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Aktien: So lief der Porsche-Börsengang

Der Sportwagenhersteller Porsche hat einen erfolgreichen Börsenstart hingelegt. Trotz des schwierigen Marktumfeldes steigt der Kurs der Volkswagen-Tochter

Die Aktie der Porsche AG legte nach ihrem furiosen Börsendebüt im frühen Handel zu, nachdem der Mutterkonzern Volkswagen den endgültigen Preis für die Vorzugsaktien der Sportwagenschmiede an der Obergrenze festgesetzt und damit den heftigen Marktverwerfungen die Stirn geboten hatte. Die Vorzugsaktien des Zuffenhausener Herstellers stiegen um bis zu 2,8 Prozent auf 84,82 Euro, nachdem sie VW für 82,50 Euro pro Stück verkauft hatte, was einem Börsenwert von 75 Mrd. Euro für die Kultmarke entspricht. Die Notierung brachte einen Erlös von 9,4 Mrd. Euro, der höchste Betrag seit mehr als einem Jahrzehnt.

„Für Porsche geht heute ein großer Traum in Erfüllung“, sagte Volkswagen-Vorstandschef Oliver Blume in einer Erklärung. „Mit der größeren Eigenständigkeit sind wir in einer sehr guten Position, um unsere ehrgeizigen Ziele in den kommenden Jahren umzusetzen.“

Die Notierung des 911-Herstellers ist ein mutiger Schritt an die Börse, die in diesem Jahr Neuemissionen überwiegend verschlossen blieb, da die Energiekrise, steigende Zinsen und Rekordinflation potenzielle Emittenten abschreckte. VW will über den Verkauf Mittel für seine Elektrifizierung beschaffen, die Investoren erhalten als Draufgabe die emotional aufgeladene Beteiligung an einer Firmenlegende. Das Drehbuch ähnelt der Trennung des Sportwagenbauers Ferrari von der Konzernmutter Fiat im Jahr 2015.

Der Chef und sein Vorbild: Porsche-Boss Oliver Blume mit dem Elektromodell Taycan

Der Umbau zur Elektromobilität ist die größte Herausforderung für die Branche seit Jahrzehnten. Im Interview erklärt Porsche-Chef Oliver Blume, warum er dennoch an die Zukunft deutscher Autobauer glaubt

„Wenn man einen Börsengang in einem so schwierigen Markt durchziehen kann, beweist das die Attraktivität des Unternehmens“, erklärte Analyst Philippe Houchois von Jefferies. Er verweist auf den hohen Bekanntheitsgrad von Porsche und den Umstand, dass der Hersteller kein Kapital aufnehmen müsse. 

VW-Aktie verliert

Volkswagen-Vorzüge fielen nach dem Handelsstart um bis zu 6,2 Prozent, während die Porsche Automobil Holding, die Beteiligungsgesellschaft der Familie Porsche-Piëch, um bis zu 9,2 Prozent nachgab.

Bis August brachten Unternehmen bei Börsengängen in diesem Jahr weniger als 10 Mrd. Dollar auf, 83 Prozent weniger als im Vorjahrezeitraum, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Der Börsengang von Porsche wird der größte in Europa seit dem des Bergbauunternehmens Glencore in London im Jahr 2011 sein, der fast 10 Mrd. Dollar einspielte.

Mit dem Aktienpreis erreicht Porsche eine Bewertung, die nicht weit von der gesamten Marktkapitalisierung von VW entfernt ist – obwohl der Konzern auch noch Marken wie Audi, Škoda, Seat und VW umfasst. Allerdings hat der Börsengang auch Kritik an seiner komplexen Struktur angefacht.

VW hat das Aktienkapital von Porsche zu gleichen Teilen in stimmberechtigte Stämme und stimmrechtslose Vorzüge aufgeteilt und selbst 75 Prozent von beiden behalten. Nur 12,5 Prozent des gesamten Kapitals – ausschließlich Vorzugsaktien – kommen an die Börse, wobei ein Großteil an vier Ankerinvestoren geht: Die Staatsfonds von Katar und Norwegen, T. Rowe Price und ADQ übernehmen bis zu 3,7 Mrd. Euro.

Wolfgang Porsche mit Ferdinand, einem seiner vier Kinder, im vergangenen Jahr in Zell am See

Beim Wechsel an der VW-Spitze haben die Familien Porsche und Piëch ihre Macht demonstriert. Nach dem Porsche-Börsengang wird der Clan einflussreich wie nie sein

Die anderen 12,5 Prozent der verkauften Aktien gehen an den größten VW-Aktionär, die Milliardärsfamilien Porsche und Piëch. Deren Beteiligungsgesellschaft Porsche Automobil Holding gehören bereits 53 Prozent der stimmberechtigten VW-Aktien, und sie kaufen nun 25 Prozent plus eine Aktie der Porsche-Stämme für 10,1 Mrd. Euro – ein kleiner Aufschlag auf den Preis der Vorzugsaktien. Die Porsche Holdng wird die Übernahme überwiegend mit Fremdkapital in Höhe von 7,9 Mrd. Euro finanzieren.

Neben der Eigentümerstruktur ist auch das Management für einige Investoren ein Problem. Porsche-Chef Oliver Blume wurde kürzlich in Personalunion auch zum Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen ernannt.

Geschäftsziele

Porsche strebt in diesem Jahr einen Umsatz von bis zu 39 Mrd. Euro an. Die Umsatzrendite soll bis zu 18 Prozent erreichen, was zwei Prozentpunkte mehr wären als im vergangenen Jahr. Langfristig soll die Rendite auf über 20 Prozent steigen.

Bernstein rechnet in einer Analyse mit einer Porsche-Marktkapitalisierung von 80 Mrd. Euro und führt aus, das Unternehmen läge damit knapp unterhalb des Luxussektors aber am oberen Ende der Automobilhersteller. „Im Vergleich zu den Luxusunternehmen weist Porsche immer noch eine höhere Volatilität des Gewinnwachstums und des Margenprofils auf“, schrieb Daniel Roeska, Analyst für europäische Automobilwerte. „Porsche hat die Volumina nur durch neue Formate signifikant erhöht, und das ist in den kommenden Jahren nicht wahrscheinlich.“

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