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Abriss schreitet voran: Polizei hält Aktivisten mit Gewalt von Lützerath fern

Trotz strömendem Regen demonstrieren Tausende für den Erhalt des vom Braunkohleabbau bedrohten Dorfes Lützerath. Einige von ihnen versuchen, durch die Polizeiabsperrungen zu dem abgeriegelten Ort und zum Tagebau durchzubrechen. Mit dem Einsatz von Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken verhindert die Polizei das.

Vor dem Dorf Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier ist es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Polizei setzte am Rande einer Großdemonstration gegen die Räumung des Ortes für den Tagebau Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Ein Polizeisprecher sagte, man wende "unmittelbaren Zwang" an, um Demonstranten daran zu hindern, nach Lützerath vorzudringen.

Bei Einbruch der Dunkelheit beruhigte sich die Lage. Viele Demonstranten hatten auf Aufforderung der Polizei bereits den Rückweg angetreten. Die übrigen Menschen, die zunächst in dem Bereich geblieben waren, wurden von einer breiten Polizeikette auf dem Acker zurückgeschoben. Dabei gab zunächst keine weiteren Zusammenstöße.

Das kleine Lützerath, ein Ortsteil von Erkelenz westlich von Köln, ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die wenigen Gebäude der Siedlung werden derzeit abgerissen, um es dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern. Dagegen protestierten trotz Dauerregens und starker Windböen viele Tausend Menschen im benachbarten Ortsteil Keyenberg. Die Polizei sprach von 15.000 Teilnehmern, die Veranstalter schätzten die Zahl auf 35.000. Ein Teil von ihnen versuchte, nach Lützerath zu gelangen.

Einige Demonstranten versuchten auch, in das Tagebaugebiet durchzukommen. Die Polizei drängte sie gewaltsam zurück. Bis zur Tagebaukante zu laufen, sei lebensgefährlich, weil der Boden durch den Regen aufgeweicht sei und Erdrutsche drohten, warnte die Polizei. "Ich bin absolut entsetzt, wie normale Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sich dazu hinreißen lassen, hier den absoluten Gefahrenbereich zu betreten", sagte der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach.

Reifen zerstochen, Spiegel abgetreten

Nach Polizeiangaben attackierten einzelne Demonstranten auch Einsatzwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten. Ein Sprecher erklärte, Reifen seien zerstochen und Außenspiegel abgetreten worden. Zu Festnahmen und Verletzten machten die Einsatzkräfte zunächst keine Angaben.

Die Demonstranten waren von einem Sprecher auf der Kundgebungsbühne explizit dazu aufgerufen worden, sich über Anweisungen der Polizei hinwegzusetzen. Hauptrednerin bei der Kundgebung war die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. "Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende", sagte die 20-Jährige unter dem Jubel der Zuhörer. Es sei ihr unbegreiflich, dass im Jahr 2023 noch immer Kohle abgebaggert und verfeuert werde, obwohl zur Genüge bekannt sei, dass der dadurch ausgelöste Klimawandel in vielen Teilen der Welt Menschenleben koste. "Deutschland als einer der weltweit größten Verschmutzer hat eine enorme Verantwortung", mahnte Thunberg.

In Lützerath selbst ging die Räumung unterdessen weiter. Einsatzkräfte kletterten auf Bäume, auf denen Aktivisten ausharrten. Nach Angaben des Energiekonzerns RWE liefen zudem Vorbereitungen, um zwei Aktivisten aus einem Tunnel zu holen. "Die Kräfte gehen sehr behutsam vor, hier kann kein schweres Gerät eingesetzt werden, weil das die Menschen in den unterirdischen Bodenstrukturen gefährden würde", sagte Polizeipräsident Weinspach. Die Lage am Tunnel sei unverändert, sagte ein RWE-Sprecher am frühen Abend.

Der Abriss der bereits geräumten Gebäude wurde am Samstag ebenfalls fortgesetzt. Darunter war auch das frühere Wohnhaus von Bauer Eckardt Heukamp. Er war der letzte Landwirt in Lützerath gewesen.