Die Lage in den Krankenhäusern im Landkreis Starnberg verschärft sich zunehmend. Eine Bürgermeisterin ist in Quarantäne.
Landkreis - Starnbergs Klinikchef Dr. Thomas Weiler hat sich am Freitagnachmittag mit einem Appell an die Bürger gewandt: „Bitte bleiben Sie zu Hause und machen Sie keine gefährlichen Sachen.“ Anlass für die eindringlichen Worte: Im Landkreis standen nur noch vier Intensivbetten mit Beatmungsgeräten zur Verfügung. In den Nachbarlandkreisen Fürstenfeldbruck und Weilheim-Schongau gab es keines mehr, in Landsberg noch zwei. Die vier Landkreise bilden einen gemeinsamen Rettungsverbund. Dort wurden am Freitag 74 Patienten intensivmedizinisch betreut, davon 24 Covid-Patienten und drei dringende Verdachtsfälle.
Was Weiler nachdenklich stimmt: Hatten die Kliniken vor zwei Wochen noch 92 Intensivbetten gemeldet, sind es jetzt nur noch 80, davon 33 im Kreis Starnberg. Grund dafür sei, dass kleinere Kliniken offenbar keine Ausgleichszahlungen bekommen sollen, wenn sie Betten für Covid-Patienten freihalten. Deswegen würden sie lukrativere Eingriffe vorziehen. „Das setzt einen völlig falschen Anreiz“, sagt Weiler in Richtung Politik und fordert eine Korrektur. Gerade die kleineren Häuser hätten in der ersten Welle der Corona-Pandemie die größte Last getragen.
„Die zur Verfügung stehenden Betten brechen uns weg“, warnt Weiler. Das könne gegebenenfalls schon am Wochenende dazu führen, dass Intensivpatienten aus dem Landkreis Starnberg in andere Regionen verlegt werden müssten.
Unabhängig davon hat sich die Tutzinger Bürgermeisterin Marlene Greinwald in Quarantäne begeben – zunächst freiwillig wegen eines Verdachtsfalls, dann auch, weil ihr Mann positiv getestet worden ist. Vergangene Woche war sie deshalb aus dem Homeoffice mit der Gemeindeverwaltung in Kontakt, öffentliche Termine übernahmen ihre Stellvertreter. Ab Freitag, 4. Dezember, darf sie wieder im Rathaus arbeiten.
Ein Familienmitglied sei am Donnerstag vor einer Woche mit grippalen Symptomen zum Arzt gegangen und habe sich auf das Coronavirus testen lassen, berichtet Greinwald auf Nachfrage des Starnberger Merkur. „Deshalb haben mein Mann und ich uns gleich testen lassen und sicherheitshalber in Quarantäne begeben“, sagt Greinwald. Ihr Ergebnis war negativ, das des Familienmitglieds und von Martin Greinwald positiv – letzterer allerdings erst beim zweiten Test. Der erste Schnelltest war negativ und damit falsch. „Mir zeigt das, dass man selbst mitdenken und Verantwortung übernehmen muss. Sonst funktioniert’s nicht“, betont Greinwald. Sie warnt vor der Einstellung nach dem Motto: „Wird schon nicht so schlimm sein.“
Auch wenn die Quarantäne-Situation eigenartig sei, spricht sie von einer „sehr intensiven Erfahrung, das live zu erleben“. Ihre Eindrücke vom Gesundheitsamt sind positiv: „Das positive Ergebnis meines Mannes konnten wir 48 Stunden später per QR-Code abrufen. Schon eine Stunde danach kam der Anruf vom Gesundheitsamt.“ Greinwalds Mann sei symptomfrei. Es sei noch nicht geklärt, wo der Corona-Fall in ihrem Umfeld seinen Ursprung hat.