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Vertrauen der Deutschen in die Bundeswehr stürzt auf Tiefstwert

Die Deutschen verlieren mitten im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine dramatisch an Vertrauen in ihre eigenen Streitkräfte. Nur noch 35 Prozent der Befragten geben an, „sehr großes“ oder „großes“ Vertrauen in die Bundeswehr insgesamt zu haben. Dieser Wert markiert mit Abstand einen Rekord-Tiefstand in den vergangenen 25 Jahren. Das ergibt der neue Deutschlandtrend, den Infratest Dimap im Auftrag von ARD-„Tagesthemen“ und WELT erhoben hat. Fragen zur Bundeswehr wurden in der Erhebung erstmals 1998 gestellt.

Quelle: Infografik WELT

Im Zuge des Krieges und der Auseinandersetzungen um deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine wurden in den vergangenen Monaten immer neue Mängel bei Ausrüstung und Beschaffungswesen der Bundeswehr sowie Kritik an der Amtsführung von Christine Lambrecht (SPD) offenbar, die von Ende 2021 bis Mitte Januar dieses Jahres Verteidigungsministerin war.

Eine Mehrheit von 54 Prozent der Deutschen zeigt nun im Deutschlandtrend „wenig“ oder „gar kein“ Vertrauen, dass „die Bundeswehr mit ihren Bündnispartnern einen möglichen Angriff auf das Nato-Territorium abwehren“ könnte; 38 Prozent sehen das positiver. 85 Prozent vertrauen demnach nicht darauf, dass die aktuelle Ausstattung der Bundeswehr für deren Auftrag ausreichend ist. Und 60 Prozent fehlt das Vertrauen, dass die Bundeswehr „angemessen gegen rechtsextremes Gedankengut in ihren Reihen“ vorgeht.

Quelle: Infografik WELT

Die Entscheidung der Bundesregierung, nun doch deutsche Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, wird von 52 Prozent der Befragten gutgeheißen; 39 Prozent halten sie jedoch für einen Fehler. So wächst auch die Zahl derjenigen, die eine direkte Verwicklung der Bundesrepublik in den Krieg befürchten: 59 Prozent machen sich demnach „große“ oder „sehr große“ Sorgen, dass Deutschland direkt in den Krieg hineingezogen werden könnte. Das ist ein Anstieg von drei Prozentpunkten im Vergleich zum Oktober 2022.

Hingegen geht die Beunruhigung über die Kriegsfolgen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zurück. Noch 68 Prozent äußern die Sorge, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtert – ein Rückgang um zwölf Prozentpunkte im Vergleich zum April vorigen Jahres, als der Ausbruch des Krieges gerade zwei Monate zurücklag. 60 Prozent fürchten jetzt, dass „Russland weitere Länder in Europa angreift“. Und 82 Prozent machen sich „große“ oder „sehr große“ Sorgen um die Menschen in der Ukraine – ein Rückgang um neun Punkte verglichen mit April 2022.

Was die Bewertung der Ukraine-Politik der Bundesregierung angeht, zeichnet sich eine Tendenz ab: Eine wachsende Mehrheit von inzwischen 58 Prozent der Befragten äußern die Meinung, dass die diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges nicht weit genug gingen – in Ostdeutschland sind 61 Prozent dieser Ansicht. Und der Anteil derjenigen, denen die Unterstützung der Ukraine mit Waffen zu weit geht, steigt insgesamt auf 35 Prozent: In Ostdeutschland vertreten 55 Prozent diese Position, in den westdeutschen Bundesländern 30 Prozent.

Unterm Strich zeigen sich vor allem Anhänger von Grünen (65 Prozent) und SPD (61 Prozent) zufrieden mit dem Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg. Danach folgen Anhänger von CDU/CSU mit 38 Prozent und Unterstützer der FDP mit 33 Prozent. „Weniger“ bis „gar nicht zufrieden“ sind indes 92 Prozent der AfD-Anhänger.

Bewertung der AfD ein Jahrzehnt nach der Gründung

Zehn Jahre nach Gründung der inzwischen rechtsradikalen Partei verändert sich auch bei einigen der Blick auf die AfD: Im September 2013 hatten noch 20 Prozent der damals Befragten „eher“ dem Satz zugestimmt: „Ich fände es gut, wenn die AfD im Bundestag vertreten wäre.“ Heute stimmt fast ein Drittel (32 Prozent) „eher“ dem Satz zu: „Ich finde es gut, dass die AfD im Bundestag vertreten ist.“

Quelle: Infografik WELT

Drei Viertel sind der Meinung, die AfD distanziere sich nicht genug von rechtsextremen Positionen. 58 Prozent befürworten, dass die anderen im Bundestag vertretenen Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen, 36 Prozent sind dagegen. Und 16 Prozent der Befragten finden es gut, dass die AfD Verständnis für russische Positionen im Ukraine-Krieg zeigt.

Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, könnte sich die SPD im Vergleich zum Vormonat um zwei Punkte auf 20 Prozent verbessern. Damit landet sie vor den Grünen, die einen Punkt abgeben und 18 Prozent erreichen. Der gemeinsame Ampel-Koalitionspartner FDP verbucht einen leichten Zugewinn von einem Punkt auf sieben Prozent. Vorn liegen CDU/CSU mit 27 Prozent, das sind zwei Punkte weniger als vor einem Monat. Die AfD verharrt bei 15 Prozent. Die Linke kommt auf vier Prozent (minus ein Punkt) und würde es somit nicht mehr in den Bundestag schaffen.

Im Ranking der Zufriedenheit mit Spitzenpolitikern zählen FDP-Chef Christian Lindner ebenso wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu den deutlichsten Gewinnern mit Zuwächsen von je drei Punkten im Vergleich zum Vormonat. Habeck steht damit auf Platz zwei hinter Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), auf Rang drei landet Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) – und Platz vier erreicht aus dem Stand der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).

Für den Deutschlandtrend hat Infratest Dimap vom 30. Januar bis zum 1. Februar 1328 Wahlberechtigte befragt – in 868 Telefoninterviews und 460 Online-Interviews. Die Fehlertoleranz liegt zwischen zwei und drei Prozentpunkten.

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