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Aktivisten an Tagebaukante: Polizei setzt Wasserwerfer gegen Lützerath-Demonstranten ein

Aktivisten an Tagebaukante Polizei setzt Wasserwerfer gegen Lützerath-Demonstranten ein

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Die Polizei wendet nach eigenen Angaben "unmittelbaren Zwang" an, um Demonstranten von Lützerath und vom Tagebau fernzuhalten.

(Foto: dpa)

Bei der Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Dorfes Lützerath kommt die Polizei zügig voran. "Oberirdisch" sei der Einsatz nahezu abgeschlossen. Aktivisten aus einem Tunnel sollen bald "gerettet" werden. Gegen Versuche von Demonstranten, in das abgeriegelte Dorf vorzudringen, geht die Polizei rigoros vor.

Am Rande einer großen Demonstration gegen den rheinischen Braunkohletagebau hat sich die Stimmung zunehmend aufgeheizt. Die Polizei setzte unter anderem Wasserwerfer sowie Pfefferspray und Schlagstöcke ein, um Demonstranten daran zu hindern, in das abgesperrte Dorf Lützerath und an die Kante des Tagebaus Garzweiler II vorzudringen. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass die Beamten die Klima-Demonstranten gewaltsam zurückgedrängten. Über Verletzte oder Festnahmen könne er noch nichts sagen, da der Einsatz andauere.

Ein Sprecher auf der Kundgebungsbühne im Nachbardorf Keyenberg hatte die Demo-Teilnehmer zuvor explizit aufgerufen, sich über Anweisungen der Polizei hinwegzusetzen. Er finde es legitim, wenn die Teilnehmer versuchten, in das abgesperrte Lützerath vorzudringen, sagte er: "Lasst euch von der Polizei nicht aufhalten. Wir sind mächtig. Wir sind auf der Seite der Gerechtigkeit. Wir lassen uns von diesem repressiven System nicht aufhalten. Wir stoppen diesen Tagebau. Macht alles, was ihr für richtig haltet."

Hunderte Aktivisten sind bereits in das Tagebaugelände eingedrungen und bis zur Abbruchkante gelaufen. Die sei lebensgefährlich, weil der Boden durch Dauerregen aufgeweicht sei und Erdrutsche drohten, warnte die Polizei. Nach Polizei-Angaben attackierten einzelne Demonstranten auch Streifenwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten.

Die Demonstranten erhielten derzeit immer noch weiteren Zulauf. "Wir wenden jetzt schon unmittelbaren Zwang an, wenn Leute in die Richtung gehen." Lützerath ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die Gebäude der kleinen Siedlung auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz werden derzeit abgerissen, um dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern. Dagegen richtet die im benachbarten Ortsteil Keyenberg stattfindende Demonstration. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 8000 bis 10.000, die Veranstalter sprachen von 35.000.

Noch Dutzende Aktivisten in Lützerath

In dem abgeriegelten Dorf Lützerath selbst setzte die Polizei die Räumung fort. Einsatzkräfte kletterten auf Bäume, auf denen Menschen ausharrten. Nach Angaben des Energiekonzerns RWE laufen zudem Vorbereitungen, um Aktivisten aus einem Tunnel zu holen. Laut Polizei ist der Einsatz an dem Tunnel übergeben worden. Es handle sich um eine "Rettung", die nun in den Händen von RWE und THW liege, sagte ein Polizeisprecher.

"Wir gehen davon aus, dass es ihnen gut geht", sagte Bente Opitz von der Initiative "Lützerath lebt". Die Aktivisten hätten genug zu Essen und könnten mehrere Tage in dem Tunnel ausharren. Nach Angaben von "Lützerath lebt" sind noch mehrere Dutzend Aktivisten in Lützerath, auf Dächern und in Bäumen.

Die Polizei machte zur Anzahl der verbliebenen Aktivisten zunächst keine Angaben. "Oberirdisch sind wir so gut wie durch", sagte ein Sprecher. Es gebe noch etwa 15 "Strukturen" der Aktivistinnen und Aktivisten, darunter Baumhäuser und Verschläge, hieß es.