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Affenpocken-Zahlen steigen stark an: Mehr als 30 Fälle in Spanien, auch Italien und Deutschland betroffen

Von: Jennifer Lanzinger

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Affenpocken
Diese vom Robert Koch-Institut (RKI) zur Verfügung gestellte elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt das Affenpockenvirus. In Großbritannien sind vier weitere Fälle erfasst worden. © Andrea Männel/RKI/dpa

Die Fälle von Infektionen mit Affenpocken bei Menschen häufen sich. Experten mahnen zur Wachsamkeit. Das RKI warnt Ärzte auch hierzulande. Die Aidshilfe sieht keinen Grund zur Panik.

  • Mysteriöse Affenpocken-Infektionen: In Europa und Nordamerika häufen sich Fälle von Affenpocken.
  • Frankreich meldet Fall von Affenpocken: Nach Italien und Belgien ist nun auch Frankreich betroffen.
  • Ungewöhnlicher Hautausschlag: Vor allem Männer sollten für das Thema sensibilisiert werden.

Update vom 20. Mai, 17.20 Uhr: Der Charité-Infektiologe Leif Sander sieht mit den inzwischen deutlich über 100 Fällen weltweit, in denen der Verdacht auf Affenpocken vorliege oder bereits bestätigt sei, eine ungewöhnlich dynamische Situation. „Bei der langen Inkubationszeit rechne ich mit einer weiteren deutlichen Zunahme der Fälle“, schrieb er bei Twitter. Zu beachten sei dabei, dass Affenpocken nicht so ansteckend seien, dass mit einer breitflächigen Ausbreitung wie bei Corona zu rechnen sei. „Es ist sehr ernst zu nehmen, aber wir sind vorbereitet.“

Mit der zu beobachtenden Häufung handle es sich bereits um eine Epidemie - es sei jedoch „sehr unwahrscheinlich, dass diese Epidemie lange dauern wird“, sagte Fabian Leendertz, Gründungsdirektor des Helmholtz Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald und Leiter der Projektgruppe Epidemiologie hochpathogener Erreger am Robert Koch-Institut (RKI). Die Fälle seien über Kontaktverfolgung gut einzugrenzen und es gebe Medikamente sowie wirksame Impfstoffe, die eingesetzt werden könnten.

Dringend nötig seien mehr Daten, um verstehen zu können, ob und wie die erfassten Fälle zusammenhängen, so Leendertz. Wichtig sei auch die Entzifferung des Erbguts von Virenmaterial aus Proben von Betroffenen, um zu prüfen, ob sich der Erreger verändert hat - etwa in Richtung besserer Übertragbarkeit.

Derzeit werden in immer mehr Ländern Fälle der eigentlich selten auftretenden Affenpocken nachgewiesen. Am Freitag meldete auch Frankreich einen ersten Fall, zudem wurde das Virus in Australien und damit einer weiteren Weltregion entdeckt. In welchem Umfang sich der aus Afrika stammende Erreger bereits international verbreitet hat, ist offen. Er gehe bei der Vielzahl von Fällen davon aus, dass das Virus schon seit einer Weile unbemerkt im Umlauf war, sagte der Mediziner Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft. STI steht für sexuell übertragbare Infektionen.

In Spanien sind nach einem Medienbericht inzwischen 30 Fälle bestätigt. Zudem gebe es 23 Verdachtsfälle, berichtete die Zeitung „La Vanguardia“ am Freitag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. In Portugal sind nach Angaben der Zeitung „Publico“ 23 Fälle bestätigt. In Frankreich ist Behördenangaben zufolge ein 29-Jähriger im Großraum Paris betroffen, der zuvor nicht in ein Land gereist war, in dem das Virus zirkuliert.

In Australien wurde der Erreger bei einem etwa 30 Jahre alten Mann bestätigt, der kürzlich aus Großbritannien zurückgekehrt war, wie es von der zuständigen Gesundheitsbehörde hieß. In Großbritannien stieg die Zahl erfasster Fälle unterdessen von 9 auf 20, wie der britische Gesundheitsminister Sajid Javid am Freitag mitteilte. Das Land hat Pocken-Impfstoff eingekauft - wie viel und wer damit geimpft werden soll, blieb zunächst unklar.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zu einer rigorosen Nachverfolgung aller Kontakte von Betroffenen aufgerufen. Kliniken und Bevölkerung müssten für die Symptome sensibilisiert werden. Ein Großteil oder womöglich sogar alle Fälle bisher betreffen Männer, vielfach hatten sie den Angaben zufolge sexuelle Kontakte zu Männern.

