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26.000 beschäftigte: Thyssenkrupp-Chefin Merz wirbt für Stahl-Abspaltung

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Thyssenkrupp will eine "Verselbstständigung" der Sparte, die künftig ohne die Mutter auskommen soll.

(Foto: REUTERS)

Deutschlands größtes Stahlunternehmen soll aus dem Konzern Thyssenkrupp ausgelagert werden. Hintergrund ist der immense Kapitalbedarf bei der Umstellung auf eine klimaschonende Produktion. Konzernchefin Merz zeigt Verständnis für die Emotionalität - doch eine Sonderbehandlung gebe es nicht.

Vor einer Sondersitzung des Aufsichtsrats kommende Woche verteidigt Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz ihren Plan, die traditionsreiche Stahlsparte aus dem Konzern auszulagern, gegen Kritik aus den eigenen Reihen. "Die Zukunft liegt darin, dass sich das Geschäft spezialisiert und ohne Hilfe der Mutter auskommt", sagte sie. Man sei sich mit dem Stahlvorstand einig, "dass wir eine Verselbstständigung wollen". Merz kündigte im Gespräch mit dem "Spiegel" auch einen neuen Anlauf für einen Börsengang von Nucera an.

Thyssenkrupp
Thyssenkrupp 6,23

"Wir sind stolz darauf, dass die meisten Leute Thyssenkrupp mit Stahl verbinden, zumindest in Deutschland", betonte die 60-Jährige. Trotzdem gebe es für die Sparte keine Sonderbehandlung in der Gruppe. Am Freitag will der Aufsichtsrat des Konzerns über das weitere Vorgehen beraten. Insbesondere in den Reihen der Arbeitnehmervertreter gibt es Kritik an den Plänen von Merz. Sie wollen die Sparte weiter im Konzern belassen.

Nach einer Abspaltung könne die Stahlsparte neue Bündnisse schließen. Dafür kommen laut Merz auch Partner infrage, die helfen, die Energiekosten zu senken: "Der Stahl braucht Energie im großen Umfang, die kauft man nicht jeden Tag woanders ein, sondern geht langfristige Partnerschaften ein", sagte Merz. "Gemeinsam diskutieren wir mit möglichen Partnerunternehmen, ob sie sich nicht auch mit Eigenkapital beteiligen wollen."

Thyssenkrupp soll Mehrheit bei Nucera behalten

Angesichts des hohen Wasserstoffbedarfs, den das Geschäft künftig für eine klimafreundliche Stahlherstellung haben werde, gebe es naheliegende Interessenten, so Merz. Die Managerin zeigte sich aber auch offen für Finanzinvestoren. Stahl sei allerdings nichts für einen Investor, der binnen kürzester Zeit sein Geld wiedersehen wolle.

Thyssenkrupp Steel Europe ist das größte Stahlunternehmen Deutschlands. Das Unternehmen mit Hauptsitz Duisburg beschäftigt gut 26.000 Mitarbeiter. Wegen der geplanten Umstellung auf eine klimafreundliche Produktion benötigen die Stahlkocher in den kommenden Jahren Milliardensummen. Insider hatten berichtet, dass es Interessenten für eine Übernahme des Geschäfts gebe. Die Investmentbank Goldman Sachs lote für Thyssenkrupp Optionen aus. Interesse an einem Erwerb des Stahlgeschäfts hätten der brasilianische Konkurrent CSN, der Finanzinvestor CVC und die indische Jindal-Gruppe angemeldet. Das Stahlgeschäft könne mit rund 1,5 Milliarden Euro bewertet werden, sagte ein Insider.

Zudem kündigte Merz einen neuen Anlauf an, die Tochterfirma Nucera an die Börse zu bringen, die Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff verkauft. "Thyssenkrupp soll aber auf jeden Fall die Mehrheit behalten", so Merz. Der Konzern hatte den Nucera-Börsengang 2022 wegen des schlechten Kapitalmarktumfelds zurückgestellt.