Hiro Bistro: Keine Empfehlung für Fine Dining, aber Lichtblick in der Disziplin Sportstättengastronomie.
Tennisstüberl, Sportplatzbeisl – eigenes Genre, wollen wir gar nicht schlechtreden: Après Keuch und Schmähführen bei weitestmöglicher Entfernung von ernährungsphysiologischen Aspekten; Schinken-Käse-Toast, Frankfurter, Fitnessteller (frittierte Auftau-Hendlteile auf Packerlgrün), Obi aufg’spritzt auf an Halben oder gleich das rechtschaffen erschwitzte Bier. Kennen wir, wunderbar.
Aber so wollten es Rainer Behounek, 38, und seine zwei Kompagnons für ihren Tempel des Körperkults nicht haben. Im Dezember eröffneten sie, was man vermutlich als größtes und modernstes, sicher aber unmuffigstes Kampfsportzentrum des Landes bezeichnen kann. In einer ehemaligen Industriehalle enormen Ausmaßes im Siebenhirtener Industriegebiet sind auf 1000 Quadratmetern Matte alle Schauplätze der körperlichen Auseinandersetzung — primär mit sich selbst — untergebracht, vom Boxring bis zum MMA-Käfig; mit 13 Trainerinnen und Trainern, die die Peitsche knallen lassen.
Gastrolizenz hätte es nicht zwingend gebraucht, Proteinshakes und Riegel kann man auch so verkaufen. Aber Behounek, selbst begeisterter Kampfsportler, weiß um das Dilemma von der Fresserei nach dem Training. „Alle fragen sich: Ess’ ich eh das Richtige?“ Das wäre vor zehn Jahren anders gewesen, da ging’s danach zum „Mäcki“ oder Pasta-basierten Carbo-Loading. „Heute haben alle Ernährungspläne“, sagt Behounek; völlig unverzichtbar, wenn man sich Wettkämpfen stellt, aber auch ein Turbo, wenn man sich bloß fürs Training Ziele setzt.
So gibt es „keine große Küche“ im auch Nichtmitgliedern zugänglichen Bistro des Hiro Gym (und übrigens auch kein Cola „und dergleichen Zuckerwasser"), aber „körperbewusste Gerichte“, die man nicht erst neu erfinden musste. Poke, das hawaiianische Fusion-Dings – unschlagbar, wenn man schnell „das Richtige“ essen will: Bowls mit Reis als Basis, darauf mehr oder minder kunstfertig arrangierte Nährwertchamps wie Junger Spinat, Rote Rübe, Cashew, Edamame, dazu Dressing etwa aus Limetten, Ingwer, Ahornsirup, Sesamöl, zur Freud’ noch hausgemachte Mayo drüber. Trägt jedem Unverträglichkeitsfimmel Rechnung, weil man über das meiste beim Bestellen noch bestimmen kann; vegetarisch (9,90 Euro) oder mit Fisch oder Fleisch (11,90 Euro) ist nur ein Handgriff mehr oder weniger. Keine wirkliche Sünde die Powerballs (0,70 Euro) aus Datteln, Cashew, Cranberry, Mandeln, Hafer, Himbeere. Oder auch anders, denn man sei noch am Probieren und Tüfteln, aber was wir bekamen, war schon 1-a-Nahkampf mit Stäbchen. Fehlt nur noch das Training.
Infos:
Hiro Bistro, Herziggasse 3, 1230 Wien, office@hirogym.at, Restaurant:
Mo–Fr: 7.30–21 Uhr, Sa: 8.30-15 Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken