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Aktien: Durchwachsener Ausblick für Banken-Aktien

Steigende Zinsen werden für Banken angesichts der drohenden Rezession zur Belastung. Zwar performen die großen Geldhäuser noch besser als der breite Markt. Investitionen erfordern aber viel Mut. Bei der Auswahl kann das Kurs-Buchwert-Verhältnis helfen

Die vier wichtigsten Wirtschaftsinstitute des Landes haben am heutigen Donnerstag ihr alljährliches Herbstgutachten vorgestellt. Die düstere Prognose: Deutschland schlittert über den Winter in eine Rezession. Auch in den USA schüren die ungewöhnlich großen Zinsschritte der Notenbank Fed Angst vor einem schmerzhaften Abschwung. Die großen Bankhäuser auf beiden Seiten des Atlantiks reagieren, indem sie Rückstellungen für Kreditausfälle erhöhen und ihre Kreditvergabe in riskanten Kategorien drosseln.

Für Banken bedeutet die aktuelle Situation zweierlei: Ganz grundsätzlich erhöhen steigende Zinsen ihre Gewinne. Andererseits führen steigende Zinsen vor allem in Kombination mit Rezessionsängsten dazu, dass Unternehmen und Verbraucher weniger Kredite aufnehmen. Das Wachstum des Kernkreditvolumens hat langfristig betrachtet allerdings einen enormen Einfluss auf die Ertragslage der Geldhäuser. Das heißt: Mit einem schwächelnden Kreditwachstum profitieren Banken am Ende auch weniger von steigenden Zinsen.

Was für die Geldhäuser spricht: Sie sind heute besser gegen einen Konjunktureinbruch gewappnet als noch in der Finanzkrise 2008. Ihre Kernkapitalquoten sind deutlich höher. Wer sich also der ungewissen Gemengelage bewusst ist und auf den Bankensektor setzen möchte, findet noch relativ gute Einstiegschancen.

Kurs-Buchwert-Verhältnis

Auf der Suche nach niedrigen Bewertungen blicken viele Anlegerinnen und Anleger zuallererst auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Die Kennzahl stellt den Börsenkurs einer Aktie einer Gewinngröße gegenüber und misst die Anzahl der Jahre, in denen das Unternehmen seinen aktuellen Börsenwert verdienen würde. Grundsätzlich gilt: Je niedriger das KGV, desto preisgünstiger und damit attraktiver ist die jeweilige Aktie im Vergleich zur Branchenkonkurrenz.

Eingang zum Commerzbank Tower in Frankfurt am Main

Konzernumbau und Zinsanstieg haben der Commerzbank zu einem beachtlichen Turnaround verholfen. Gleichwohl lasten die Probleme bei einer polnischen Tochter auf dem das Börsen-Comeback des Finanztitels

Bei Bank-Aktien bietet sich noch eine weitere Kennzahl an – das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Das KBV zieht keine Gewinngröße, sondern den bilanziellen Buchwert heran. Der Buchwert ist das Eigenkapital des Instituts. Für Banken ist die Höhe des Eigenkapitals entscheidend dafür, riskante Geschäfte in die Bücher nehmen zu dürfen. Eigenkapital gehört damit zur betriebsnotwendigen Grundausstattung einer jeden Bank und ist deshalb ein wichtiger Bewertungsindikator.

Beträgt das KBV exakt 1, ist das Unternehmen an der Börse genauso viel wert wie sein Vermögen. Bei Branchen mit einem hohen immateriellen Vermögen, aber niedrigen Buchwert, etwa Technologieunternehmen, liegt das KBV deutlich darüber. Demgegenüber bewegt sich der Bankensektor typischerweise nahe 1. Im Vergleich zwischen zwei Banken gilt: Je niedriger das KBV, desto günstiger.

Europäische Banken hinken hinterher

JP Morgan Chase ist mit einer Bilanzsumme von mehr als 3 Billionen Dollar nicht nur die größte Bank der USA. Die Aktie weist auf Basis der Prognosen für das laufende Geschäftsjahr ein KGV von 10 auf. Das entsprechende KBV beträgt 1,20. Das ist für eine Bank schon recht teuer. Die zweitgrößte Bank der USA, die Bank of America (BofA), kommt ebenfalls auf ein KGV von rund 10 (2022e). Gemessen an ihrem KBV von 1 sind die Papiere jedoch niedrig bewertet.

Europäische Banken haben im Vergleich zur US-Konkurrenz seit Jahrzehnten mit einem Bewertungsabschlag zu kämpfen. Das KBV der meisten europäischen Geldinstitute liegt deutlich unter 1. Die britische HSBC, eine der führenden Bankengruppen der Welt, kommt beispielsweise auf ein KGV von 8 und ein KBV von 0,58 (beides 2022e). Nochmal günstiger gibt es die Papiere der Deutschen Bank. Das größte Bankhaus Deutschlands weist ein extrem niedriges KGV von 5 sowie ein KBV von lediglich 0,27 (beides 2022e) auf.

So verlockend diese Zahlen auch scheinen mögen: Anleger sollten nicht ausschließlich auf eine besonders niedrige Bewertung achten, sondern einen Mittelweg zwischen attraktiver Kennzahl und operativen Ertragsaussichten des Instituts wählen. Hier sind US-Institute die tendenziell bessere Wahl.

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