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Aktien: Europäische Versicherungsaktien: verlässliche Dividendenbringer

Versicherungskonzerne stehen vor neuen und zahlreichen Herausforderungen. Für die Branchengrößen läuft es bisher gut. Anlegern bieten sie günstige Bewertungen und sind ein sicherer Dividenden-Baustein

In unsicheren Zeiten steigt das Bedürfnis nach Absicherung. Das verdeutlicht ein Blick auf Europas Versicherungswirtschaft: Die Nachfrage nach Schaden- und Unfallversicherungen sind in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Für die Versicherer ist das aktuelle Marktumfeld ein zweischneidiges Schwert. Die Branche profitiert etwa langfristig von der Zinswende, verliert aber auf kurze Sicht. Ihre milliardenschweren Portfolios sind zu einem beträchtlichen Teil in sichere festverzinsliche Wertpapiere veranlagt. Diese sind aufgrund der über Jahre hinweg schlechten Bedingungen am Anleihemarkt besonders niedrig verzinst. Die seit kurzem nun wieder steigenden Zinsen setzen den Marktwert der bestehenden Anlageportfolios dementsprechend unter Druck. Freiwerdendes Kapital können die Konzerne dafür fortan in höher verzinste Schuldverschreibungen investieren.

Ein ähnlich komplexes Bild ergeben die Milliardenschäden infolge des Klimawandels. Schadensereignisse und Großschäden durch Hurrikans, Dürren und Waldbrände häufen sich und belasten die Bilanzen der Versicherer. Gleichzeitig zieht das Neugeschäft merklich an – und mit ihm die Prämien. Was die Inflation anbelangt, so trifft diese vor allem die Kundinnen und Kunden, weniger die Versicherer selbst. Vor allem Schaden- und Krankenversicherer können ihre Beiträge einfach anpassen. So werden beispielsweise die Preise für Autopolicen dieses Jahr empfindlich teurer. Nachgefragt werden diese trotzdem.

Daher gelten Versicherungsprodukte, insbesondere im Bereich der Nicht-Lebensversicherungen, als diskretionär. Die Verträge kommen in der Regel unabhängig vom jeweiligen wirtschaftlichen Umfeld zustande und sind auch in Krisenzeiten vergleichsweise widerstandsfähig. „Der Versicherungssektor ist ein vergleichsweise defensives und nicht-zyklisches Marktsegment“, sagt Daniel Roberts, Portfoliomanager für globale Dividendenaktien bei Fidelity. Wie Anlegerinnen und Anleger bei der Titelauswahl vorgehen sollen, lässt sich laut Roberts aber nur schwer verallgemeinern. Sein Tipp: „Aus unserer Sicht sollten Anleger sich für qualitativ hochwertige Unternehmen mit starken Bilanzen und attraktiven Bewertungen interessieren“. Das bedeutet: Versicherungsunternehmen mit hohem Eigenkapital, stabilem Cashflow, verlässlichen Ausschüttungen und einem attraktiven Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das trifft auf gleich mehrere Unternehmen zu, insbesondere im europäischen Versicherungssektor.

Axa hat Kurspotenzial

Besonders gut positioniert ist zweifelsohne Frankreichs größter Versicherer Axa. Der Versicherungsgigant kommt auf gebuchte Brutto-Beitragseinnahmen von rund 97 Mrd. Euro. Nach Geschäftsfeldern spült die Schaden- und Unfallversicherung das meiste Geld in die Kasse, gefolgt von der privaten Krankenversicherung und dem Vorsorgegeschäft. Außerdem verdient das Unternehmen sehr gutes Geld mit einem weiteren Standbein: der Vermögensverwaltung. Das durch die Gruppe verwaltete Vermögen hatte Ende 2021 einen Wert von mehr als 1 Billion Euro. Hinter der zuletzt besonders guten Performance steckt unter anderem eine deutliche Reduktion des Geschäfts mit Naturkatastrophenrisiken.

Nicolai Tangen (links), Chef des Norwegischen Staatsfonds, musste in dieser Woche einen Verlust von 150 Mrd. Euro für 2022 vermelden

Der norwegische Staatsfonds gilt als Vorbild für die geplante Aktienrente in Deutschland. Jetzt hat der Fonds einen Verlust von 150 Mrd. Euro für 2022 vermeldet. Das ist kurzfristig zwar viel Geld, doch langfristig fällt das kaum ins Gewicht

Goldman Sachs hat Axa auf „Buy“ mit einem Kursziel von 34 Euro. Aktuell notiert das Papier bei knapp unter 29 Euro. Das heimische Geschäft des französischen Versicherers, das rund ein Viertel der Gewinne erwirtschaftet, sei eine unterbewertete Geldmaschine, heißt es in der Analyse. Das Unternehmen ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9 (2022e) günstig bewertet. Die Dividendenrendite beträgt attraktive 5,78 Prozent.

Auch bei Allianz gibt es Kursfantasie

Die deutsche Allianz Gruppe kam Ende 2021 auf gebuchte Bruttobeiträge in Höhe von 86 Mrd. Euro. Rechnet man hier noch die Einnahmen aus Vermögensverwaltung und Bankgeschäfte mit ein, sind es sogar mehr als 148 Mrd. Euro. Die Geschäftsbereiche sind unterteilt in: Lebens- und Krankenversicherung (52,5 Prozent), Nicht-Lebensversicherungen (41,7 Prozent), Vermögensverwaltung (5,6 Prozent) und Bankgeschäfte. Die Allianz ist einer der größten Asset Manager der Welt und verwaltet für ihre Kunden Kapitalanlagen im Wert von 1,9 Billionen Euro.

Deutsche Bank Research hat Allianz auf „Buy“ mit einem Kursziel von 250 Euro gesetzt, bei einem aktuellen Kurs von 221 Euro. Nach einer überdurchschnittlich guten Entwicklung sieht DB-Analyst Hadley Cohen bei der Allianz weiteres Aufwärtspotenzial. Im Schaden- und Unfallgeschäft habe der Versicherer im weiteren Jahresverlauf noch Potenzial nach oben, trotz höherer Rückversicherungskosten. Das KGV liegt moderat bei 13 (2022e), die Dividendenrendite bei 5,16 Prozent.

Auch wenn sich Europas Versicherer aktuell auf schwierigem Terrain bewegen, sind sie dank einer soliden Kapitalbasis langfristig gut aufgestellt – und zählen zu den erfolgreichsten der Welt. Die Titel eignen sich daher als sicherer Dividenden-Baustein in jedem Portfolio.

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