Weniger sichtbar in Feeds Twitter verpasst Ukraine-Beiträgen wohl ein Downgrade

Beiträge zur Ukraine landen weniger häufig als Vorschlag bei anderen Nutzern.
(Foto: dpa)
Mit Open Source wird eine Philosophie in der Software-Entwicklung bezeichnet. So will Twitter durch andere Programmierer nach Fehlern suchen oder Verbesserungen voranbringen. Nach der Veröffentlichung des Quellcodes für den Empfehlungs-Algorithmus fällt aber etwas anderes auf.
Mit einer "neuen Ära der Transparenz" will Twitter seinen Nutzern Einblicke in den Empfehlungs-Algorithmus der Timeline auf seinem Kurznachrichtendienst geben. Dadurch sollen externe Programmierer nach Fehlern suchen oder Verbesserungen vorschlagen können. Entsprechend haben sich viele Programmierer mit dem auf Github zur Verfügung gestellten Quellcode auseinandergesetzt. Eine Gruppe von ihnen hat dabei herausgefunden, dass Beiträge zum Krieg in der Ukraine in der Rangliste des Empfehlungs-Algorithmus nach unten rutschen - was bedeutet, dass die Nutzer sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit in ihrem Feed sehen konnten.
In einem langen Beitrag auf Twitter veröffentlichte der User Aakash Gupta nach seiner Analyse gleich mehrere Faktoren, die Tweets und deren Reichweite fördern oder eben auch mindern. Likes, Retweets und Antworten zu Tweets seien förderlich, schreibt Gupta. Auch der bald kostenpflichtige Blaue Haken gebe einen "gesunden Boost" für die eigenen Beiträge. Laut Gupta gebe es aber auch eine Reihe an Faktoren, die die Chance auf Sichtbarkeit im Nutzerfeed verringern würden. Neben Falschinformationen, Hassrede und Gewaltandrohungen taucht in der Liste auch die "Ukraine-Krise" auf.
Zuvor hatten viele Twitter-User, die sich mit dem Ukraine-Krieg beschäftigen, bereits davon berichtet, dass ihre Konten weniger frequentiert wurden, seit Elon Musk im Oktober letzten Jahres die Plattform übernommen hat. Musks Haltung zur russischen Invasion lässt sich nicht wirklich einordnen. Auf der einen Seite hat der Milliardär der Ukraine mit seinem Starlink-Satelliten einen landesweiten Internetzugang ermöglicht, der auch militärisch von Nutzen ist. Auf der anderen Seite hatte er sich mit anderen Ideen zum Krieg um Kopf und Kragen getwittert. Anfang Oktober 2022 schlug er einen "Friedensplan" vor, der Russland in die Karten gespielt hätte.
Wenig später folgte eine Umfrage unter den Nutzern, ob "der Wille des Volkes" darüber entscheiden solle, ob beschlagnahmte Regionen Teil der Ukraine bleiben oder Teil Russlands werden. Das hatte sogar den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dazu bewogen, zu antworten. Er startet die Twitter-Umfrage: "Welchen Elon Musk mögen Sie mehr? "Einen, der die Ukraine unterstützt" oder "Einen, der Russland unterstützt". Musks Antwort war, dass er eine "massive Eskalation" des Krieges befürchtet habe, die der ganzen Welt schaden würde.
Musk hat sich bislang nicht zu der Herabstufung von Beiträgen über die Ukraine durch den Twitter-Algorithmus geäußert. Zuvor hatte er lediglich betont, dass der Algorithmus für Empfehlungen alle 24 bis 48 Stunden überarbeitet werde.