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50 Jahre Volkshochschule Gerolzhofen: Ausstellung im Alten Rathaus zeigt das Erfolgsgeheimnis des Bildungsangebots

Der Mensch lernt nie aus. Diese weit verbreitete Binsenweisheit ist eine wichtige Basis für das Bildungsangebot, das Volkshochschulen (VHS) unterbreiten. Für die VHS in Gerolzhofen gilt dies seit mittlerweile einem halben Jahrhundert. Im Jahr 1972 wurde sie gegründet und hat sich seitdem wandelnden Bedürfnissen immer wieder erfolgreich angepasst. Dies zeigt eine Ausstellung im Alten Rathaus in Gerolzhofen, die bis 6. November zu sehen ist und die am Donnerstagabend feierlich eröffnet wurde.

Einen Kern des Erfolgs der VHS führte Bürgermeister Thorsten Wozniak gleich zu Beginn seiner Begrüßungsrede an: Die VHS motiviere Menschen jeden Alters, Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche und Senioren, in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv zu werden, neue Eindrücke zu sammeln und neue Aufgaben anzugehen. Auf diese Weise würde die VHS zur unterstützenden Partnerin "in allen Lebenslagen", ganz gleich, ob es um berufliche Qualifikationen, Familien- und Elternbildung, Gesundheitsthemen, Integration, Sport, Freizeit, Kultur oder Kreativität gehe.

Bildung als Pfeiler der Demokratie

"Das Angebot", stellte Wozniak fest, "war schon immer umfangreich, aber auch immer zeitgemäß." Den Wandel im Angebot der VHS sowie deren Flexibilität zeige die Ausstellung in der Rüstkammer auf beeindruckende Art und Weise.

Das Stadtoberhaupt hob die Bedeutung der VHS aber noch auf eine andere, gesamtgesellschaftliche Ebene. Er bezeichnete die VHS Gerolzhofen und deren 50-jähriges Wirken als einen "elementaren Pfeiler unserer Bildungsgesellschaft". Erst eine gebildete Gesellschaft sei befähigt, sich einzumischen, mitzureden und mitzugestalten, spannte Wozniak den Bogen noch weiter. Auf diese Weise sei die VHS ein wichtiges Element in einer funktionierenden Demokratie. "Ohne Bildung keine Demokratie. Ohne Demokratie keine freie Bildung", brachte er seinen Gedanken auf einen kurzen Nenner.

Dieses Verständnis, das politische Bewusstsein zu fördern und zur Emanzipation der Menschen beizutragen, sei bereits vor über 100 Jahren spürbar gewesen, als die ersten Volkshochschulen ins Leben gerufen wurden. Dies gelte bis heute, wenngleich in anderer Ausgestaltung. "Was hier bei uns vor 50 Jahren begann, ist heute immer noch genauso wichtig", sagte der Bürgermeister. "Damals wie heute sind Bildung, Weiterbildung und Qualifikation die Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben, die Chance auf Teilhabe." Gerade die sich rasant wandelende Gesellschaft mache es erforderlich, "dass wir dazu lernen müssen", sagte Wozniak.

Alle Menschen sind angesprochen 

Die Kommunen als Träger der VHS seien deshalb gefordert, diese Bildungseinrichtung zu erhalten und für zukunftsfähige Strukturen zu sorgen. Dabei stehe die VHS allen Menschen offen, ganz gleich welcher Herkunft sie sind, oder welcher Religion sie folgen, welche Bildung sie haben oder welcher sozialer Schicht sie angehören. "Die VHS Gerolzhofen steht für Toleranz, Offenheit und Vielfalt", stellte Wozniak klar. "Sie integriert und verbindet die Menschen."

Mit Blick auf den Inhalt der Ausstellung erklärte die VHS-Leiterin Cornelia Kröber, dass diese vor 50 Jahren mit einem Angebot von 16 Kursen gestartet ist. Interessenten konnten seinerzeit beispielsweise zwischen Englisch- und Französisch-Sprachkursen wählen, oder sich für Email-Kurse, Buchführung oder Näh-Kurse einschreiben. Auch Koch-Kurse gab es, nach Geschlechtern getrennt: "schnelle Küche" für Frauen und eine "Einführung" für Männer. Die Kursgebühren lagen damals zwischen 10 und 60 D-Mark, plus gegebenenfalls Materialkosten.

Außenstellen wurden eröffnet

Nur fünf Jahre später waren es dann bereits 104 Kurse, die fast 3200 Besucherinnen und Besucher zählten. Der Aufwärtstrend war also rasant, wie Kröber es schilderte. Und dieser hielt die folgenden Jahre an. 1977/78 kamen erste Außenstellen im Umland von Gerolzhofen hinzu, die 1980/81 auch erstmals auf dem Cover des Programmhefts bezeichnet waren. Ebenfalls zu Beginn der 80er Jahre wurden erste Werkkurse auch für Kinder angeboten. 

Im Jahr 1989 übernahm Georgine Bachmann die Leitung der VHS Gerolzhofen von Siegfried Schaub, der diese ab deren Gründung geführt hatte; Bachmann leitete die VHS bis 2020, als die heutige Leiterin ihr Amt antrat. Im Jahr 1990 wurde das neue VHS-Gebäude in der Pestalozzistraße ausgebaut, um eine weitere wichtige Station in der Entwicklung der VHS zu erwähnen. Seit drei Jahren arbeitet die VHS Gerolzhofen im Verbund mit der VHS Volkach.

Manche Kursangebote sind speziell

Inhaltlich hat sich das Kurs-Angebot bis heute immer wieder aktuellen Anforderungen angepasst, was auch die Ausstellungsgegenstände in der Rüstkammer zeigen. Sprachkurse sind weiter fester Bestandteil, ebenso Yoga oder Themen im Gesundheitsbereich. Noch junge Angebote sind beispielsweise Zumba oder Piloxing. Computerkurse haben seit Ende der 90er Jahre rapide zugenommen, es gibt aber auch immer mehr spezielle Kursangebote, wie "Teddybären selbstgemacht". 

Beliebtester Programmbereich ist seit langem der Gesundheitsbereich. Andere Aktivitäten mussten aber auch wieder eingestellt werde. So endeten im Jahr 2018 die Gerolzhöfer Kulturtage, die die VHS seit etwa 1989 organisiert und durchgeführt hatte. Dafür wurde 2018 mit der Plattform "VHS-cloud" die Möglichkeit geschaffen, online zu lernen.

Wunschliste für Kursangebote

Die aktuelle Ausstellung, so wünschte es sich VHS-Leiterin Kröber, solle Menschen nicht nur motivieren, Angebote der VHS wahrzunehmen. Wer sich dadurch berufen fühlt, als neuer Kursleiter für die VHS tätig zu werden, könne sich bei der VHS gerne melden. Zudem hängt auf einer Schautafel ein Plakat, auf dem Wunschthemen für Kurse notiert werden können. Denn eines ist klar: Das Jubiläumsjahr ist für die VHS zugleich Ansporn, mit ihrem Angebot auch weiter nahe bei den Menschen vor Ort zu sein.

Das Gitarrenquintett "String Time" der Musikschule Schweinfurt unter der Leitung von Roland Eckert umrahmte die Ausstellungseröffnung musikalisch.