Moers/Kleve (NRW) – Musste er wegen eines Säckchens voll Gold sein Leben lassen?
Wegen Mordes an dem Schneider Kazim Tatar (56) aus Moers steht seit Donnerstag Tüncay C. (49) in Kleve vor Gericht. Gegen die Ex-Frau des Getöteten läuft ein gesondertes Verfahren.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49-jährigen Schweißer aus Neukirchen-Vluyn vor, Tatar am 12. September 2022 mit zwei Schüssen getötet und zur Vertuschung der Tat dessen Wohnung angezündet zu haben.
Das Motiv für die Tat soll ein Streit um eine größere Menge Gold gewesen sein. Nachdem sein Freund ihm das Versteck verraten hatte, soll er ihn erschossen haben.
Schneider Kazim Tatar (56) wurde zerstückelt. Mit diesem Foto suchte die Polizei nach dem Mann, der zunächst nur als vermisst galt
Foto: Polizei
► C. streitet alles ab. Er behauptet, Kazims Ex-Frau Birgül hätte ihn im August letzten Jahres gebeten, ihr jemanden zu besorgen, der Kazim „Arme und Beine brechen soll“. Sie würde dafür 10 000 Euro zahlen. Angebliches Motiv: Ihr Ex hat das Gold nach der Trennung für sich behalten, das machte sie sauer.
Irre Geschichte vor Gericht aufgetischt
Dann legt Tüncay C. richtig los: Nachdem er Kazim seinem Türkeiurlaub vom Düsseldorfer Flughafen abholte, frühstückten sie in dessen Wohnung. Hier erfuhr er, dass das Gold in einem Säckchen im Lüftungsschacht versteckt ist. Sein Freund duschte, er machte Gartenarbeit – als plötzlich drei Männer auftauchten und Schüsse fielen. Kazim lag blutüberströmt in der Küche. C. wollte fliehen, wurde geschnappt und gefesselt, dann hörte er Frauenstimmen, so berichtet er.
Die Wohnung von Tatar wurde nach dem Mord angezündet
Foto: Landgericht Kleve/dpa
Schließlich hätten die Männer Leichenteile des Schneiders in blauen Säcken in sein Auto gelegt und er hätte zu einem Wäldchen in Moers-Hülsdonk (nahe seiner Arbeitsstelle) fahren müssen, wo etwa sieben Fremde die Säcke vergruben.
In diesem Loch nahe der Arbeitsstelle des Angeklagten fand die Polizei Säcke mit der Leiche des Schneiders
Foto: Stephan Schuetze
Der Polizei hatte der Angeklagte zuvor eine ganz andere Geschichte erzählt, so Beamte im Zeugenstand. Da war von Notwehr die Rede, nachdem Kazim ihn bedroht hätte ...
Der Richter verfolgt die Ausführungen des Angeklagten stoisch bis genervt. Beim nächsten Prozesstermin am 9. Oktober sollen weitere Zeugen gehört werden.