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800.000 Millionäre weniger – das steckt hinter der Vermögens-Delle bei den Reichen

Die Welt ist im Umbruch, eine Krise jagt die nächste, Gewichte verschieben sich, politisch und wirtschaftlich. Das hinterlässt auch unter den Vermögenden dieser Welt Spuren, wie der World Wealth Report der Unternehmensberatung Capgemini zeigt.

Erstmals seit vielen Jahren ist die Zahl der Millionäre global deutlich zurückgegangen. Allerdings gilt das je nach Region in unterschiedlichem Maße: Russlands Reiche gehören zu den größten Verlierern. Länder wie Indien und Indonesien zeigen die größten Zuwächse, Deutschlands Vermögende halten die Stellung. Vor allem aber gibt es Anzeichen, dass die Einbußen schon bald wieder ausgebügelt sein dürften.

21,7 Millionen Dollar-Millionäre gab es dem Bericht zufolge Ende vergangenen Jahres weltweit. Das entspricht einem Rückgang um 3,3 Prozent oder rund 800.000. Berücksichtigt wurde dabei das investierbare Vermögen; also beispielsweise Aktien, Anleihen, Fonds oder Immobilienanlagen. Nicht berücksichtigt wurden die selbst genutzte Immobilie oder das Firmenvermögen.

Die meisten Millionäre gibt es nach wie vor in den USA, wo die Zahl bei knapp sieben Millionen liegt, gefolgt von Japan (3,55 Millionen) und Deutschland, das sich mit 1,61 Millionen weiter auf Platz drei der Rangliste hält und entgegen vielfacher Erwartungen noch nicht von China überholt wurde.

Die Zahlen beruhen auf Berechnungen aus einer Vielzahl von Daten – es findet keine echte Zählung statt, die Capgemini-Experten gehen also nicht von Haustür zu Haustür und fragen nach dem Stand der Finanzen. Die Daten sind nicht als exakte Zahlen zu verstehen, sie gelten dennoch als zuverlässig, nachdem die Studie nun bereits zum 27. Mal erstellt wurde.

Quelle: Infografik WELT

Nicht nur die Zahl der Millionäre ist demnach 2022 zurückgegangen, auch die Vermögen seien geschrumpft – „sogar noch etwas stärker als die Zahl der Millionäre selbst“, sagt Klaus-Georg Meyer, Leiter des Bereichs Geschäfts- und Technologieberatung für Finanzdienstleister bei Capgemini. „Das hat maßgeblich mit dem Rückgang der Börsenkapitalisierung zu tun.“

2022 verloren nicht nur fast alle Aktienindizes, gleichzeitig verzeichneten auch Anleihen Verluste in großem Stil. In einigen Ländern kamen auch Preisrückgänge bei Immobilien hinzu. Dadurch schrumpfte das globale Vermögen der Reichen von 86 auf 83 Billionen Dollar, also um 3,6 Prozent. Die deutschen Millionäre konnten sich auch in dieser Hinsicht besser halten: Sie verloren nur etwa 2,2 Prozent.

Quelle: Infografik WELT

Am dramatischsten waren die Rückgänge in Russland. Hier verringerte sich die Zahl der Millionäre um 14,9 Prozent, von 228.000 auf 194.000. Gleichzeitig ging deren Vermögen um 15,9 Prozent zurück – eine Folge des Überfalls auf die Ukraine und der Sanktionen des Westens.

Nur in wenigen Ländern legte die Zahl der extrem Begüterten auch im vergangenen Jahr zu – doch es gab sie. Sogar in Europa: Frankreich verzeichnete ein Plus von 0,4 Prozent bei der Zahl der Millionäre, und deren Gesamtvermögen ging nur um 0,5 Prozent zurück. „Das liegt daran, dass die Wirtschaft dort etwas stärker wuchs, die Aktienkurse weniger stark fielen und auch der Immobilienmarkt stabil war“, sagt Meyer.

Quelle: Infografik WELT

Wesentlich ausgeprägter war der Zuwachs vor allem in Indien und Indonesien: Dort erhöhte sich die Zahl der Millionäre um vier beziehungsweise 6,4 Prozent zu, ihr Vermögen wuchs um 2,9 beziehungsweise fünf Prozent. Vor allem das kräftige Wirtschaftswachstum schlug zu Buche. Positive Tendenzen zeigten sich auch in rohstoffreichen Ländern wie Saudi-Arabien, Kuwait, Norwegen oder Brasilien.

All diese Zahlen sind eine Momentaufnahme auf Basis der Daten vom Ende des vergangenen Jahres. Seitdem hat sich viel getan, vor allem an den Finanzmärkten. Die Aktienkurse haben sich stark erholt, an den Anleihemärkten gab es zumindest keine weiteren Verluste. Andererseits sind die Immobilienpreise vielerorts zurückgegangen. Alles in allem dürfte das dazu führen, dass sich der Gesamt-Trend in diesem Jahr wieder umkehrt. „Wenn im zweiten Halbjahr nichts Dramatisches passiert, dürfte es 2023 sowohl bei der Anzahl der Millionäre als auch bei deren Vermögen wieder ein Plus geben“, sagt Meyer.

Der langfristige Trend sollte also nicht gefährdet sein. Denn über die vergangenen acht Jahre ist sowohl die Zahl der Millionäre als auch deren Vermögen im Schnitt um 5,1 Prozent gestiegen – pro Jahr. Einziger Wermutstropfen: Eine Million ist inzwischen weitaus weniger wert als noch 2015. Und wenn die Inflation weiter so hoch bleibt wie zuletzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir alle Millionäre sind.

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