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Arbeitsmarkt im Wandel: Startschuss für geförderte Weiterbildungszeit

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In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit soll das Bildungsangebot für Beschäftige ausgeweitet und finanziell gefördert werden.

(Foto: picture alliance/dpa)

Mit 50 noch zum Maschinenbauer umschulen? Viele Arbeitnehmer verspüren nach jahrelangem Klettern auf der Karriereleiter den vielleicht Wunsch, sich beruflich neu auszurichten. Um das künftig zu erleichtern, will der Bund bürokratische Hürden abbauen und gefährdeten Branchen unter die Arme greifen.

Beschäftigte in Deutschland sollen künftig eine öffentlich geförderte Bildungszeit für ihre Weiterbildung nehmen können. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kündigte bei der Präsentation der Nationalen Weiterbildungsstrategie in Berlin die Vorlage eines Gesetzentwurfs bis zum Jahresende an. Die Instrumente zur Förderung der beruflichen Weiterbildung sollten mit dem geplanten Gesetz komplett neu geordnet werden.

"Wir werden eine neue Bildungszeit und Bildungsteilzeit einführen", sagte der SPD-Politiker. "Beschäftigte können damit ihre Weiterbildung selbst in die Hand nehmen und eigenständig betreiben", erläuterte er. "Sie können auf diesem Weg einen Berufswechsel erreichen oder auch eine besser bezahlte Stelle, beispielsweise wenn sie als gelernte Hotelkauffrau ins Hotelmanagement aufsteigen wollen."

Neue Perspektiven für aus der Zeit gefallene Branchen

Weiterbildung solle auch verstärkt durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden können, ähnlich wie beim Kurzarbeitergeld. "Wir werden ein Instrument schaffen, das wir Qualifizierungsgeld nennen", kündigte Heil an. "Es geht dabei um Betriebe, in denen ein größerer Teil der Belegschaft von Transformation betroffen ist, vor allem in Teilen des Maschinenbaus oder auch bei Zeitungsverlagen."

"Wir brauchen auch Perspektiven für die Beschäftigten, deren Arbeitsplatz durch den Wandel in der bisherigen Form in eine Sackgasse führen kann", sagte Heil. Wer derzeit einen Verbrennungsmotor zusammenbauen könne, müsse künftig auch mit neuen Antriebsarten umgehen können.

Bildungsangebote für Geringqualifizierte

Bundesregierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften wollen dabei vor allem auch Geringqualifizierte in den Blick nehmen. "Wir müssen die Zugänge zur Weiterbildung erleichtern, auch für Geringqualifizierte", sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger nach Beratungen mit den Sozialpartnern und der Bundesagentur für Arbeit (BA). Grundfertigkeiten wie Lesen, Rechnen und Schreiben müssten am Arbeitsplatz nachgeholt werden können.

Bei der Notwendigkeit neuer Instrumente wurden Differenzen mit der Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) deutlich. "Nicht immer brauchen wir Neues, manchmal reicht es, Stellschrauben neu zu justieren", sagte deren Präsident Rainer Dulger beim gemeinsamen Presseauftritt. "Wir müssen insbesondere diejenigen erreichen, die am wenigsten vorbereitet sind."

Vorgestellt wurde ein 22-seitiges Papier zur Fortschreibung der im Juni 2019 vereinbarten Nationalen Weiterbildungsstrategie, die Bund, Länder, Sozialpartner und die BA an einen Tisch bringt. Stark-Watzinger verwies auf eine Schätzung, wonach bis 2030 knapp vier Millionen Beschäftigte ihr Tätigkeitsfeld ändern dürften. Für jeden Einzelnen stünden somit große Veränderungen an.