Am stärksten gefährdet für eine Ansteckung sind Brockmeyer zufolge Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Die Deutsche Aidshilfe warnte angesichts der Fälle bei schwulen Männern vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung. „Natürlich gibt es bei den Affenpocken oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV damals - es ist wieder eine Erkrankung aus Afrika, die auch schwule Männer betrifft. Aber in vielen anderen Punkten passt der Vergleich nicht“, sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht.

Das Virus, das die Affenpocken auslöst, sei im Unterschied zu HIV in den 80er Jahren länger bekannt, zudem heile die Erkrankung von selbst aus. „Uns ist sehr wichtig, dass hier nicht Panik und unangemessene Ängste entstehen.“ Es gebe bei der Einschätzung der Krankheitsschwere noch Ungewissheiten - etwa darüber, wie gut Immungeschwächte - dazu können zum Beispiel auch langjährig unbehandelte HIV-Infizierte zählen - die Erkrankung verkraften.

Update vom 20. Mai, 12.25 Uhr: Nun gibt es auch einen Fall von Affenpocken in Deutschland. Das teilt die Bundeswehr mit. Wie das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Freitag in München mitteilte, wurde das Virus am Donnerstag bei einem Patienten zweifelsfrei nachgewiesen.

Update vom 20. Mai, 11.19 Uhr: In Frankreich ist nun auch ein Fall von Affenpocken nachgewiesen worden. Betroffen sei ein 29 Jahre alter Mann im Großraum Paris, der zuvor nicht in ein Land gereist war, in dem das Virus zirkuliert, teilten die Gesundheitsbehörden am Freitag mit. Da der Mann keine schwerwiegenden Symptome aufweist, sei er zu Hause isoliert worden. Kontaktpersonen würden ermittelt und bekämen Verhaltensregeln genannt, um eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern. Weitergehende Untersuchungen wurden angeordnet.

Portugal5 bestätigte Affenpocken-Fälle/ 20 Verdachtsfälle
Spanien7 bestätigte Affenpocken-Fälle
Kanada2 bestätigte Affenpocken-Fälle/20 Verdachtsfälle
Großbritannien9 bestätigte Affenpocken-Fälle
Italien1
Belgien2 bestätigte Affenpocken-Fälle
Frankreich1
USA1
Australien1
Schweden1

Update vom 20. Mai, 7.17 Uhr: Bei den meisten bekannten Fällen von Affenpocken sind Männer betroffen. Die Deutsche Aidshilfe warnt vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung. „Natürlich gibt es bei den Affenpocken oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV damals – es ist wieder eine Erkrankung aus Afrika, die auch schwule Männer betrifft. Aber in vielen anderen Punkten passt der Vergleich nicht“, sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht der Nachrichtenagentur dpa.

Das Virus, das die Affenpocken auslöst, sei im Unterschied zu HIV in den 80er Jahren länger bekannt, zudem heile die Erkrankung von selbst aus. „Uns ist sehr wichtig, dass hier nicht Panik und unangemessene Ängste entstehen.“ Es gebe bei der Einschätzung der Krankheitsschwere aber auch noch Ungewissheiten: etwa wie gut Immungeschwächte – dazu können zum Beispiel auch langjährig unbehandelte HIV-Infizierte zählen – die Erkrankung verkraften.

Nach der Erfahrung mit HIV fürchte man die Stigmatisierung schwuler Männer und von Menschen aus Afrika, sagte Wicht. Er erinnerte auch an die Ausgrenzungen und Schuldzuweisungen zu Beginn der Corona-Pandemie, die sich gegen Menschen aus Asien richteten – und gegen Menschen, die als asiatisch wahrgenommen wurden.

Update vom 19. Mai, 23.57 Uhr: In Belgien ist einem Bericht zufolge ein erster Fall von Affenpocken nachgewiesen worden. Die infizierte Person habe sich beim Institut für Tropenmedizin in Antwerpen gemeldet, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender VRT am Donnerstagabend unter Berufung auf die Forscherin Isabel Brosius. Die infizierte Person sei nicht sehr krank, hieß es. Die Kontakte der Person würden ermittelt.

