Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Affenpocken: Was ist das? Besonders für eine Gruppe ist das Virus gefährlich

Von: Juliane Gutmann

Kommentare

In Deutschland wurde der erste Fall von Affenpocken im Mai 2022 gemeldet. Grippeähnliche Symptome kündigen den Virusinfekt an. Gefährdet ist vor allem eine Altersgruppe.

Die häufigste Frage in Zusammenhang mit Affenpocken: Wie gefährlich ist die Virusinfektion? Hier gibt das Robert Koch-Institut (RKI) vorläufig Entwarnung. Auf den Seiten der zentralen Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention heißt es: „Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken jedoch in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen“.

Wer sich mit Affenpocken ansteckt, läuft dem RKI zufolge in der Regel nicht Gefahr, einen gefährlichen Krankheitsverlauf zu entwickeln. Doch es gibt Ausnahmen. „Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Virusvariante infiziert sind, beobachtet man eine Letalität (Risiko, an einer Krankheit zu versterben) von bis zu 11 Prozent“.

Menschen- und Affenpocken werden von Viren ausgelöst:

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine Virusinfektion, die wie Covid-19 zu den Zoonosen zählt. Unter Zoonose versteht man eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann und umgekehrt. Der Erreger der Affenpocken kann aber nach aktuellem Wissensstand auch von Mensch zu Mensch springen. Wie das Robert Koch-Institut berichtet, ist die Übertragung von Mensch zu Mensch zwar selten, bei engem Kontakt aber möglich.

Wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die spanischen Gesundheitsbehörden meldete, gehe man bei den im Mai 2022 in Madrid aufgetretenen Fällen von einer Infektion durch Flüssigkeiten aus. Bei allen acht Patienten hatte es sich um homosexuelle Männer gehandelt, welchen es den Umständen entsprechend gut geht, so das Ärzteblatt. Auch bei den in Portugal gemeldeten Fällen im Mai 2022 handelte es sich wahrscheinlich um eine Übertragung durch Körperflüssigkeiten, weil die betroffenen Männer sexuellen Kontakt mit Affenpocken-Infizierten hatten, so die Nachrichtenagentur Lusa.

Eine Frau arbeitet im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München wurde erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen. (Aufnahme vom 20. Mai 2022) © Martin Bühler/Bundeswehr/dpa

Verschiedene mögliche Ansteckungswege nach RKI-Informationen:

  • Kontakt mit Pocken, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere (in erster Linie verschiedener Nagetiere)
  • Verarbeitung von Fleisch erkrankter Tiere, Verzehr von infizierten Tieren/Tierteilen
  • Enger (Haut-)Kontakt mit infizierten Personen: Austausch von Körperflüssigkeiten, Kontakt mit dem sich ausgebildeten Schorf auf den Hautpocken, Geschlechtsverkehr
  • Tröpfcheninfektion (wenn Atemwegssekrete eines Affenpocken-Patienten eingeatmet werden)

Außerhalb Afrikas wurden bisher nur wenige Fälle von Affenpockeninfektionen berichtet, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet. Betroffen waren fast ausschließlich Reiserückkehrende aus den betroffenen Regionen, heißt es weiter. Was 2022 zum Auftreten der Affenpocken in vielen nicht-afrikanischen Ländern und auch ohne vorangegangene Reisen in Risikogebiete durch einige Patienten geführt hat, wird aktuell noch diskutiert.

Eine Infektion mit Affenpocken verläuft in der Regel nicht kritisch, die meisten sind nach mehreren Wochen wieder gesund, so das RKI. Doch eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um eine Übertragung auf andere zu vermeiden und frühzeitig geeignete Behandlungen einzuleiten. Folgende Symptome können dem RKI zufolge auf Affenpocken hinweisen:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
  • wenige Tage nach dem Auftreten von Fieber: Pusteln auf der Haut, die im Aussehen an Menschenpocken erinnern (diese verkrusten im weiteren Verlauf und fallen dann ab)

„Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken (Variola) entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) beinhaltet. In den USA und Kanada erstreckt sich die Zulassung dieses Impfstoffs auch auf die Impfung gegen Affenpocken“, so aktuelle Informationen des Robert Koch-Instituts. Da Menschenpocken als ausgestorbene Krankheit gelten, gibt es allerdings seit 1983 keine offizielle Stiko-Impfempfehlung mehr (Stiko: Ständige Impfkommission in Deutschland). Wer vorher gegen Pocken geimpft worden ist, genießt nach Angaben des RKI bis heute einen Schutz vor der Affenpocken-Krankheit.

Also am besten jetzt zur Pockenimpfung? Aktuell gibt es keine offizielle Impfempfehlung in Deutschland. Wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit informiert, kommt die Pockenschutzimpfung heute ausschließlich bei Personen zum Einsatz, die in Laboratorien mit Impfviren arbeiten.

Anfang 2022 wurde das antiviral wirksame Arzneimittel Tecovirimat zugelassen. Wie die Pharmazeutische Zeitung informiert, darf das Medikament bei einer Infektion mit Pocken, Affenpocken oder Kuhpocken bei Erwachsenen sowie Kindern, die mindestens 13 Kilogramm wiegen, eingesetzt werden. Ob und in welcher Menge Deutschland Tecovirimat einlagern wird, ist der Pharmazeutischen Zeitung zufolge allerdings nicht bekannt.

Bis zur Zulassung des Arzneitmittels durch die EU-Kommission stand die Symptom-orientierte Therapie im Fokus: Bei starken Schmerzen kommen etwa Schmerzmittel zum Einsatz, bei hohem Fieber Fiebersenker. (jg)

Auch interessant