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Assad-Truppen beschießen offenbar syrisches Erdbebengebiet

Syrische Regierungstruppen sollen eine vom Erdbeben betroffene Stadt bombardiert haben. Die politische Situation in Syrien erschwert Helfern die Rettungsarbeit.

Regierungstruppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad haben nach Angaben syrischer Quellen und britischer Politiker offenbar vom Erdbeben betroffene Gebiete angegriffen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Middle East Eye (MEE) mit Sitz in London. Demnach sagte die britische Abgeordnete Alicia Kearns, Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, in einer Erklärung, dass Assad in den Stunden nach dem Erdbeben einen "wahrhaft gefühllosen und abscheulichen Angriff" auf Marea gestartet habe. Die Stadt liegt im Nordwesten Syriens.

Eine in der Nähe stationierte Militärquelle bestätigte den Vorfall offenbar und sagte, es habe "keine materiellen oder menschlichen Verluste" gegeben. Gemäß einer zivilen Quelle sei der Beschuss weniger als zwei Stunden nach dem Erdbeben erfolgt, bei dem bisher mehr als 10.000 Menschen in der Türkei und in Syrien ums Leben gekommen sind. Ein in Marea ansässiger Aktivist sagte gegenüber MEE, dass vier oder fünf Granaten in dem Gebiet eingeschlagen seien. Am Montagmorgen seien zudem Verstärkungen des syrischen Militärs – etwa fünf Panzer und andere Militärfahrzeuge – auf dem Weg in die südsyrische Provinz Suweida gesichtet worden.

Der britische Außenminister James Cleverly bezeichnete den Angriff auf Marea als "völlig inakzeptabel". "Traurigerweise spricht dies für ein langjähriges Verhaltensmuster des Assad-Regimes, ein Regime, das wir verurteilen, das wir sanktioniert haben und das wir weiterhin sanktionieren werden – in Zusammenarbeit mit unseren internationalen Freunden und Partnern – um zu verhindern, dass sich ein solches Verhalten wiederholt", sagte Cleverly nach Angaben von Sky News.

Vermutlich Hunderte Familien unter den Trümmern begraben

In Syrien war nach Protesten gegen die Regierung 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in den viele ausländische Staaten eingriffen und in dem während mehr als einem Jahrzehnt über 350.000 Menschen getötet wurden. Die Assad-Regierung beherrscht inzwischen wieder rund zwei Drittel des zersplitterten Landes. Machthaber Baschar al-Assad wird von Russland und dem Iran unterstützt – und vom Westen geächtet.

Die Hilfe für die Opfer im Bürgerkriegsland Syrien gestaltet sich deshalb schwieriger als in der Türkei und ist diplomatisch heikel. In der von Rebellen und Islamisten kontrollierten Erdbebenregion im Nordwesten Syriens leben 4,8 Millionen Menschen, die nur schwer erreicht werden können. Die Erdbebenkatastrophe traf im Norden Gebiete unter verschiedener Kontrolle, was Helfern die Arbeit erschwert. Fast die gesamte humanitäre Hilfe kommt über Bab al-Hawa – den einzigen, durch eine UN-Resolution garantierten Übergang der türkisch-syrischen Grenze.

Retter in Syrien vermuten, dass noch immer Hunderte Familien unter den Trümmern begraben sind. Eines der am schwersten betroffenen Gebiete in dem Land ist die von Rebellen kontrollierte Region Idlib. Am Mittwoch stieg die Zahl der Todesopfer in Syrien und der Türkei auf mehr als 10.000 Mit einem weiteren Anstieg der Opferzahlen wird gerechnet – etliche Menschen sind bei eisigen Temperaturen noch verschüttet.