Update vom 19. Mai, 21.35 Uhr: Die Affenpocken sorgen derzeit für eine ungewöhnliche Infektionshäufung. Was bedeutet das für Europa? Und wie gefährlich sind sie für uns? So schaut das Virus aus, das sind die Symptome und so steckt man sich an.

Update vom 19. Mai, 14.25 Uhr: Immer mehr Länder melden Affenpocken-Fälle, nun hat auch Italien einen Fall der Virus-Erkrankung registriert. Der Assessor für Gesundheit der Region Latium, Alessio D‘Amato, bestätigte am Donnerstag einen ersten erfassten Fall der Virusinfektion. Er habe Gesundheitsminister Roberto Speranza über den Befund, der im Nationalen Institut für Infektionskrankheiten bestätigt worden war, in Kenntnis gesetzt, schrieb D‘Amato bei Facebook. Das Institut kündigte noch für Donnerstag eine Presseerklärung an.

Die Nachrichtenagentur Ansa meldete, dass es sich bei dem Infizierten um einen Mann handle, der von einer Reise auf die Kanarischen Inseln zurückkam und in Rom in ein Krankenhaus ging. Dort sei er isoliert worden, hieß es.

Update vom 19. Mai, 13.40 Uhr: In Schweden ist am Donnerstag der erste Fall einer Infektion mit der Virus-Erkrankung Affenpocken bestätigt worden. Wie die schwedische Gesundheitsbehörde mitteilte, ist eine Person im Großraum Stockholm infiziert. „Die mit dem Virus infizierte Person in Schweden ist nicht ernsthaft krank, aber in Behandlung“, sagte Infektionsmedizinerin Klara Sondén laut der Mitteilung. „Wir wissen noch nicht, wo sich die Person angesteckt hat. Die Ermittlungen dazu laufen.“ Schweden ist bereits das vierte Land in Europa, das einen Affenpocken-Fall registriert hat. Auch in den USA sind die Affenpocken mittlerweile angekommen (siehe Ursprungsmeldung unten).

Zu den häufigsten Symptomen gehören laut der schwedischen Gesundheitsbehörde Fieber, geschwollene Lymphknoten, allgemeines Unwohlsein und Hautausschlag mit Bläschen. Die Behörde untersucht nun, ob es weitere Fälle in Schweden gibt.

Ursprungsmeldung vom 19. Mai 2022: New York - Sie sorgen in den meisten Fällen für milde Symptome, doch sie können auch schwere Verläufe nach sich ziehen: die Affenpocken. Nach mehreren Fällen in Großbritannien, Spanien und Portugal sind sie nun auch in den USA festgestellt worden. In dieser Woche hatte auch das Robert Koch-Institut eine Mitteilung zu den Affenpocken veröffentlicht.

Wie die Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mitteilt, wurde die Krankheit bei einem Bewohner aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes registriert. Die Person sei kurz zuvor nach Kanada gereist, das Virus sei allerdings in den Vereinigten Staaten festgestellt worden.

Normalerweise werden Affenpocken über die Luft übertragen. In einigen der kürzlich aufgetauchten Fälle aber gingen die Experten von einer Infektion durch Flüssigkeiten aus, weil es sich bei den Patienten um homosexuelle Männer handelt. Angesichts der Fälle in Großbritannien hatte das Robert Koch-Institut zuletzt bereits Ärzte in Deutschland für die Virusinfektion sensibilisiert.

In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Affenpocken waren bislang vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen „unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen“. Bis erste Affenpocken-Fälle in Deutschland auftreten, sei nur eine Frage der Zeit, berichtet heidelberg24.de.

In Großbritannien hatte sich die Zahl der erfassten Fälle der seltenen Erkrankung nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) von Montag auf sieben erhöht. Bis Mittwoch wurden in Großbritannien bereits zwei weitere Fälle gemeldet. Bei den beiden jüngsten Fällen in London und Südostengland gebe es keine Verbindung zu Reisen in Länder, in denen die Krankheit endemisch sei. Es sei daher möglich, dass die Ansteckungen durch eine Verbreitung von Mensch zu Mensch in Großbritannien stattgefunden hätten, hieß es in der Mitteilung vom Mittwochabend. Die erste Infektion, die Anfang Mai in Großbritannien bekannt geworden war, soll hingegen auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen.

Die Virus-Erkrankung ruft nach Angaben der UKHSA meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Die Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte.

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