässt seit Anfang Februar statt mit Vierer-, mit Dreierkette spielen. Auf Außen erhält seitdem Marco Richter den Vorzug, der auch aktiv in der Defensivarbeit mitwirkt. Lukebakio kommt stattdessen in einer Doppelspitze im Sturm zum Einsatz - aber eben nicht in der Startelf.

Kommt Lukebakio zum siebten Länderspiel?

Seitdem traf er nur noch dreimal, zuletzt schoss er den Ehrentreffer bei der 1:4-Pleite gegen Bayer Leverkusen. Er ist mit zehn Toren und zwei Vorlagen zwar Herthas bester Torschütze und Scorer, doch im Abstiegskampf reicht das derzeit nicht aus. Hertha steht auf dem Relegationsplatz, punktgleich mit dem 17., Schalke, und nur einen Punkt vor dem VfB Stuttgart. Am kommenden Bundesliga-Spieltag am Samstag geht es für die Herthaner nach Freiburg - wahrlich kein Spiel für eine Punktegarantie.

Zuvor gibt es eine weitere Chance für Lukebakio, zu glänzen. Nach dem Lob von Tedesco ist es gut möglich, dass Lukebakio, anders als bei Hertha, gegen die DFB-Elf erneut in der Startformation steht. Direkte Duelle würde er damit gegen DFB-Linksverteidiger David Raum bestreiten, mutmaßlich eine ungleich schwerere Aufgabe als gegen Schwedens Ludwig Augustinsson, der von Werder Bremen derzeit an RCD Mallorca ausgeliehen ist. Es wäre gerade einmal der dritte Startelf-Einsatz für Lukebakio im belgischen Team - erst sechs Spiele hat er überhaupt bestritten. Der 25-Jährige ist einer der neuen Spieler, die Tedesco im Team testet.

Tedesco stellt "sein" Team zusammen

Denn auch der Coach ist gerade erst dabei, die Belgier kennenzulernen. Das Spiel gegen Schweden war sein erstes als Nationaltrainer. Er hatte sein Amt als Nachfolger von Roberto Martinez angetreten, der nach dem Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar gehen musste. Führungsspieler wie Eden Hazard und Toby Alderweireld sind ebenfalls nicht mehr dabei, Tedesco muss neu aufbauen. "Wir befinden uns schon in einem Umbruch, einige sehr verdiente Spieler sind nicht mehr dabei. Aber das macht die Aufgabe auch sehr spannend. Ich bin zuversichtlich", sagt er dem Sportinformationsdienst. Ein Traumjob für den früheren Bundesliga-Trainer, wie er mit einer amüsanten Anekdote gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erzählte: Im Dezember habe er beim Zahnarzt im Wartezimmer gesessen, als er vom Rücktritt Martinez' las. "Ich habe einem Freund direkt einen Screenshot geschickt und geschrieben: 'Boah, das wäre ein cooler Job. Gute Mannschaft, gute Spieler.'" Ein Anpreisen seinerseits habe aber nicht stattgefunden. "Dass es letztlich so kommen würde, habe ich in dem Moment aber nicht gedacht."

Dass sein Job nun wohl dazu führen wird, dass er bei der Europameisterschaft in Deutschland seine persönliche Heim-EM erleben kann, ist für den früheren Leipziger und Schalker ein positiver Beifang. "Es ist nicht so, dass ich gesagt habe: Da steht eine EM in Deutschland an, da muss ich zusehen, dass ich irgendwo Nationaltrainer werde", sagt er weiter: "Ganz und gar nicht. Es ist eine schöne Geschichte, aber bis dahin ist es auch noch ein langer Weg." Einer, den er gemeinsam mit Lukebakio bestreitet.

Dabei ist ziemlich wahrscheinlich, dass der Angreifer bei der EM 2024, bei der auch im Berliner Olympiastadion gespielt wird, dann nicht mehr das Trikot von Hertha BSC trägt. Immer wieder gibt es Gerüchte um seinen Verkauf. Der Klub soll im Winter Offerten des FC Sevilla, der PSV Eindhoven und sogar Topklub Paris St. Germain abgelehnt haben. Auch eine Leihe zu Olympique Lyon soll im Gespräch gewesen sein. Doch da setzte Schwarz ja noch auf Lukebakio.

Das hat sich geändert und die finanzielle Situation des Klubs ist nicht besser geworden. Viele aus dem Ensemble sind (zu) hoch bezahlt. Lukebakios Vertrag läuft bis 2024, im Sommer würde er noch Geld bringen. Für 20 Millionen Euro war er 2019 gekommen, wurde mit einem gutdotierten Vertrag ausgestattet. Der Klub muss sparen, Lukebakio gilt laut "Kicker" als Verkaufskandidat Nummer 1. Gut möglich also, dass er noch lange für Belgien spielt, aber nur noch ein paar Partien für Hertha BSC. Vielleicht sollte Schwarz ihm für die "Spaß haben" mit auf den Weg geben.