Von: Katrin Hager
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Ausstellungen, Theater, Musik und mehr sollen in Holzkirchen die Menschenrechte aus der unbeachteten Allgegenwärtigkeit rausholen. Im Mai steigt das „Festival der Menschenrechte“.
Holzkirchen – Mit Menschenrechten ist das so eine Sache: Genießt man sie, ist einem ihr Wert kaum bewusst. Wie bedeutsam sie sind und wie komplex, merkt man aber schnell, wenn sie angetastet werden. „Man beschäftigt sich weniger damit, weil die Menschenrechte bei uns nicht so eklatant verletzt werden wie in anderen Regionen“, sagt Monika Lehner. Wie wichtig diese Rechte auch für unsere saturierte Gesellschaft sind, „das wird uns derzeit schmerzlich bewusst“. Mit ihrem Mann, dem Fotografen Manfred Lehner, mit dem Holzkirchner Designer und Fotografen Thomas Jarzina, der Valleyer Malerin Barbara Bertram und dem Verein Kulturvision hat die Valleyerin deshalb ein „Festival der Menschenrechte“ in Holzkirchen organisiert. Mit Kunst soll das bisweilen abstrakte und doch so unmittelbar aufs Leben wirkende Thema greifbar werden – bei einer Ausstellung, mit Theater, Wort und Musik. Und der Vorplatz des Kultur im Oberbräu wird zum „Platz der Menschenrechte“.
Die Idee zu einer solchen Themenveranstaltung hatte schon lange in Manfred Lehner gegärt. „Das Thema Menschenrechte beschäftigt mich schon mein ganzes Leben“, erzählt der Fotograf. Die Nachrichten von Menschenrechtsverletzungen reißen nie ab. „Der Krieg jetzt ist die schlimmste Version. Aber man darf nicht vergessen, dass es auch kleinere Verletzungen der Menschenrechte gibt.“ Ihn inspirierten Tafeln in Nürnberg und Wien, die im Stadtbild auf die Menschenrechte hinweisen, sie rausholen aus der unbeachteten Allgegenwärtigkeit. Das soll auch das Festival: hinschauen, wo Probleme liegen. Aber: „Wir wollen auch explizit die Menschenrechte feiern“, sagt Monika Lehner.
Was Menschenrechte betrifft, gibt es Nachholbedarf – schon weil vielen nicht bewusst ist, dass diese nicht bei den „prominenten“ wie der Würde des Menschen oder dem Recht auf Freiheit aufhören. 30 Menschenrechte gibt es, darunter der Schutz der Familie, das Recht auf Arbeit bei angemessener Entlohnung, auf kulturelle Teilhabe und auf eine Wohnung. Sie sollen in einer Ausstellung sichtbar werden: 23 Künstler aus der Region und darüber hinaus haben sich dem Thema auf unterschiedliche Weise angenähert und zeigen ihre Arbeiten im Kultur im Oberbräu, im Atrium und in der Pfarrkirche St. Josef. Auf dem Marktplatz wird die Wanderausstellung Pictures for the Human Rights (Bilder für die Menschenrechte) zu sehen sein. 30 Künstler haben sich dabei auf Bauzaunplanen je einem Artikel der UN-Menschenrechtscharta gewidmet.
Auch die Kinder und ihre Rechte sollen Gehör bekommen. In der Ausstellung sind „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ zu sehen, die Kinder bei einer Aktion in Nürnberg erstellt haben. Ein „Telefon“ wird aufgestellt, an dem eine Bandansage läuft, die die Kinderrechte in einfachen Worten erklärt – von Kindern für Kinder, erklärt Bertram. Umrahmt von der Ausstellung, die von 8. Mai bis 16. Juni läuft, gibt es an den „Kerntagen“ von Freitag bis Sonntag, 20. bis 22. Mai, das Festival-Programm im Kultur im Oberbräu (siehe Überblick).
Die Menschenrechtscharta sieht aber nicht nur Rechte vor – sondern auch eine Pflicht: die „Grundpflicht gegenüber der Gemeinschaft“. Um das zu erklären und zu beleuchten, hat das Ensemble Peripher um Schauspielerin Lydia Starkulla eigens ein Theaterstück konzipiert, das beim Festival seine Uraufführung erlebt. Das Stück befasst sich mit den Spannungen unter den Menschenrechten. Dass diese sich untereinander in der Praxis durchaus in die Quere kommen, war zuletzt in der Corona-Zeit eindrücklich zu beobachten, erinnert Monika Lehner. „Da einen Ausgleich zu finden, ist nicht immer leicht.“
Freitag, 13. Mai: Beim Workshop „Die Welt ist bunt“ ab 14 Uhr beleuchtet Künstlerin Lizzie Hladik mit Kindern und Jugendlichen die Menschenrechte. Anmeldung: kontakt@lizzie-hladik.de.
Freitag, 20. Mai: Um 18.30 Uhr wird der Vorplatz des Kultur im Oberbräu zum „Platz der Menschenrechte“ erklärt. Es werden farbige Tafeln an der Seitenwand sowie Bodenplatten befestigt, die bei Passanten und Besuchern künftig die Menschenrechte ins Bewusstsein rücken sollen. Die Einweihung übernimmt Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid als Schirmherr. Um 20 Uhr folgt im Fools-Theater ein Abend mit Text, Film und Musik unter dem Festival-Motto „Jetzt erst recht!“.
Samstag, 21. Mai: Bei „Jugend spricht“ diskutieren ab 16 Uhr Schüler einer 10. Klasse der Oberland-Realschule Holzkirchen, die sich in einem Projekt des Vereins Kulturvision mit den Menschenrechten befasst haben, über die Artikel der Charta. Um 17 Uhr trägt eine Autorinnengruppe bei einer Lesung Lyrik, Prosa und Textfragmente über die Facetten der Menschenrechte in aller Welt und vor der eigenen Haustür vor. Um 20 Uhr zeigt das Ensemble Peripher die Uraufführung seines eigens für das „Festival der Menschenrechte“ konzipierten Theaterstücks „29 – eine Forschungsreise zum Thema Menschenrechtspflichten“ im Fools-Theater.
Sonntag, 22. Mai: Um 11 Uhr bringen Agnes Kraus und Harry Oriold alias Hexe Brausel und Käptn Brummel Kindern von drei bis sechs Jahren das Thema mit „Die kleinen Weltenbummler“ und dem „Eine-Welt-Mikado“ näher, während zeitgleich im Kulturcafé Florian Burgmayr und Maria Hafner einen hintersinnigen musikalischen Frühschoppen gestalten.
ag