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Als Vierjährige entführt - Susan nach 53 Jahren mit ihrer Familie vereint

Als die vierjährige Susan Gervaise im Jahr 1969 mit einer Familie aus Schottland in die Ferien fuhr, ahnten sie und ihre Familie nicht, dass sie sich jahrzehntelang nicht mehr wiedersehen würden. 53 Jahre später feiern sie jetzt ein unglaubliches Happy End, das ans Herz geht.

Die britische „ Daily Mail“ berichtet über ein Wiedersehen, das wohl niemand mehr für möglich gehalten hätte. Im Mittelpunkt: Susan Gervaise, die seit ihrem Verschwinden um die Welt reiste – und im Kreise einer Familie aufwuchs, die sie für ihre eigene hielt.

Wie die Zeitung berichtet, fragte ein schottisches Paar Susans leibliche Mutter, ob sie die Kleine mit in den Urlaub nehmen könne; man wolle mit ihr in einen Disney-Park fahren und werde sie natürlich zu ihrer Familie zurückbringen, versprachen die beiden Reisenden. Die Mutter willigte ein, gab den beiden Fremden sogar die Kopie einer Geburtsurkunde mit – und übergab ihre Tochter nichts ahnend in die Hände des Paares.

Doch die kleine Susan kehrte nicht zurück – sie ging auf unfreiwillige Weltreise. Einfach unfassbar: Ihre schottischen Begleiter schwindelten ihr vor, ihre leibliche Familie habe sie verstoßen – und gaben sich als ihre Adoptiveltern aus. Eine Geschichte, die Susan glaubte. Auch, weil sie von ihrer neuen Familie nach eigenen Angaben „ohne Ende verwöhnt“ worden sei. Im Laufe der Jahre siedelte die Familie laut britischer Berichte um: Zuerst nach Kanada, dann nach Australien – und schließlich nach Neuseeland.

Völlig verrückt: Die Entführung fühlte sich für Susan nach eigenen Angaben nie an wie eine Entführung – sie war im Kreise ihrer neuen Familie und der Community der Reisenden angekommen, lebte ein scheinbar völlig normales Familienleben. Erst viele Jahre später kam die Wahrheit ans Licht.

Die dreifache Mutter startete mit ihrem Mann einen Facebook-Aufruf – und fand innerhalb kürzester Zeit ihre Verwandtschaft in Großbritannien

Foto: Quelle: Facebook

Gegenüber der „Daily Mail“ berichtete Gervaise, sie habe ihre Familiensituation nie hinterfragt. Weil Ende der 1960er Jahre internationale Reisen für Kinder mit Geburtsurkunde und einer Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten erlaubt waren, konnte das Paar die kleine Begleiterin jederzeit arglos von einem Land ins nächste mitnehmen.

Der änderte sich, als Susan 16 wurde. Susan erzählt: „Wir sind nach Neuseeland gereist. Bei der Einreise brauchte ich keinen Pass, aber als wir nach Australien zurück wollten, benötigte ich einen. Ich stellte einen Antrag, jedoch benötigte ich eine Unterschrift von meiner Mutter oder meinem Vater.“ Weil ihre „Adoptivmutter“ bereits verstorben war, blieb nur ihr Vater – und der beichtete ihr schließlich die Wahrheit. Susan: „In dem Moment erzählte mir Papa, dass sie mich gar nicht adoptiert, sondern dass sie mich gestohlen hatten.“

Eine Nachricht, die wie ein Schlag in die Magengrube klingt. Verblüffend: Susan berührte die Geschichte der unfassbaren Familien-Lüge zunächst gar nicht. Gegenüber „„Daily Mail“ sagte sie: „Das Ungeheuerliche, was mir widerfahren ist, ist mir gar nicht bewusst geworden. Ich habe einfach mein Leben weitergeführt.“

Ihren „Klick-Moment“ habe sie erst Jahrzehnte später, längst im Erwachsenenalter gehabt. Susan: „Erst als mich jemand, der adoptiert wurde, fragte, wie sich meine Familie im Vereinigten Königreich wohl damit fühlen würde, ging mir ein Licht auf.“

Susan, inzwischen selbst dreifache Mutter und Großmutter, begann sich mit der Hilfe ihres Mannes auf die Suche nach ihrer Verwandtschaft zu machen – und wurde innerhalb von nur 30 Minuten fündig! Im Juni veröffentlichte das Paar einen Aufruf auf der Facebook-Seite der Gemeinde Knottingley und Ferrybridge nahe ihrer Heimatstadt Pontefract (Grafschaft West Yorkshire).

Spätes Familienglück: Gervaise (vorne links) mit vier ihrer sechs Geschwister

Foto: Hamilton Gervaise/Facebook

Und siehe da: Im Nu wurden ihre Geschwister aufgespürt und der Kontakt hergestellt. Susan überglücklich: „Als ich mit meiner Familie sprach, weinten sie vor Glück, weil ich am Leben war.“ Vier ihrer sechs Geschwister hat Susan bereits wieder in die Arme schließen können – und hat mit ihren ihren 57. Geburtstag in ihrer britischen Heimat gefeiert.

Susans Nichte Emma McFayden über die glückliche Wiedervereinigung: „Wir hätten nie gedacht, dass das passieren würde. Es war unglaublich – besonders für meine Mutter (eine von Susans Schwestern, Anm.d.Red.). Sie ist an Parkinson und Demenz erkrankt, und es ist erstaunlich, dass sie wieder mit ihrer Schwester zusammen ist, bevor es ihr schlechter geht. Sie ist jetzt vollständig.“

Nur Susans verzweifelte Mutter, die Zeit ihres Lebens nach ihrer Tochter gesucht hatte, erlebt das späte Familienglück tragischerweise nicht mehr mit – sie ist bereits vor acht Jahren gestorben.

Susan: „Bis heute wissen wir nicht, warum die Polizei nie eingeschaltet wurde. Ich denke, es muss daran gelegen haben, dass meine Mutter ihnen die Erlaubnis gab, mich mitzunehmen, und daran, dass wir immer wieder in Pflegefamilien untergebracht waren.“ Ihre Mutter sei – so erzählt Susan – offenbar immer wieder zu dem Wohnwagenplatz zurückgekehrt, nachdem sie weggezogen war. Doch ihre Suche war vergeblich geblieben.