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86 Prozent mehr seit Pandemie: Zahl junger Raucher steigt rapide

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Ängste, Frust und Einsamkeit während der Corona-Krise könnten Gründe für den verstärkten Hang junger Leute zur Zigarette sein.

(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Während die Corona-Pandemie haben Erwachsene nicht nennenswert öfter zur Zigarette gegriffen. Ganz anders sieht das bei Jugendlichen aus: Erschreckende Zuwächse bei den regelmäßigen Rauchern sorgen bei Krankenkassen für Alarmstimmung.

Nach der Corona-Pandemie ist die Zahl junger Raucher um 83 Prozent gestiegen. Elf Prozent der 16- bis 29-Jährigen bezeichnen sich in einer Krankenkassen-Studie als regelmäßige Raucher, während es 2020 nur sechs Prozent waren. Dies haben repräsentative Forsa-Umfragen im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) ergeben, die den Funke-Zeitungen vorliegen. Für die zwei Umfragen wurden jeweils 1000 Personen befragt. "Gelegentlich" qualmen demnach zwei Prozent der jungen Leute, 87 Prozent von ihnen bezeichnen sich als Nichtraucher.

In der mittleren Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen hat sich der Anteil der regelmäßigen Raucher nach der Pandemie leicht von 19 auf 21 Prozent erhöht, nur bei den 50- bis 69-Jährigen sank der Anteil im Jahr 2022 von 23 Prozent auf 19 Prozent. Insgesamt sind in Deutschland 18 Prozent der über 16-Jährigen regelmäßige Raucher, sechs Prozent Gelegenheitsraucher und 76 Prozent Nichtraucher. Auffallend: Nur 74 Prozent der befragten Frauen bezeichnen sich in der Befragung als Nichtraucherinnen, unter den Männern sagen dies 77 Prozent.

"Dass vor allem junge Menschen wieder mehr und vor allem regelmäßig rauchen, ist besorgniserregend", sagte Michael Falkenstein, KKH-Experte für Suchtfragen den Funke-Zeitungen. Gründe dafür könnten Ängste, Frust und Einsamkeit während der Corona-Krise sein. Viele Jugendliche greifen laut Krankenkassen auch zur Zigarette, weil ihre Freunde oder Bekannte im gleichen Alter dies ebenfalls tun. Sie möchten cool und erwachsen wirken, keine Außenseiter sein.

"Jeder Zug ist einer zu viel"

Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, sprach sich im Kampf gegen das Rauchen für weitere Werbeeinschränkungen aus. "Die kostenlose Abgabe von Erhitzern, E-Zigaretten und Vapes sollte ebenso der Vergangenheit angehören wie Werbung auf Plakaten und Sponsoring durch die Nikotinwirtschaft. Ich will keine Parteitage mehr mit Zigarettenlogo!"

Gerade wenn Kinder oder Jugendliche zur Zigarette greifen, sei dies immer schlecht, so Blienert. "Jeder Zug ist einer zu viel und immer ungesund." Dem Rauchen sollte deshalb jedes positive Bild genommen werden: "Wir müssen dahinkommen, dass Rauchen und Dampfen für Jugendliche uncool und schlecht fürs Image sind. Denn Image und Peergruppe sind in dem Alter alles."

Jedes Jahr sterben etwa 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens oder erkranken an Krebs, erleiden Herzinfarkte und Schlaganfälle, so Blienert. Zudem entstehen durchs Rauchen volkswirtschaftliche Kosten von rund 97 Milliarden Euro.