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Vermögensverwalter: Vanguard verlässt Net-Zero-Initiative

Mit Vanguard beugt sich der größte Fondsmanager der Welt dem politischen Druck in den USA – und zieht sich aus einer Initiative für Klimaneutralität zurück

Die Vanguard Group, der größte Fondsmanager der Welt, zieht sich aus dem global wichtigsten Klimafinanzierungsbündnis zurück. Hintergrund sind verschärfte Drohungen der Republikaner in den USA gegen Firmen, die als feindlich gegenüber der fossilen Brennstoffindustrie gelten.  Die Entscheidung von Vanguard erfolgte nach einer „beträchtlichen Zeit der Überprüfung“, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Rückzug aus der Net Zero Asset Managers Initiative, einer Untereinheit der Glasgow Financial Alliance for Net Zero, werde „die Klarheit zu schaffen, die sich unsere Investoren wünschen“, hieß es.

Mark Carney, der frühere Gouverneur der Bank of England und Chefarchitekt der Glasgow-Initiative, sagte Anfang des Jahres, dass die Allianz ein beträchtliches Wachstum verzeichnet habe und nun rund 550 Mitglieder mit einem Gesamtvermögen von etwa 150 Billionen Dollar vertrete. Er wies auch Berichte zurück, wonach einige Mitglieder mit der Struktur des Bündnisses unzufrieden seien, weil sie sich wachsenden rechtlichen Risiken ausgesetzt sähen, wenn sie kohlenstoffintensive Sektoren meiden würden.

„Es ist bedauerlich, dass es politischen Druck auf diese entscheidende wirtschaftliche Notwendigkeit gibt und versucht wird, Unternehmen an einem effektiven Risikomanagement zu hindern – einem wichtigen Teil ihrer treuhänderischen Pflicht“, sagte Kristen Snow Spalding, Vizepräsidentin des Ceres Investor Network, einem Gründungspartner der Net Zero Asset Managers Initiative.

Blackrock-CEO Larry Fink

Der britische Vermögensverwalter Bluebell findet die ESG-Strategie von Blackrock widersprüchlich und heuchlerisch. Er fordert deshalb den Rücktritt von Konzernchef Larry Fink. Dieser sollte gewarnt sein, dann Bluebell war in einem anderen Fall erfolgreich

Laut Vanguard geht es bei der Entscheidung auch um die Freiheit, die eigenen Anlagemöglichkeiten nicht einschränken zu müssen. Initiativen wie die Net-Zero-Allianz könnten „einen konstruktiven Dialog fördern, aber manchmal können sie auch zu Verwirrung über die Ansichten der einzelnen Wertpapierfirmen führen“, so der Asset Manager. „Das war hier der Fall, insbesondere in Bezug auf die Anwendbarkeit von Net-Zero-Ansätzen auf die von vielen Vanguard-Anlegern bevorzugten breit diversifizierten Indexfonds.“

Republikaner verstärken Angriffe auf „woke“ Firmen

Das in Malvern, Pennsylvania, ansässige Unternehmen erklärte weiter, dass sein Rückzug aus der Initiative Teil einer „kontinuierlichen Bewertung unserer Beteiligung an externen Organisationen und ihrer fortlaufenden Übereinstimmung mit der Mission und den Perspektiven von Vanguard in Bezug auf Investitionen“ sei.

Republikanische Politiker haben zuletzt deutlich gemacht, dass sie ihre Angriffe auf Firmen, die im Verdacht stehen, ölfeindlich oder „woke“ zu sein, verstärken wollen. Im Repräsentantenhaus wollen Vertreter Anhörungen zu diesem Thema abhalten, während in den Bundesstaaten bald eine Reihe von Anti-ESG-Gesetzen eingebracht werden soll.

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass zwei Pensionskassen und ein Anlageberater aus der Initiative ausgestiegen waren. Gleichzeitig wurde berichtet, dass JPMorgan Chase, die Bank of America und Morgan Stanley über einen Austritt nachdachten, nachdem die UN-Organisation Race to Zero, die hinter der Initiative steht, einen schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, einschließlich Kohle, gefordert hatte. Es folgte eine rasche Klarstellung, um diese Formulierung abzuschwächen, angeblich in dem Bemühen, die Mitglieder zu beruhigen. 

Anwälte, die die Finanzindustrie beraten, haben davor gewarnt, dass die Bedenken hinsichtlich rechtlicher Risiken berechtigt sind. Wenn eine Bank oder ein Vermögensverwalter die Absicht verkündet hat, bis zu einem bestimmten Datum Klimaneutralität zu erreichen, aber nun feststellt, dass sie dieses Ziel nicht erreichen wird, bestehe die Gefahr, dass die Federal Trade Commission Sanktionen verhänge, erklärte DLA Piper im August auf seine Website. Dies könne zu „erheblichen Untersuchungs- und Prozesskosten, hohen Geldstrafen und negativer Publicity führen“, hieß es.

© 2022 Bloomberg L.P.

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