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"Aggression ging von Moskau aus": Macrons Vorstoß löst in Berlin Verwunderung aus

"Aggression ging von Moskau aus" Macrons Vorstoß löst in Berlin Verwunderung aus

Frankreichs Präsident Macron will eine nachhaltige Sicherheitsordnung in Europa errichten - unter Berücksichtigung russischer Interessen. Doch in Berlin stößt seine Idee auf Ablehnung. Die NATO habe zu keinem Zeitpunkt Russland bedroht, heißt es etwa.

Überlegungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu einer möglichen künftigen Sicherheitsarchitektur in Europa stoßen bei Ampel-Politikern auf Ablehnung. Der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid sagte der "Welt": "Die Worte Macrons verwundern. Die NATO hat zu keinem Zeitpunkt Russland bedroht, sondern mit der NATO-Russland-Grundakte einen gemeinsamen Rahmen für Sicherheitsfragen geschaffen." Jetzt gelte es, europäische Sicherheit vor und gegen Russland zu gewährleisten. "Solange Russland eine imperialistische Außenpolitik verfolgt, ist eine gesamteuropäische Friedensordnung unter Einschluss Russlands nicht möglich."

Macron hatte am Samstag in einem Interview dem französischen Sender TF1 unter anderem gesagt, er habe bei seinem jüngsten USA-Besuch mit Präsident Joe Biden über die künftige Sicherheitsordnung in Europa gesprochen. "Das bedeutet, einer der essenziellen Punkte - denn Präsident (Wladimir) Putin hat es immer gesagt - ist die Angst, dass die NATO bis vor seine Tür kommt, ist die Stationierung von Waffen, die Russland bedrohen können. Dieses Thema wird Teil der Themen für den Frieden sein. Und deshalb müssen wir es auch vorbereiten."

Der FDP-Außenpolitiker Ulrich Lechte würdigte Macrons diplomatische Bestrebungen: "Eine gute Initiative, doch die Bereitschaft von Russland und der Ukraine ist die Grundbedingung für solche Verhandlungen. Die Aggression ging stets von Moskau aus." Sein Grünen-Kollege Jürgen Trittin sagte der Zeitung: "Sicherheitsgarantien sind wichtig - aber nicht einseitig. Wer sie fordert, muss zuerst einmal die zugesagten Sicherheitsgarantien für die Ukraine ausbuchstabieren."

Macron stelle "Dinge auf den Kopf"

Johann Wadephul von der CDU nannte die Vorschläge demnach "hochproblematisch". Hierüber müssten dringend Gespräche in EU und NATO geführt werden. Macron stelle "die Dinge auf den Kopf", weil zunächst die Ukraine Sicherheitsgarantien benötige. "Vor allem leistet er der russischen Propaganda bedauerlicherweise Vorschub, wenn er die NATO als Anlass für Sicherheitsbedenken darstellt."

AfD-Fraktionschef Tino Chrupalla begrüßte dagegen Macrons Äußerungen: "Es ist ein Armutszeugnis für die Ampel-Koalition, dass dieser längst überfällige Vorstoß von Paris ausgeht und nicht von Berlin." Macron weise zu Recht darauf hin, dass Russlands legitime Sicherheitsinteressen berücksichtigt werden müssten. Jan Korte, parlamentarischer Geschäftsführer der Linken, mahnte eine Prüfung der Vorschläge an.