Erdbeben in der Türkei: »Unsere tapferen Hunde arbeiten 24 Stunden«

Ein Rettungshund im Einsatz

Foto: PIROSCHKA VAN DE WOUW / REUTERS
Globale Gesellschaft

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SPIEGEL: Frau Hornisberger, Sie koordinieren nach dem Erdbeben in der Türkei den Einsatz von 14 Rettungshunden. Seit wann sind Sie schon im Einsatz?

Hornisberger: Wir alle haben für solche Situationen Notfalltelefone. Darüber wurde ich über die Rettungskette des Schweizer Außenministeriums am Montag frühmorgens informiert. Wir haben dann unser Team zusammengerufen und gegen 9 Uhr den Einsatz gestartet. Ein Team mit acht Hunden ist in das Einsatzgebiet geflogen. Ich bin hier geblieben. Wir koordinieren parallel auch eine zweite Hundestaffel für unsere türkische Partnerorganisation. Die ist dann als weitere Gruppe mit sechs Tieren in einem von uns gecharterten Einsatzjet der schweizerischen Flugrettung in die Katastrophenregion geflogen.

Zur Person
Foto:

Max Strässle

Linda Hornisberger ist Schweizer Tierärztin und seit 1986 Mitglied der Organisation »Redog«, die international Rettungshunde einsetzt. Mit ihren eigenen Tieren war sie unter anderem nach dem Tsunami in Japan 2011 sowie den Erdbeben in Nepal 2015 und in Albanien 2019 im Einsatz. Darüber hinaus half sie bei mehreren Naturkatastrophen in der Schweiz. Sie leitet die Ausbildung von Rettungshunden und hat das Training von Leichensuchhunden initiiert.

SPIEGEL: Haben Sie bereits einen Eindruck davon, was Ihre Kolleginnen und Kollegen derzeitig vor Ort erleben?

Hornisberger: Es sind ganz schlimme Bilder, viele sind erschüttert. Man kann sich auf so etwas nicht vorbereiten. Und ich würde sogar sagen, das Unglück ist mit bisherigen Einsätzen eigentlich kaum zu vergleichen. Das ist keine weitere Naturkatastrophe. Das ist ein Jahrtausendbeben.

SPIEGEL: Das Erdbeben traf nicht nur die Türkei schwer. In Syrien fehlt es an internationaler Hilfe, die Situation dort dürfte mancherorts noch schlimmer sein. Helfen Sie auch dort?

Hornisberger: Bislang gibt es von dort keine Anfragen an uns. Wir müssen aber auch unsere Möglichkeiten realistisch einschätzen.

Suchhunde und Retter in den Ruinen eines Gebäudes in Gaziantep

Foto: SUHAIB SALEM / REUTERS

SPIEGEL: Woher wissen Sie, an welchen Orten es noch Hoffnung auf Überlebende gibt?

Hornisberger: Das Thema Nummer eins ist, möglichst schnell ins Einsatzgebiet zu kommen. Dafür gibt es meist ein Vorteam, aktuell übernehmen das die türkischen Kollegen. Denn meist geht es ja um Stunden, wenn nicht Minuten. Die örtlichen Einsatzkräfte lotsen uns dann an die entsprechenden Stellen. Im Idealfall haben wir kleine Gruppen: immer drei Hundeführerinnen und Hundeführer und ihre Tiere. Jeder Hund kann 20 Minuten konzentriert suchen, danach braucht das Tier etwa vierzig Minuten Pause. Wenn wir zu dritt sind, können wir so durcharbeiten. Unsere tapferen Hunde arbeiten nach diesem Prinzip oft 24 Stunden. Das sind alles Hochleistungstiere.

»Das ist ein Jahrtausendbeben«

SPIEGEL: Woran erkennen die Hunde, ob sich unter Trümmern noch ein Mensch verbirgt?

Hornisberger: Der Geruchssinn unserer Tiere ist mit unserem nicht vergleichbar. Für trainierte Rettungshunde umgibt jeden Mensch eine spezifische Wolke. Jede davon ist anders. Atmung, Schweiß, Hormone, in solchen Notfällen auch Exkremente oder Blut – die Hunde werden jahrelang darauf trainiert, all das zu erkennen. Wenn sie etwas wittern, bellen und scharren sie.

SPIEGEL: Welche Hunderassen eignen sich für diese Arbeit?

Hornisberger: So pauschal kann man das nicht sagen. Ideal sind mittelgroße, arbeitsame und bewegliche Tiere mit viel Ausdauer. Zum Einsatz kommen häufig verschiedene Retriever, belgische Schäferhunde oder Australian Shepards. Wir haben aber auch viele Mischlinge dabei, klassische Familienhunde. Wir sortieren sie in zwei Kategorien: Die in der sogenannten »heavy unit« können mehrere Tage an mehreren Orten für 24 Stunden arbeiten. Die in der »medium unit« schaffen mindestens 12 Stunden an einem Ort. Im Ernstfall arbeiten sie aber auch meist länger. Das ist eine Begabung mancher Hunde. Mit der Rasse hat es nicht zwingend zu tun. Unser kleinster Leichenspürhund ist ein Pinscher.

Überreste eines zerstörten Hauses in Kahramanmaras, nahe dem Epizentrum des Erdbebens

Foto: ADEM ALTAN / AFP

SPIEGEL: Und die Menschen?

Hornisberger: Alles Freiwillige. Im Notfall sagen wir unseren Arbeitgebern Bescheid, holen den Hund und dann geht es los. Wo auch immer man uns benötigt.

SPIEGEL: Die Schweiz hat im internationalen Vergleich viele Rettungshunde. Wie kommt das?

Hornisberger: Bei uns gibt es aus Tradition viele Rettungshunde. Aber auch wir können nur Dank Sponsoren und Spenden arbeiten. Unsere Organisation ist ein Verein mit mehr als 700 Mitgliedern. Für die Suche nach verschütteten Menschen haben wir 60 Freiwillige. Viele andere helfen bei der Ausbildung. Das ist alles sehr aufwendig und kostenintensiv. Sie müssen erst einmal jemanden finden, der sich fünf Stunden lang unter einem Haufen Steine versteckt, bis die Hunde ihn finden. Die meisten jungen Tiere benötigen vier Jahre Training, danach sind sie vielleicht sechs Jahre einsatzfähig. (Hält kurz inne) Oh, kann ich kurz auflegen? Ich bekomme gerade einen Anruf.

SPIEGEL: Selbstverständlich.

Hornisberger: Das waren die Türken. Sie wollen, dass wir zwei weitere Hunde schicken.

SPIEGEL: Das Erdbeben ist nun mehr als 48 Stunden her. Wie lange können Sie bei diesen Bedingungen Überlebende finden?

Hornisberger: Das entscheiden die Behörden vor Ort. Vermutlich suchen wir noch mehrere Tage. Aber man muss ganz ehrlich sagen: Die Überlebenschancen sinken sehr schnell. Bereits jetzt werden viele Menschen tot sein. Aber gibt es eine Chance? Natürlich, absolut. Wenn es irgendwo Hohlräume gibt oder Wasser, dann gibt es auch jetzt noch Chancen. Die Hoffnung, noch ein Menschenleben zu retten, die haben wir immer.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft


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